Bonifatiuswerk bietet "Kirche im Kleinen" allen deutschen Pfarreien kostenlos an

Wissenshefte über den Glauben

Zum Jahr des Glaubens will das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken mit seiner Aktion "Kirche im Kleinen" einen Beitrag leisten. In neun kleinen Wissenshefte gibt es Informationen zu Glaubensinhalten. Die Hefte sind zum Mitnehmen gedacht, erklärt der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Austen. Jede Pfarrei kann die Broschüren und einen Aufsteller kostenlos bestellen.

 (DR)

Bonifatiuswerk: Welche Fragen werden in den Heften von "Kirche im Kleinen" beantwortet?

Monsignore Austen: Viele Glaubensinhalte gehen uns in der jetzigen gesellschaftlichen Situation verloren oder sind uns schon verloren gegangen. Warum gibt es Weihwasser an der Eingangstür einer Kirche? Wie feiern wir die heilige Messe? Was ist der Kern des Osterfestes? Wie ist ein Kirchenraum aufgebaut? Wie kann man zu Hause mit seiner Familie, seinem Partner, seinen Kindern den Glauben leben? Welche Rituale helfen mir dabei? Was bekennen Katholiken im Glaubensbekenntnis? Es gibt viele Fragen, die dank der kleinen 24-seitigen Heftchen unkompliziert und kompetent im Rahmen der Möglichkeiten beantwortet werden. Mit dem Jahr des Glaubens möchten wir unter anderem durch die Initiative "Kirche im Kleinen" Kirchengemeinden und Gläubige motivieren, sich neu für ihren Glauben zu interessieren und einzusetzen.



Bonifatiuswerk: Warum startet das Bonifatiuswerk die Initiative "Kirche im Kleinen"?

Monsignore Austen: Mit Sorge sehen wir die Entwicklungen in der religiösen Bildung der Jugendlichen und Erwachsenen. Das Bonifatiuswerk wurde vor mehr als 160 Jahren unter anderem mit dem Auftrag "Missionswerk für Deutschland" zu sein, gegründet. Heute liegt es uns deshalb besonders am Herzen, all jene zu unterstützen, die den Glauben den Menschen in unserer modernen Gesellschaft innovativ anbieten. In einer Gesellschaft, in der viele auf Distanz zu Kirche und institutionalisierten Glauben gehen, braucht es neue, gut erreichbare Andockstellen und gangbare Brücken für Menschen auf der Suche nach Lebenssinn und Spiritualität. Unser Glaube hält Antworten bereit, insbesondere auch für jene, die noch wenig über Jesus Christus und die Gemeinschaft seiner Kirche wissen.



Bonifatiuswerk: Wo zeigen sich heute die entscheidenden Veränderungen in der Gesellschaft in Bezug auf den christlichen Glauben?

Monsignore Austen: In Ostdeutschland zeigt sich eine Situation, die in Europa seines gleichen sucht. Über 75 Prozent der Bevölkerung gehören weder christlichen Konfession noch einer anderen Religion an. Sie sind nicht getauft, wissen nur rudimentär etwas über den christlichen Glauben. In solch einem Extrem, das ein Resultat der Nazi-Zeit und der 40-jährigen SED-Diktatur ist, kommen ganz neue Fragen an Kirche und Glaube auf. Die Menschen fragen interessiert und ehrlich nach und nehmen nicht gleich eine ablehnende Haltung gegenüber Kirche und Glaube ein. Katholische Christen müssen in solch einer Situation kompetent und auskunftsfähig über ihren Glauben sein. Kirche und Gläubige benötigen dazu eine verständliche Sprache. Wir wollen nichts aufdrängen. Wir sollten aber unseren Glauben vorschlagen und in ökumenischer Verbundenheit das Gespräch und die Begegnung mit Andersdenkenden suchen.



Bonifatiuswerk: Welche Situation zeigt sich in Westdeutschland?

Monsignore Austen: Eine solche Ausnahmesituation wie in Ostdeutschland zeigt sich in den nord-, west- und süddeutschen Bundesländern nicht. Und doch: In Großstädten wie Hamburg, Frankfurt, Hannover, München und Wilhelmshaven befinden sich evangelische und katholische Christen mittlerweile ebenso zahlenmäßig in der Minderheit. Gleichzeitig stehen auch in mehrheitlich katholisch geprägten Regionen immer mehr Menschen dem Glauben und der Kirche fremd oder gleichgültig gegenüber. Gläubige Christen finden sich in einer emotionalen Diaspora des Glaubens wieder. Was früher Heimat war, ist für viele zur Fremde oder befremdlich geworden.



Bonifatiuswerk: Welche Konsequenzen bringt das mit sich?

Monsignore Austen: Glaubensbildung geschieht nicht mehr selbstverständlich in Familien. Junge aber auch ältere Menschen müssen sich ihre Zugänge zu Glaube und Kirche selbst suchen. Viel Grundlegendes gerät damit in Vergessenheit. Gleichzeitig wächst das Interesse an konkreten Glaubensinhalten. Dies beweisen unter anderem die zahlreichen Quizsendungen im Fernsehen. Es soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass Menschen auch vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben. Unsere Aktion "Kirche im Kleinen" setzt genau hier an. Das Bonifatiuswerk möchte mit den Gemeinden interessierten Menschen elementare Grundlagen und Kurzformeln unseres Glaubens über Gebete, Sakramente, Rituale, kirchliche Feiertage und vieles mehr in attraktiver und leicht verständlicher Form anbieten, sei es zur Information oder als Gesprächsgrundlage. Im Jahr des Glaubens wollen wir mit unserer Aktion aktiv mithelfen, die Glaubensweitergabe und Neuevangelisation in Deutschland neu auszugestalten.



Bonifatiuswerk: Ist denn "Kirche im Kleinen" ohne große Hürden für jeden gut zugänglich?

Monsignore Austen: Ja, ein Kirchenbesucher kann sich unkompliziert und ohne große Mühe die kleinen Hefte in die Jackentasche stecken, mitnehmen und lesen. Die Hürden sind niedrig auch in der Sprache. Ohne großen Aufwand bringen die 24-seitigen Heftchen das Wesentliche schnell auf den Punkt. Eine wichtige Bedingung besteht natürlich, die Kirchen müssen geöffnet sein, und für Passanten und Suchende jederzeit eine Anlaufstelle bieten. Schön wäre es, wenn diese Menschen Personen und Gruppen vor Ort fänden, wo sie mit ihren Fragen und Anliegen "landen" können. Dann hätte die "Kirche im Kleinen" Großes erreicht.