Bischofsworte zum Jahresabschluss

Warnung, Ermutigung, Abschied

Bundesweit wurde am Silvesterabend mit zahlreichen Gottesdiensten der Jahresabschluss gefeiert. Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner mahnte in seiner Predigt einen schonenden und respektvollen Umgang mit der Natur an. Aachens Bischof Heinrich Mussinghoff betonte zum Jahreswechsel den Glauben als "zentralen Weg zu Heil und Erlösung". In München zelebrierte Kardinal Friedrich Wetter zum letzten Mal als Oberhirte der Erzdiözese München und Freising.

 (DR)

Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner hat in seiner Silvesterpredigt einen schonenden und respektvollen Umgang mit der Natur angemahnt. Der Raubbau an der Welt, an Gottes Schöpfung, habe bedrohliche Züge angenommen, erklärte Meisner am Montagabend im Kölner Dom. Nach Ansicht des Kardinals liegt es in der besonderen Verantwortung von Christen, die Natur als Gottes Schöpfung zu betrachten und entsprechend mit ihr zu leben.

Auch der Münsteraner Bischof Reinhard Lettmann rief zu verstärktem Umweltschutz auf. Weltweit bereite der Klimawandel große Sorge, sagte er in seiner Predigt im Silvestergottesdienst in der Sankt-Lamberti-Kirche in Münster.

Meisner: Die Welt droht gottlos und Gott weltlos zu werden
Kardinal Meisner forderte eine Rückbesinnung auf das Glaubensgeheimnis des Heiligen Geistes. Wenn der Umgang mit der Natur von diesem Glaubensgeheimnis losgekoppelt werde, "droht die Welt gottlos und Gott weltlos zu werden", erklärte er.

Meisner verwies auf den Heiligen Franz von Assisi und dessen Lobpreis der Natur. In der Schöpfung dem lebendigen Gott selbst zu begegnen, stehe im Zentrum der franziskanischen Spiritualität, erläuterte der Kardinal. "In diesem gläubigen sich Einlassen auf die Schöpfung als Mittel der Gottesbegegnung liegt eine wichtige Wegweisung für uns Christen in der heutigen Welt."

Lehmann: Wiedergewinnung der Sonntagskultur
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, will sich im kommenden Jahr besonders um eine Wiedergewinnung der Sonntagskultur kümmern. Ein weiteres wichtiges Thema sei die Ermutigung zu Ehe und Familie, heißt es in einer Ansprache Lehmanns, die am Silvesterabend im Mainzer Dom verlesen wurde.

Der 71-Jährige hatte sich Mitte Dezember wegen Herzrhythmusstörungen in ein Krankenhaus begeben und anschließend einen Erholungsurlaub begonnen. "Wenn alles gut geht", so der Kardinal, werde er am Fest der Erscheinung des Herrn, also am 6. Januar, wieder im Mainzer Dom Gottesdienst feiern

Aachener Bischof betont Erlösung und Heil durch Glauben  
Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff hat zum Jahreswechsel den Glauben als zentralen Weg zu Heil und Erlösung betont. Die Geschichte habe gezeigt, dass Wissenschaft und Technik Religion nicht überflüssig machen können, sagte der Bischof in seiner Silvesterpredigt am Montag laut Manuskript im Aachener Dom.

Mussinghoff sprach von der "Dämonie, dass Erfindungen und Technik zum Guten wie zum Bösen" gebraucht werden können. Durch Ideologien, etwa des NS-Rassenwahns, hätten sie zur "Auslöschung der Judenheit Europas" geführt und deutlich gemacht, dass "Heil und Erlösung eben nicht durch Fortschritt bewirkt werden können". Der Bischof verwies auch auf den Zusammenbruch des Kommunismus und Staatssozialismus. Dies habe gezeigt, wie hohl die Hoffnungslehre sei, dass sich durch Materialismus und Klassenkampf das Paradies auf Erden von selbst einstelle, sagte Mussinghoff.

