Bonifatiuswerk eröffnet in Görlitz Aktion für Katholiken in Minderheit

Jeder Einzelne zählt

Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken hat am Sonntag in Görlitz seine bundesweite Diaspora-Aktion eröffnet. Mit zahlreichen Veranstaltungen will das Hilfswerk auf Probleme in der Diaspora aufmerksam machen, also in Gebieten, in denen Katholiken als kleine Minderheit leben. Das Motto der Aktion des in Paderborn ansässigen Hilfswerks lautet in diesem Jahr: "Der Einzelne zählt - egal wo".

 (DR)

In der Festrede, im anschließenden Festakt, betonte der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich, er sehe eine Chance, „kirchenferne Menschen wieder für die Gemeinschaft in den christlichen Gemeinden zu interessieren, sie auch zurückzuholen in die Welt des Glaubens". Zwar hätten vier Jahrzehnte kirchenfeindlicher SED-Politik Spuren in der Gesellschaft hinterlassen, sagte Tillich einen Tag vor dem 20. Jahrestag des Mauerfalls. „Es ist der SED gelungen, in weiten Teilen der ostdeutschen Gesellschaft Werte und Kultur von ihren Wurzeln im Christentum zu trennen".

Jedoch, betonte der sächsische Ministerpräsident, dass dies nicht zugleich zu einem Werteverfall geführt habe. Auch diejenigen, die keiner christlichen Kirche angehörten, immerhin drei Viertel aller Sachsen, würden moralisch fühlen und handeln, wie es Christen tun. Daran könnten Christen anknüpfen.
Als Diasporakatholik bedankte sich Tillich für die Hilfe des Bonifatiuswerkes, „ein Zeichen, dass wir hier in der Diaspora zwar weit weg, aber nicht vergessen sind". Die Unterstützung des Bonifatiuswerkes ermögliche es Katholiken in der Diaspora geholfen werde, ihren Glauben zu leben und damit Freiheit zu gestalten. Die Arbeit des Hilfswerkes treffe damit den Kern der Religionsfreiheit, „dass wir unseren Glauben nicht nur hinter verschlossenen Türen leben, wie es die SED wollte, sondern ganz selbstverständlich als Christen in die Gesellschaft hineinwirken".

Der Eröffnungsgottesdienst, der vom ZDF live übertragen wurde, leitete der Bischof von Görlitz, Dr. Konrad Zdarsa, sowie der Bischof von Reykjavik/Island, Peter Bürcher, und der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken, Monsignore Georg Austen. „Der beste Zeuge für das Evangelium ist und bleibt der stimmige, glaubwürdige Mensch", erklärte Bischof Zdarsa in seiner Predigt. „Der Einzelne zählt, ob in seiner Bedürftigkeit oder Hochherzigkeit."

Wie wichtig die Solidarität der Katholiken für die Gläubigen in der Diaspora ist, unterstrich Monsignore Austen. Das Leitwort der Diaspora-Aktion 2009 „Der Einzelne zählt - egal wo" lenke den Blick auf die Einzigartigkeit eines jeden einzelnen Menschen, der immer auch Ebenbild Gottes sei. „Deshalb tragen wir als Gemeinschaft der Kirche Verantwortung für jeden Gläubigen, auch gerade dann, wenn er weit ab von der großen Gemeinschaft in der Diaspora lebt." Zugleich hob Monsignore Austen die Verantwortung eines jeden einzelnen hervor, seinen Glauben mit seinem Leben zu bezeugen.

„Jeder einzelne kann zur Visitenkarte des Glaubens in einer säkularisierten Gesellschaft werden." Das betonte auch der Präsident des Bonifatiuswerkes, Georg Freiherr von und zu Brenken. „In der Diaspora kommt es auf den Einzelnen an, der sich engagiert, der unserer Kirche ein markantes Gesicht gibt, der für seinen Glauben Zeugnis gibt."

Am 15. November, dem Diasporasonntag, sammelt das Bonifatiuswerk bundesweit in den Sonntagsgottesdiensten für die Belange der Katholiken, die in Nord- und Ostdeutschland sowie in Nordeuropa und im Baltikum in der Minderheit leben. Mit den Spendengeldern werden Orte kirchlichen Lebens, pastorale Initiativen, die Anschaffung von Fahrzeugen und Projekte der Glaubensweitergabe für Kinder- und Jugendliche unterstützt. Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken feiert in diesem Jahr seinen 160. Gründungstag.
Beeindruckende Hilfsbilanz
Das in Paderborn ansässige Bonifatiuswerk sammelte im vergangenen Jahr rund 13 Millionen Euro, nach eigenen Angaben hat es rund 300.000 Mitglieder und Förderer. Es wurde unter dem Namen "Bonifatiusverein" am 4. Oktober 1849 in Regensburg gegründet. Amtierender Präsident ist Georg Freiherr von und zu Brenken; die organisatorische Arbeit verantwortet sein Generalsekretär, Pfarrer Georg Austen.

Die Hilfe des Bonifatiuswerkes ist vor allem auf die Unterstützung von Gemeinden in der Diaspora ausgerichtet, also in Gebieten, in denen Katholiken in der absoluten Minderheit leben. Das Werk fördert unter anderem den Bau und die Renovierung von Kirchen, Gemeindezentren, katholischen Schulen sowie Jugend- und Kinderhäusern. Zudem unterstützt es die Aus- und Weiterbildung von Priestern sowie die Seelsorge an Kindern und Jugendlichen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Motorisierung der Diaspora-Pfarreien mit Kleinbussen und PKWs. Eine große Herausforderung stellte sich für das Bonifatiuswerk in den Jahrzehnten der DDR-Diktatur. In dieser Zeit unterstützte es im Osten Deutschlands die rund 1.000 Diaspora-Gemeinden mit ihren etwa 1,3 Millionen Katholiken. 1974 dehnte das Bonifatiuswerk seine Hilfsmaßnahmen auf Nordeuropa und 1992 auf die baltischen Staaten aus.