Bistum Osnabrück feilt an einzigartiger interreligiöser Schule

Christen, Juden und Muslime

Seit September ist das Thema in der Öffentlichkeit, im Frühjahr sollen die entscheidenden Hürden genommen sein: Das katholische Bistum Osnabrück arbeitet derzeit mit Hochdruck an der Verwirklichung einer bundesweit einzigartigen interreligiösen Schule in katholischer Trägerschaft: Ab dem Schuljahr 2011/12 soll die Johannisschule soweit sein.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 (DR)

Bei der Grundschule in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde und muslimischen Organisationen geht es um mehr als eine religiöse Bildungseinrichtung, wie Bischof Franz-Josef Bode deutlich macht. Sollte das Projekt scheitern, sieht er gar den Ruf Osnabrücks als Friedensstadt in Gefahr.

«Wir wollen mit diesem innovativen Projekt zeigen, dass Religionen nicht nur Gewaltpotenzial haben, wenn sie das Eigene schützen, sondern auch zum Frieden beitragen», sagt Bode. Damit leiste die dann interreligiös ausgerichtete Osnabrücker Johannisschule auch einen gesellschaftlichen Beitrag. Diskussionen um das schweizerische Minarettverbot, um religiösen Fundamentalismus und Kruzifixurteil zeigten Religion derzeit nur mit negativer Tendenz.

Im Januar oder Februar muss der Osnabrücker Stadtrat entscheiden, ob die derzeit als Grundschule für «Schüler katholischen Bekenntnisses» in öffentlicher Trägerschaft geführte Johannisschule ab dem Schuljahr 2011/12 von der Schulstiftung des Bistums getragen werden soll. Dabei spielt den Vordenkern die demografische Entwicklung in die Hände: Die für Bekenntnisschulen vorgeschriebene Quote von bis zu 80 Prozent katholischer Schüler wird immer schwieriger; Bode sieht schon in wenigen Jahren die 50-Prozent-Marke unterschritten.
Auch will man verhindern, dass die traditionsreiche Johannisschule im Jahr ihres 1.000-jährigen Bestehens ihren Status verliert. «Wir wollen sie als katholische Schule behalten!», unterstreicht der Bischof.

Eine Schule auf Basis des kleinsten gemeinsamen religiösen Nenners haben die Initiatoren indes nicht im Sinn. Es soll katholischen, evangelischen, jüdischen und muslimischen Religionsunterricht, jedoch nach dem Willen aller Beteiligten keinen «interreligiösen» Unterricht geben. «Vielleicht kann man eine solche Schule gerade hier so gut machen, weil die Religionen ein klares Profil haben», meint Bode. Nicht nur vor diesem Hintergrund seien die Jüdische Gemeinde und der Rat der islamischen Verbände «Schura» von Anfang an mit Begeisterung dabei.

Auch den Vorwurf, das Bistum wolle eine katholische Eliteschule nur mit den Besten, kann Bode entkräften: Schließlich handle es sich um eine Ganztags-Grundschule mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht, was gerade den Schwachen entgegenkomme. Beim gemeinsamen Schulessen wird wiederum der gegenseitige religiöse Respekt deutlich, da auf strenge Einhaltung der jeweiligen Essensvorschriften geachtet werden soll. Und: Trotz des getrennten Bekenntnisunterrichts sollen die Feste aller Religionen im Jahreskreis gemeinsam gefeiert werden, betont Bode.

Von Anfang an fand der Plan auf breiter Basis in Osnabrück Beifall; auf Unverständnis stieß zunächst, dass die evangelische Kirche nicht mit im Boot ist. Doch hatte die zuständige Schulreferentin der Hannoverschen Landeskirche die angebotene Teilnahme abschlägig beschieden - offenbar zum Bedauern der Protestanten vor Ort. Nach aktuellem Stand kommt es also zu keiner Kooperation mit der Schwesterkonfession. Doch soll es, erklärt Bode, nach Gesprächen mit der evangelischen Kirche vor Ort für diese immerhin einen Platz im Schulbeirat geben, der für Konzeption und Ausgestaltung des religiösen Profils zuständig ist.

Vor der anstehenden Abstimmung im Stadtparlament signalisieren CDU und FDP Unterstützung. Die SPD, grundsätzlich eher Verfechterin öffentlicher statt freier Schulträgerschaft, gibt sich ablehnend, so dass die Grünen das Zünglein an der Waage werden dürften. Nimmt der Stadtrat das Konzept an, muss noch das Land zustimmen. Bodes Appell: «Eine Schule der abrahamischen Religionen würde der Stadt des Westfälischen Friedens gut zu Gesicht stehen.»