Brasilien: Kirche gratuliert Lula und stellt Forderungen

Glück und andere Wünsche

Brasiliens Bischofskonferenz (CNBB) hat Staatschef Luis Inacio Lula da Silva zur Wiederwahl gratuliert, aber zugleich angesichts jüngster Skandale eine ethische Amtsführung der Regierung angemahnt. CNBB-Generalsekretär Odilo Scherer sagte am Montag in Brasilia der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), in den vergangenen Jahren sei die tiefe moralische Krise der Politik für alle Brasilianer deutlich geworden.

 (DR)

Brasiliens Bischofskonferenz (CNBB) hat Staatschef Luis Inacio Lula da Silva zur Wiederwahl gratuliert, aber zugleich angesichts jüngster Skandale eine ethische Amtsführung der Regierung angemahnt. CNBB-Generalsekretär Odilo Scherer sagte am Montag in Brasilia der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), in den vergangenen Jahren sei die tiefe moralische Krise der Politik für alle Brasilianer deutlich geworden. Immer wieder seien Korruption und Machtmissbrauch aufgedeckt worden. - Lula hatte sich in der Stichwahl am Sonntag deutlich gegen seinen sozialdemokratischen Herausforderer durchgesetzt

Einkommen gerechter verteilen
Die Kirche wolle nach dem Wahlsieg mithelfen, dass die Politik ihre ethische Dimension zurückgewinne und nicht länger nur eine auf raschen Vorteil gerichtete Aktivität bleibe. Lula hatte sich in der Stichwahl am Sonntag (Ortszeit) mit 60 Prozent der Stimmen deutlich gegen seinen sozialdemokratischen Herausforderer Geraldo Alckmin durchgesetzt. Er kann nun für vier weitere Jahre regieren.

Laut Scherer warnen die Bischöfe die künftige Regierung auch vor "einem vorrangig auf Profit und unmittelbaren Nutzen gerichteten"
Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell. Menschen, aber auch Natur und Umwelt dürften nicht ökonomischen Interessen unterworfen werden. Brasilien brauche dringend eine bessere Einkommensverteilung. Große, bislang marginalisierte Bevölkerungsteile müssten endlich in die Gesellschaft integriert werden, so die Kirchenvertreter.

Sorgen wegen Zusammensetzung des neu gewählten Nationalkongresses
Die Bischofskonferenz ist nach Worten ihres Generalsekretärs zudem sehr besorgt über die politische Zusammensetzung des im Oktober neu gewählten Nationalkongresses. Lulas Arbeiterpartei (PT) hat dort keine Mehrheit. Auf der Suche nach Koalitionspartnern dürfe Lula nicht die eigensüchtige Interessen von Parteien und Gruppen berücksichtigen, so Scherer.

Der Leiter der Anti-Korruptions-Initiative "Transparencia Brasil", Claudio Abramo, erklärte, wegen der Struktur des neuen Nationalkongresses werde in Lulas zweiter Amtszeit nicht nur das Regieren, sondern auch der Kampf gegen die Korruption viel schwieriger. Unter den Abgeordneten befänden sich viele egozentrische Opportunisten; mindestens ein Drittel hätten ein Millionenvermögen. Dass sechs der jetzt in den Kongress gewählten Millionäre aus Lulas Arbeiterpartei stammten, habe auch damit zu tun, dass diese nie eine linke Partei gewesen sei, so Abramo.