Blog des Chefredakteurs aus dem Vatikan zur Weltsynode #11

Der digitale Kontinent 

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1.000 Worte. Aber Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen gibt trotzdem seinen Senf dazu. Er beobachtet aus seinem "Rome-Office" die Weltsynode und beschreibt im Blog seine Eindrücke aus der ewigen Stadt.

Ordensschwester vor einem Monitor und einem Tablet bei der Weltsynode / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Ordensschwester vor einem Monitor und einem Tablet bei der Weltsynode / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

"Da wir nach dem geheimnisvollen Plan Gottes die Nachfolger des Apostelfürsten sind, das heißt derer, deren Lehre und Verkündigung auf göttlichen Befehl für alle Völker und jedes Geschöpf bestimmt ist..." das waren die ersten päpstlichen Worte, die über die Medien direkt in alle Welt gesandt wurden.

Papst Pius XI. sprach so, im Jahr des Herrn 1931. Natürlich auf Latein. Denn seine Botschaft ging ja hinaus in alle Welt - via Radio Vatikan.

Papst Pius XI. / © N.N. (KNA)
Papst Pius XI. / © N.N. ( KNA )

Wer die Quellen von damals studiert, staunt ein wenig über die Begeisterung. Man glaubte, endlich habe man durch die neu entdeckten Radiowellen die Möglichkeit, das Wort Gottes eins zu eins in alle Welt zu tragen. Dann würde es schon seine Wirkung entfalten. Laudetur Jesus Christus!

Ganz so einfach war es natürlich nicht. Aber bis heute nutzen Päpste und die Kirche alle sich auftuenden Medien, um ihrem Sendungsauftrag gerecht zu werden. Um wirklich Urbi et orbi, also über die Stadt und den Erdkreis zu funken.

Franziskus redet heute natürlich nicht mehr so salbungsvoll. Bei der "Weltbischofs-Laien-inclusive-Frauen-Synode" hat er dafür Sorge getragen, dass alle nur denkbaren Medien zum Einsatz kommen. Selbst wenn für Medienvertreter bisweilen gilt: "Wir müssen leider draußen bleiben!"

Jeder, der am Tisch der Synode seine Platz nimmt, darf mit einem neuen Laptop arbeiten. Der persönliche Zugang wird mit einem QR-Code garantiert. Dann gibt es zur Sicherung noch eine weitere persönliche Kennung. Im Rechner werden dann alle notwendigen Dokumente (Tagesordung, Redebeiträge, Hinweise...) zur Verfügung gestellt. Mit diesem Laptop kann man auch - Passwort geschützt - Eingaben an das Synodensekretariat senden.

Da nicht unbedingt alle im Saal "Digital Native" sind, ist es bisweilen mit der Technik eine schwere Geburt. Aber hilfreiche Geister helfen den Eminenzen und Exzellenzen, wenn es mal hakt. Um wirklich alle Voten mitzunehmen, wurde der Passwortschutz Ende der Woche kurzfristig aufgehoben. So gelangten dann auch eigentlich vertrauliche Informationen nach draußen.

Teilnehmer bei der Weltsynode / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Teilnehmer bei der Weltsynode / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Doch, dass man an einigen Tischen die kirchliche Lehre der Homosexualität verändern will - und andere Tischgruppen das keine gut Idee finden, ist nun nicht unbedingt ein gut gehütetes päpstliche Geheimnis... 

Auf den Tischen in der Audienzhalle stehen dann noch Mikros für die Wortbeiträge und Bildschirme, wo jeweils der Redner zu sehen ist. Ferngesteuerte Kameras machen es möglich. So braucht sich an den runden Tischen keiner den Hals zu verrenken.

Seit Corona und den Videokonferenzen sind diese Bildschirmpräsentationen auch ältere Kirchenmänner gewöhnt. Abgestimmt wird übrigens im Vatikan nicht wie beim deutschen Synodalen Weg digital, sondern mit Zetteln. Hier also stimmt die Rede vom synodalen deutsch Sonderweg ;-) Aber hinter den Kulissen wird schon überlegt, ob nicht beim Abschlusstreffen im nächsten Herbst ebenfalls diese digitalen Abstimmungen hilfreich sein könnten.

Wie wichtig überhaupt die Technik und die Medien sind, haben die Verantwortlichen der Synode natürlich längst auf dem Schirm: In den nächsten Tagen will man darüber auch noch mal ausführlicher sprechen. Kardinal Hollerich hat das auch durchaus selbstkritisch so auf den Punkt gebracht: "Meistens sind wir Bischöfe nicht die Pioniere dieser Mission, sondern diejenigen, die auf einem Weg lernen, der von den jüngeren Mitgliedern des Gottesvolkes eröffnet wird..."  Eine lernende Kirche finde ich immer gut. 

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Miriam Doerr Martin Frommherz (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Miriam Doerr Martin Frommherz ( shutterstock )

Viele Teilnehmer, so ist zu hören, haben diesen "digitalen Kontinent" schon angesprochen. Das Internet müsse zukünftig noch viel stärker beim kirchlichen Sendungsauftrag mitgedacht und einbezogen werden. Darf ich bei der Gelegenheit, weil ich ja hier meinen Senf dazu geben will, auch sofort die Künstliche Intelligenz ins Spiel bringen?

Durch die KI wird nicht alles Gold was glänzt - aber auch die Kirche wäre vielleicht gut beraten, wenn sie neben dem Wirken des Heiligen Geistes auch alle digital-medialen-KI-Hilfsmittel nutzt.

Denn ob die Frohe Botschaft nun direkt - via Bibel auf Papier - via Radiowelle - via TV -  Internet - oder KI-gesteuerter Kommunnikation verbreitet wird, dürfte nicht die entscheidende Frage sein.

Hauptsache, der gute Draht nach oben funktioniert. Am allerbesten funktioniert der übrigens, wenn echte Menschen Zeugnis von der Liebe Gottes abgeben. Wenn diese Menschen dann nicht nur von ihrem Glauben reden, sondern ihn auch leben, dürfte die katholische Kirche und ihre Apostelfürsten wirklich dem geheimnisvollen göttlichen Plan immer näher kommen... 

Ingo Brüggenjürgen, z.Zt. im "Rome-Office" 

Quelle:
DR