In der Predigt, in der sich der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz mit der jüngsten Enzyklika des Papstes zum Thema Erlösung auseinandersetzte, sprach er sich gegen einen "Heilsegoismus" aus. "Heil, das nur mein Heil ist, ist kein Heil, wenn es nicht auch das Heil aller und jedes einzelnen sein kann und sein soll", mahnte Mussinghoff.

Bischof Hanke warnt vor lebensfeindlichen Tendenzen
Vor einer "Abwärtsspirale" beim Lebensschutz hat der Bischof von Eichstätt Gregor Maria Hanke in seiner Silvesterpredigt gewarnt. Bei der Jahresschlussandacht im Eichstätter Dom kritisierte der Bischof, dass in der Diskussion um die Änderung des Stammzellgesetzes auch christliche Politiker bereit seien, den Lebensschutz weiter auszuhöhlen. Mit "juristischen Klimmzügen" versuchten politische Verantwortungsträger, die Tötung menschlichen Lebens als Grundlage der Stammzellforschung zu rechtfertigen.

Für die katholische Kirche sei es nicht hinnehmbar, wenn künstlich erzeugte menschliche Embryonen als Rohmaterial für die Forschung dienen sollen. "Das Recht auf Leben und die Würde der Person sind für uns Christen nicht verhandelbar."

Weil es sich dabei zudem um "Grundkoordinaten menschlichen und gesellschaftlichen Zusammenlebens" handle, sollten Christen noch viel stärker konfessionsübergreifend in der Öffentlichkeit dafür eintreten und so ein Zeugnis praktizierter Ökumene geben.

Letzte Silvesterpredigt von Kardinal Friedrich Wetter
In seiner letzten Silvesterpredigt als Oberhirte der Erzdiözese München und Freising hat Kardinal Friedrich Wetter im Münchner Liebfrauendom zu einer ernsthaften, lebensnahen und entschiedenen Auseinandersetzung mit dem christlichen Gottesbild aufgerufen.

Der Kardinal warnte unter Hinweis auf das Ergebnis einer Umfrage, wonach sich die meisten Deutschen für religiös hielten, vor einer vagen und unverbindlichen Religiosität. Für Christen bestehe die Gottesbeziehung nicht in einem vagen Gefühl und in Unverbindlichkeit. Vor dem in Jesus Christus Mensch gewordenen Gott gebe es keine Neutralität. Vor ihm müsse man sich entscheiden. Gott, wie ihn die Christen bekennen, nehme alle in seine unendliche Liebe auf und schenke ein Glück, „das alles Begreifen übersteigt und kein Ende kennt". Dieses „wichtigste Anliegen" habe er in den 25 Jahren seines Wirkens als Erzbischof den Menschen immer wieder ans Herz legen wollen, sagte der Kardinal.

Bischof Huber ruft zu Vertrauen auf
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat am Neujahrstag zu Vertrauen und Optimismus gegenüber der Zukunft ermutigt. "Vertraut ist uns nur, was schon war. Vertrauen brauchen wir für das, was kommt", sagte Huber am Dienstag in der Dresdner Frauenkirche. Zuversicht sei so etwas wie ein "Navigationsgerät" auf dem Weg ins Neue Jahr 2008.

Zugleich rief Huber dazu auf, eigene Ansichten und vermeintliche Gewissheiten immer wieder kritisch zu überdenken. "Wer mit dem Fragen aufhört, verfängt sich leicht in einem selbstgenügsamen Christentum oder einem selbstgenügsamen Atheismus", so der Berliner Bischof nach einem vorab verbreiteten Redetext. Ihm seien Menschen, die beharrlich suchen und nachfragen, "besonders wichtig".

Mit der live vom ZDF übertragenen Feier wurde das Vorprogramm für das evangelische Pfingst-Jugendfestival "EVA 2008" an der Frauenkirche eröffnet. In den kommenden Wochen sind zur Vorbereitung des Festivals, das vom 9. bis 12. Mai geplant ist, in zahlreichen deutschen Städten Workshops vorgesehen. Darin wollen Jugendliche über Verantwortung im Arbeitsleben, in der Schule oder gegenüber Freunden diskutieren.