Blick auf den katholischen Büchermarkt in Frankfurt

Raus aus der "christlichen Ecke"?

An diesem Dienstag wird die Buchmesse in Frankfurt feierlich eröffnet. Ab Mittwoch ist sie für Fachbesucher zugänglich. Anlass zu schauen, wie sich der katholische Büchermarkt dort präsentiert. Will man raus aus der "Sparten-Ecke"?

Ein Kreuz auf einem aufgeschlagenen Buch / © RHJPhtotos (shutterstock)
Ein Kreuz auf einem aufgeschlagenen Buch / © RHJPhtotos ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie ist denn die Lage auf der Buchmesse in Frankfurt? Wird noch viel geräumt?

Konrad Höß (Projektleiter des Katholischen Medienverbands): Das kann man jetzt noch gar nicht so genau sagen, weil wir bisher nur die Stände aufgebaut haben. An diesem Dienstag wird dann eingeräumt. Die Kisten mit den Büchern stehen schon bereit. Es scheint so, dass alles vollständig ist. Aber momentan gibt es hier noch eine Art Baustelle.

Konrad Höß, Geschäftsführer des katholischen Medienverbandes, auf der Buchmesse in Leipzig am 13. März 2015. / © Rocco Thiede (KNA)
Konrad Höß, Geschäftsführer des katholischen Medienverbandes, auf der Buchmesse in Leipzig am 13. März 2015. / © Rocco Thiede ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie groß ist denn das Angebot von christlichen Verlagen in diesem Jahr? Wer stellt seine Bücher und Schriften vor?

Höß: Wenn man die Verlage vom katholischen Medienverbund nimmt, dann sind es in diesem Jahr nur neun Verlage. Das ist in der Corona-Zeit etwas geschrumpft. Wir haben hier einen 50 Quadratmeter großen Stand. Früher hatten wir 200 Quadratmeter.

Aber es ist eine schöne Palette an Verlagen da, angefangen von dem ganz großen Verlag "Kösel", der aus der Verlagsgruppe "Penguin Random House" kommt. Aber es sind auch kleinere regionale Verlage da, wie "Bonifatius", das "Katholische Bibelwerk" oder der "Schwabenverlag-Verlagsgruppe Patmos". Also, es gibt eine große Bandbreite, die hier zu sehen ist.

Die Deutsche Bischofskonferenz stellt hier zudem den katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis aus.

DOMRADIO.DE: Spielen Kirchenaustritte und Missbrauchskrise auch eine Rolle, dass es weniger christliche Buchangebote gibt?

Höß: Ich glaube nicht, dass es weniger Angebote gibt. Es sind weniger Verlage auf der Messe. Aber das ist hauptsächlich auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, denn da fiel die Messe ja ein Jahr ganz aus. Dann hatten wir letztes Jahr sehr starke Beschränkungen.

Von daher sind einige Verlage einfach noch etwas zurückhaltend und vorsichtig. Wir hoffen aber, dass der Stand nächstes Jahr wieder größer wird, wenn wir Corona dann mal hinter uns haben.

DOMRADIO.DE: Sind es eher spirituelle Bestsellerautoren wie Anselm Grün oder auch Autoren mit Büchern, die sich mit der Aufarbeitung von Missbrauch und dergleichen beschäftigen, die stärker vertreten sind?

Höß: Das ist tatsächlich unterschiedlich. Es gibt sowohl die Bestsellerautoren wie Anselm Grün. Aber es gibt auch Fachbücher, die sich mit dem Missbrauchsskandal beschäftigen oder die sich mit der Gerechtigkeitsfrage im Zuge der Ukrainekrise und der sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Implikationen beschäftigen.

Das gibt es alles am Stand. Das ist auch sonst bei den Büchern oder bei den Verlagen, die in unserem Bereich tätig sind, durchaus abgebildet.

DOMRADIO.DE: Wie schätzen Sie es ein, dass es nun eine explizite christliche Ecke gibt? Wäre es nicht vielleicht besser für die christliche Literatur, wenn sie unter den ganz normalen weltlichen Büchern zu finden wäre?

Höß: Das ist eine gute Frage. Ich bin da, muss ich sagen, zwiegespalten. Zum einen finde ich es schon gut, wenn die christlichen Verlage mit den evangelischen Kolleginnen und Kollegen beieinander stehen.

Auf der anderen Seite verhandeln wir gerade mit der Leipziger Buchmesse, aus der religiösen Ecke rauszugehen, weil die schrumpft. Wir würden sonst mit sehr vielen anderen, auch esoterischen Verlagen in einer Ecke stehen. Deshalb wollen wir lieber in die Belletristik beziehungsweise zum Sachbuch gehen. Aber es ist eine zweischneidige Sache.

DOMRADIO.DE: Gibt es ein christliches Buch oder eine christliche Publikation, von der Sie denken, das könnte in diesem Jahr eine Art Leuchtturmprojekt werden?

Höß: Im Augenblick sehe ich da nichts. Manchmal wird man durchaus von der Entwicklung überrascht. Aber das wird sich erst herausstellen. Momentan sehe ich noch keinen bestsellerverdächtigen Titel, der mir untergekommen ist.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Buchmesse wird eröffnet - spanisches Königspaar zu Gast

Nach zwei Jahren mit starken Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie darf die Frankfurter Buchmesse wieder fast wie gewohnt stattfinden. Zur Eröffnung an diesem Dienstag (17.00 Uhr) kommen unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und das spanische Königspaar. König Felipe VI. und Königin Letizia repräsentieren das diesjährige Ehrengastland Spanien.

Viele Bücher auf einem Stapel, Buchmesse Symbolbild / © Chekunov Aleksandr (shutterstock)
Viele Bücher auf einem Stapel, Buchmesse Symbolbild / © Chekunov Aleksandr ( shutterstock )
Quelle:
DR