Bocholter Küsterin pilgert per Rad nach Kevelaer

Mit Rückenwind zu Maria

Rund 130 Frauen und Mädchen haben sich mit dem Fahrrad auf die Wallfahrt von Bocholt nach Kevelaer zum Gnadenbild der Muttergottes aufgemacht. Maria Messing war dabei und erlebte Gebete, Gesänge und unverhoffte (Irr-)Wege.

Radpilger bei Wallfahrt von Bocholt nach Kevelaer / © Ulla Leiblich (privat)
Radpilger bei Wallfahrt von Bocholt nach Kevelaer / © Ulla Leiblich ( privat )

DOMRADIO.DE: Etwa 54 Kilometer haben Sie zurückgelegt. Das ist schon ordentlich, oder? 

Radwallfahrt von Bocholt nach Kevelaer / © Ulla Leiblich (privat)
Radwallfahrt von Bocholt nach Kevelaer / © Ulla Leiblich ( privat )

Messing: Ja, das ist ganz ordentlich. Aber ich sage mal, ein richtiger Bocholter wird fast mit einem Fahrrad geboren. Das Radfahren liegt den Bocholtern im Blut. 

DOMRADIO.DE: Hat das Wetter am Dienstag gehalten? 

Messing: Im Prinzip hatten wir den ganzen Segen von oben. Auf dem Hinweg konnte man es sich nicht besser wünschen. Sonnenschein, aber nicht zu hart, und leichten Rückenwind dazu. Am Nachmittag, am Kreuzweg, kam der Segen in anderer Form von oben, in Form von Wasser des Lebens und davon dann reichlich. Wir waren also gut gesegnet am Dienstag. 

DOMRADIO.DE: Sie haben nicht irgendeine Radtour gemacht, sondern es war eine Pilgerfahrt per Rad. Waren Sie da also auch geistlich unterwegs? 

Maria Messing

"Wir beginnen natürlich mit dem Kreuzzeichen und fahren unter dem Kreuzzeichen."

Messing: Wir waren sicherlich geistlich unterwegs. Es ist eben keine einfache Radtour. Es beginnt mit einer Pilgermesse am Abend vorher, morgens mit einem kurzen Wort der geistlichen Leitung. Wir beginnen natürlich mit dem Kreuzzeichen und fahren unter dem Kreuzzeichen. 

Radpilger bei Wallfahrt von Bocholt nach Kevelaer / © Ulla Leiblich (privat)
Radpilger bei Wallfahrt von Bocholt nach Kevelaer / © Ulla Leiblich ( privat )

Unterwegs hat jeder ein Heftchen in der Hand beziehungsweise an einer Kordel umgebunden, damit man es nicht versehentlich fallen lässt. Es wird unterwegs gebetet und gesungen. Das ist eigentlich genau festgelegt, an welcher Stelle, wo, was gebetet und gesungen wird. Aber das konnten wir in diesem Jahr vergessen, denn das Motto hätte lauten müssen: Vertraut den neuen Wegen. 

Es gab so viele Baustellen am Weg an beiden Seiten des Rheins, sodass wir eine völlig neue Fahrstrecke konzipiert haben. Dann passt es natürlich inhaltlich nicht mehr, wenn da steht, am Ortseingang des Ortes sowieso und dann kommen wir an diesem Ort gar nicht mehr vorbei. Aber es hat gut funktioniert mit dem Singen und Beten. Wir sind da mittlerweile sehr flexibel.

DOMRADIO.DE: In Kevelaer angekommen, haben Sie sich in zwei Gruppen aufgeteilt und sind auf zwei Kreuzwegen zum Gnadenbild gegangen. Wie war das?

