Brauchtumsexperte lädt zu mehr Achtsamkeit am Taufdatum ein

"Eine schöne Gelegenheit"

Mit dem Festtag Taufe des Herrn endet die Weihnachtszeit, erklärt Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti. Zugleich fordert er dazu auf, am eigenen Taufdatum mehr Raum zum Nachdenken freizumachen.

Symbolbild: Taufe / © Wirestock Creators (shutterstock)
Symbolbild: Taufe / © Wirestock Creators ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Viele orientieren sich bei der Frage, wann die Weihnachtszeit endet, wann der Baum rausfliegt, an der IKEA-Werbung und sagen: Weihnachten endet am Tag des Heiligen Knut. Ist das eine Möglichkeit?

Manfred Becker-Huberti (Brauchtumsexperte): Der 13. Januar ist das Ende der Weihnachtszeit nur in den nordischen Ländern. Dort hat der Heilige Knut, die Weihnachtszeit einmal verlängert und das feiert man noch bis heute dadurch, dass die Weihnachtszeit bis zum 13. Januar dauert.

Manfred Becker-Huberti / © Harald Oppitz (KNA)
Manfred Becker-Huberti / © Harald Oppitz ( KNA )

Aber für die katholische Kirche gilt dies nicht. Seit 54 Jahren, also nach der Liturgiereform, nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, ist das Fest Taufe des Herrn, das Ende der weihnachtlichen Zeit. Die Taufe des Herrn wird immer am Sonntag nach dem 6. Januar gefeiert.

DOMRADIO.DE: Was genau weiß man über die Taufe Jesu aus der Bibel?

Becker-Huberti: Nur das, was in der Bibel steht. Nicht mehr und nicht weniger. Und es ist in einigen Punkten durchaus auch umstritten. Zum Beispiel die Frage: War Jesus Anhänger von Johannes dem Täufer? Gehörte er zu seinen Jüngern? Es ist auch nicht bekannt, wie weit sich die Tätigkeitsfelder der beiden überlappt haben oder ob sie hintereinander gewirkt haben. Alles das ist unklar.

DOMRADIO.DE: Und es ist ziemlich erstaunlich, wie unterschiedlich die Evangelisten die Taufe Jesu auch beleuchten.

Becker-Huberti: Ja, die einen nehmen sie eben so mit, ohne sie besonders herauszustellen. Die anderen klären ab und versuchen darzustellen, dass der Jünger Johannes oder das Johannes der Täufer eben kein besonderer Typ war, dem Jesus anhing. Das Ganze ist ein bisschen verworren.

Pfeilerfigur von Johannes dem Täufer am Mittelportal der Westfassade des Kölner Doms / © Adelaide Di Nunzio (KNA)
Pfeilerfigur von Johannes dem Täufer am Mittelportal der Westfassade des Kölner Doms / © Adelaide Di Nunzio ( KNA )

DOMRADIO.DE: Heute ist die Taufe natürlich ganz wichtig, das erste Sakrament, das wir als Christen empfangen. Würden Sie sagen, Johannes der Täufer hat dieses Sakrament erfunden?

Becker-Huberti: Nein, denn die Taufe, die Johannes spendet, ist kein Sakrament, sondern hier wird ein jüdischer Reinigungsritus vorgenommen, um sich von Schuld frei zu waschen. Ein Sakrament ist ein Ritus, der als sichtbare Handlung eine unsichtbare Wirklichkeit Gottes vergegenwärtigt und an ihr teilhaben lässt. Das ist eben hier nicht der Fall, auch wenn sich das Bild und das was getan wird, ähnelt.

DOMRADIO.DE: Sie plädieren dafür, der eigenen Taufe oder dem eigenen Tauftermin ein bisschen mehr Raum zu geben. Wie könnte man seinen eigenen Tauftag begehen?

Becker-Huberti: Wenn es noch den Taufpaten gibt, wenn der noch lebt, wäre das eine schöne Gelegenheit, ihn zum Kaffee einzuladen und mit ihm über alte Zeiten zu reden. Ansonsten wird vielleicht auch ein stilles Gedenken nicht falsch sein, sich irgendwo einen Augenblick zurückzuziehen und daran zu denken, wie man begonnen hat, wo man jetzt steht und wo man zu enden hofft.

Das Interview führte Verena Tröster.

Quelle:
DR