In Bonn entsteht die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien

IRENA soll den Durchbruch bringen

Mehr als 100 Staaten gründen heute in Bonn eine Agentur für erneuerbare Energie. IRENA soll der Zusammenschluss heißen, der auf eine Initiative Deutschlands zurückgeht. Eine ehrgeizige Geburt: Den "Durchbruch der der erneuerbaren Energien" wünscht sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.

 (DR)

Fossile Brennstoffe werden immer knapper, teurer und belasten die Umwelt; Kernkraft ist seit Jahrzehnten umstritten. Zugleich wächst die Bevölkerung und mit ihr der Energiebedarf: Aus diesem Grund werben Umweltschützer für alternative Energiequellen. Mit der Gründung der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) am Montag in Bonn soll deren Ausbau weltweit vorangetrieben werden. 50 Industrie- und Entwicklungsländer wollten den Vertrag am Nachmittag unterzeichnen.

In Deutschland lag der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch - Strom, Wärme und Treibstoffen - im Jahr 2007 bei 8,6 Prozent. Beim Stromverbrauch beträgt der Anteil erneuerbarer Energien 14,2 Prozent. Der größte Teil davon ist Windenergie, gefolgt von Bioenergie, Wasserkraft und Solarenergie. Europaweit sollen bis 2020 erneuerbare Energien 20 Prozent des Endenergieverbrauchs ausmachen.

Laut Bundesumweltministerium konnten 2007 durch die Nutzung der umweltfreundlichen Energien in Deutschland 115 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Ohne sie wären die Emissionen der schädlichen Treibhausgase demnach rund 15 Prozent höher gewesen.

NABU begrüßt Internationale Agentur
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat die Gründung der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) als ein "wichtiges Signal" für den Klimaschutz bezeichnet. Die neue Institution könne dazu beitragen, dass für die Nutzung von erneuerbaren Energien die politischen Rahmenbedingungen verbessert werden, erklärte NABU-Präsident Olaf Tschimpke am Montag in Bonn.

Mit der Gründung einer gemeinsamen Agentur, die sich allein auf die Förderung und den Ausbau erneuerbarer Energien konzentriere, nehme die Weltgemeinschaft gemeinsam Verantwortung wahr, sagte Tschimpke weiter. Bestehende Organisationen wie die Internationale Energie-Agentur (IEA) hätten das technologische, ökologische und wirtschaftliche Potenzial erneuerbarer Energien viel zu lange systematisch vernachlässigt. So habe die IEA auf die Renaissance der Atomkraft und die globale Ausbeutung der letzten Kohle-, Öl- und Gasvorräte gesetzt, kritisierte der NABU-Präsident. "Das wird eine Umweltzerstörung in bisher nicht gekanntem Ausmaß verursachen."

Gabriel: 500.000 neue Jobs
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel betont immer wieder das Potenzial erneuerbarer Energien für den Arbeitsmarkt: Er hofft, in diesem Bereich mittelfristig 500.000 Jobs schaffen zu können. Im Bereich der Kernenergie gäbe es im Vergleich dazu weniger als 30.000 Arbeitsplätze, sagt Gabriel.

Neu an der Debatte um den Ausbau alternativer Energieformen sind die weltweiten Auswirkungen auf den Nahrungsmittelmarkt. Biotreibstoff, der etwa aus Mais- oder Zuckerrüben gewonnen wird, ist nach Ansicht von Experten geeignet, Preise in die Höhe zu treiben und die Landwirtschaft zum Anbau von Nahrungsmitteln zu verdrängen.

Die meisten Menschen in armen Ländern nutzen schon erneuerbare Energien, allerdings sind diese weder nachhaltig noch umweltfreundlich. Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu modernen Energiequellen und gebrauchen daher Feuerholz oder Dung. Damit ist der Anteil der Nutzung erneuerbarer Energien zwar hoch - in Afrika liegt er bei 49 Prozent. Er führt aber zu Abholzung und auch Gesundheitsschäden durch offenes Feuer.

Diese Art von Energie soll mit Hilfe von IRENA nicht gefördert werden. Umweltschützer setzen auf andere Energiequellen wie Wind oder Sonne für Entwicklungsländer. Denn diese seien nicht nur umweltschonend sondern auch kostengünstig.