Bonner Stadtdechant fordert Konsequenzen für Bischöfe

Bisher ist das nicht geregelt

Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken fordert klare Konsequenzen für Bischöfe und andere Verantwortungsträger, die Missbrauch vertuscht haben. Derzeit gebe es noch keinen konkreten "Maßnahmenkatalog" bei einem Fehlverhalten.

Wolfgang Picken / © Harald Oppitz (KNA)
Wolfgang Picken / © Harald Oppitz ( KNA )

Zurzeit sei völlig unklar, wie sich ein Bischof zu verhalten habe, wenn er bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen nicht richtig gehandelt habe, sagte der Bonner Stadtdechant der Deutschen Presse-Agentur. "Da müsste die Bischofskonferenz mal ein bisschen Fantasie entwickeln: Gibt es eine Ombudsstelle? Gibt es eine Zusammenkunft von Bischöfen, die einem anderen Bischof nahelegt, was er tun sollte? Irgendeine Form muss es geben, damit das Ganze objektiviert wird."

Weite Spanne möglicher Reaktionen

Picken verwies darauf, dass es ja schon Fälle gebe, in denen Bischöfe zugegeben hätten, dass sie verurteilte Straftäter wieder als Seelsorger eingesetzt hätten. "Damit haben sie sich in meinen Augen aktiv an einem möglichen weiteren Missbrauch beteiligt. Das kann man nicht mit einem "Tut mir leid" aus der Welt schaffen." Mögliche Reaktionen der Verantwortlichen seien Geldzahlungen, der Verzicht auf kirchliche oder päpstliche Titel oder eben der Rücktritt. Bisher sei das aber nicht geregelt.

Picken erinnerte daran, dass das Bistum Aachen im November ein unabhängiges Gutachten veröffentlicht hatte, in dem unter anderem der ehemalige Bischof Heinrich Mussinghoff belastet worden war. Geschehen sei bisher aber nichts - Mussinghoff habe sich "zum Denken zurückgezogen". Das Bistum bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass weder Mussinghoff noch die anderen in dem Gutachten genannten Verantwortlichen bislang ein Zeichen der Reue hätten erkennen lassen.

Picken kritisierte, es sei fatal für das Ansehen der Kirche, wenn der Eindruck entstehe, dass Verantwortliche erst dann Konsequenzen zögen, wenn sie durch Gutachten oder öffentlichen Druck dazu gezwungen würden. Vielmehr müsse von Bischöfen erwartet werden können, dass sie eigenständig ihr Gewissen befragten und dann handelten.

Kritik an Erzbischof Heße

In diesem Zusammenhang kritisierte Picken den Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der gesagt hatte, er wolle den Vatikan über seine Zukunft entscheiden lassen. Heße steht im Fokus eines zurzeit entstehenden Gutachtens des Erzbistums Köln; darin wird seine frühere Arbeit als Kölner Personalchef beleuchtet. Heße hatte gesagt, er habe den Vatikan gebeten zu prüfen, "ob die dann vorliegenden Untersuchungsergebnisse Auswirkungen auf mein Amt als Erzbischof in Hamburg haben".

Picken sagte dazu: "Wenn sich Bischöfe an den Papst wenden, damit er ihnen sagt, was zu tun ist, dann stimmt etwas grundsätzlich nicht. Sie sollten selbst ihre Fehler erkennen und Konsequenzen ziehen." Änderten die Bischöfe ihre Haltung nicht von sich aus und machten jetzt gemeinsam reinen Tisch, werde das Thema Missbrauch keine Normalität im kirchlichen Leben mehr zulassen.

Es werde dann die Kirche in skandalisierender Weise noch auf Jahre hinaus beschäftigen, sagte Picken. In fast allen 27 Bistümern würden nun unabhängige Gutachten in Auftrag gegeben. "Die werden nicht alle zeitgleich herauskommen, sondern Monat für Monat und Jahr für Jahr veröffentlicht werden, so dass wir dann einen Skandal nach dem anderen haben, weil die Wahrheit nicht im Vorhinein von den Verantwortlichen eingestanden wird."


Quelle:
dpa
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