Radwallfahrt von Bocholt nach Kevelaer / © Ulla Leiblich (privat)
Radwallfahrt von Bocholt nach Kevelaer / © Ulla Leiblich ( privat )

Messing: Ja, das ist ganz schön in Kevelaer. Diejenigen, die schon relativ müde sind oder nicht mehr so weit laufen möchten, können im Forum Pax Christi sitzen bleiben. Das ist überdacht, aber trotzdem sehr hell, weil es ein Glasdach gibt. Die Kreuzweg-Stationen sind rundherum an der Wand. Man kann also auch da sehr gut beten. 

Im gleichen Pilgerheft, das wir benutzen, ist der Kreuzweg für alle gut zu beten, auch für diejenigen, die ein Stückchen weitergehen, den großen Kreuzweg, der übrigens sehr schön ist in Kevelaer, etwas unter den Bäumen entlang am Friedhof. Das ist auch sehr schön gemacht für diejenigen, die noch etwas mehr in Bewegung kommen wollen.

DOMRADIO.DE: Das war die 46. Radwallfahrt der Frauen und Mädchen aus Bocholt nach Kevelaer. Zurück geht das auf ein zwölfjähriges Mädchen? 

Messing: Ja, das ist richtig. Das war Ende der 70er Jahre, in der Zeit, als Mädchen sagten, wir möchten auch als Messdienerinnen zum Zuge kommen. Und dieses zwölfjährige Mädchen aus der Pfarrei Sankt Norbert hat sich daran gestört, dass die Männer sich im Herbst immer mit dem Rad auf den Weg nach Kevelaer machten, um zu pilgern und für die Frauen gab es kein Angebot. 

Maria Messing

"Sie hat das initiiert, sie hat ihren Pfarrer vielleicht etwas genervt, und hat gesagt, das ist doch schade, das müssen wir doch auch können, und der Pfarrer hat dann die Initiative ergriffen."

Sie hat das initiiert, sie hat ihren Pfarrer vielleicht etwas genervt, und hat gesagt, das ist doch schade, das müssen wir doch auch können, und der Pfarrer hat dann die Initiative ergriffen. Dann wurde das tatsächlich für die Frauen installiert, und zwar immer am Pfingstdienstag, weil das ein Tag ist, wo Frauen schon damals gut mal einen Tag lang von zu Hause wegbleiben konnten.

DOMRADIO.DE: Im Marienmonat Mai haben Sie die Gottesmutter gelobt und um Beistand gebeten. Sie hatten auch sehr persönliche Anliegen in der Gruppe. Welche waren das zum Beispiel? 

Radpilger als Messdienerinnen bei Wallfahrt von Bocholt nach Kevelaer / © Ulla Leiblich (privat)
Radpilger als Messdienerinnen bei Wallfahrt von Bocholt nach Kevelaer / © Ulla Leiblich ( privat )

Messing: Ja, es geht vorwiegend natürlich um erkrankte Familienangehörige, schwer Erkrankte, an Krebs oder ähnlichen tückischen, tödlichen Krankheiten, aber auch um Beziehungsprobleme, um Bitten für Enkelkinder, um einen guten Weg. Aber in diesem Jahr wurde zum Beispiel auch für den Frieden im Gazastreifen, Palästina, Israel und natürlich für die Ukraine gebetet. 

Das Interview führte Tobias Fricke. 

Wallfahrt nach Kevelaer

Die 28.000-Einwohner-Stadt Kevelaer gilt mit rund 800.000 Pilgern jährlich als die zweitgrößte katholische Wallfahrtsstätte Deutschlands nach dem bayerischen Altötting.

Anziehungspunkt ist das Marienbild "Trösterin der Betrübten" von 1641, der Zeit des verheerenden Dreißigjährigen Krieges (1618-1648).

Zu den Höhepunkten des Pilgerjahres in Kevelaer zählt neben der Wallfahrt der Tamilen auch eine seit 1985 stattfindende Motorradwallfahrt mit mehreren tausend Teilnehmern.

(KNA)

Gnadenbild in Kevelaer / © Julia Steinbrecht (KNA)
Gnadenbild in Kevelaer / © Julia Steinbrecht ( KNA )

 

Quelle:
DR