Die Bonner Schau kommt aus Venedig, wo sie bis zum 20. Juli im Palazzo Grassi zu sehen war. Sie steht unter der Schirmherrschaft der Präsidenten Italien, Frankreichs und Deutschlands, Giorgio Napolitano, Nicolas Sarkozy und Horst Köhler. Allerdings ist die Bonner Schau kleiner und konzentrierter. «Wurden in Venedig rund 2000 Stücke gezeigt, so präsentieren wir 1400, die Münzen mitgezählt», sagte Projektleiterin Katharina Chrubasik.
Während die Venedig-Schau die römische Perspektive in den Vordergrund rückte und erst im 11. Jahrhundert endete, konzentrieren sich die Bonner Ausstellungsmacher auf die Völkerwanderungszeit und enden mit der Gründung der barbaro-romanischen Reiche um 600 nach Christus. «Wir haben zwar etwa 50 Prozent der Leihgaben aus Venedig übernommen, ergänzen sie aber um viele Stücke aus Russland, der Ukraine, Polen, Bulgarien und Ungarn», betonte Chrubasik.
Im Unterschied zur Grassi-Ausstellung legt das Bonner Team großen Wert auf die didaktische Begleitung und anschauliche Erläuterungen der komplizierten historischen Zusammenhänge. «So spektakulär manche Objekte sein mögen, sie müssen doch erklärt werden», betonte Chrubasik. Ein schönes Beispiel dafür sei ein sogenannter Reflexbogen der Hunnen - also des Reitervolkes, das die Völkerwanderung 375 nach Christus mit seiner Invasion in Südrussland erst in Gang setzte. In einer Vitrine zeige man originale Goldbleche dieser gefürchteten Waffe, aber erst eine Grafik an der Wand dahinter mache klar, wo sich die Beschläge am Holzbogen befanden. Und eine Nachbildung eines solchen Bogens in einer Nachbarvitrine lässt auch Laien verstehen, wie die Waffe funktioniert hat.
Wer genauer wissen möchte, wo die barbarischen Stämme der Goten, Sueben, Vandalen, Angeln, Sachsen, Burgunder, Franken, Hunnen, Awaren und Gepiden zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer ursprünglich siedelten, wohin sie wanderten und wo sie sich niederließen, kann sich auf einer computeranimierten Europakarte Aufklärung holen. Mit ihrer Hilfe lassen sich die gewaltigen Völkerbewegungen und Machtverschiebungen dieser Epoche nachvollziehen, die im Endergebnis zu einer europäischen Landkarte führten, in den die Grenzen des neuzeitlichen Europas vorgeprägt sind.
Wer sich hingegen mehr für glänzende Goldfibeln und Edelsteine, Bronzefiguren und kultische Objekte, prachtvolle Helme und luxuriöse Pferdegeschirre interessiert, kommt in Bonn ebenfalls nicht zu kurz. Unter den vielen Kostbarkeiten hebt Chrubasik ein Highlight aus Rumänien hervor: Zwei Sattelbeschläge der Gepiden aus dem Fürstengrab von Apahida, das aus dem 5. Jahrhundert stammt. «Besonders schön an den adlerförmigen Stücken sind die rot leuchtenden Almandine, die in Gold gefasst sind», schwärmte die Projektleiterin.
Als thematische Ergänzung zur «Barbaren»-Schau zeigt das Rheinische Landesmuseum in Bonn vom 22. August bis 11. Januar 2009 die Ausstellung «Die Langobarden. Das Ende der Völkerwanderung». Die Ausstellung in der Bundeskunsthalle dauert bis zum 7. Dezember und ist dienstags und mittwochs von 10.00 bis 21.00 Uhr und donnerstags bis sonntags von 10.00 bis 19.00 Uhr geöffnet.
Bonner Bundeskunsthalle zeigt Ausstellung zur Völkerwanderung
Als die "Barbaren" kamen
Mit Europa zur Zeit der Völkerwanderung beschäftigt sich in den kommenden Monaten die Bundeskunsthalle in Bonn. Die am Donnerstag beginnende Ausstellung "Rom und die Barbaren" wirft einen Blick auf die Zeit vom 4. bis 6. Jahrhundert und erinnert an jene Periode, in er die von den Römern als Barbaren bezeichneten germanischen Völker und Stämme über die Grenzen des römischen Imperiums strömten und zur Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustulus im Jahr 476 sorgten.
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