Bischofsvikar in Türkei beklagt Not christlicher Flüchtlinge

Keine Bewegungsfreiheit

Auf die immer schwieriger werdenden Lebensbedingungen für christliche Flüchtlinge in der Türkei hat der Bischofsvikar von Anatolien, Bischof Paolo Bizzeti, aufmerksam gemacht. Ohne Erlaubnis könnten sie nicht die Stadt verlassen.

Flüchtlingslager / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Flüchtlingslager / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Im Interview des vatikanischen Pressedienstes Asianews betonte Bizzeti, die türkischen Katholiken hätten in dem islamischen Land zwar keine großen Probleme, aber die weit zahlreicheren christlichen Geflüchteten, die sich in der Türkei aufhalten, umso mehr.

Sie hätten keine Versammlungsorte oder Gebäude für Gottesdienste, sie könnten sich auch nicht frei bewegen und an Feiern teilnehmen. 

Flüchtlingslager in der Türkei / © Uygar Onder Simsek/MOKU (dpa)
Flüchtlingslager in der Türkei / © Uygar Onder Simsek/MOKU ( dpa )

Die Geflohenen kämen aus dem Irak, aus Afghanistan, Syrien und dem Iran, einige auch aus Afrika. "Wir brauchen Gotteshäuser mit Priestern, die sich um sie kümmern können", so Bischof Bizzeti.

Die christlichen Flüchtlinge müssten auch zur Katechese oder Liturgie zusammenkommen können, "ohne jedes Mal die Polizei um Erlaubnis fragen zu müssen, um ihre Stadt zu verlassen".

Hilfsmöglichkeiten beschränkt

Diese Probleme seien durch die Corona-Beschränkungen noch verschärft worden. "Wir stehen hier vor einer großen Herausforderung: Diese Flüchtlinge sind in der Regel schon seit längerer Zeit in der Türkei und werden dort vielleicht noch lange bleiben. Man muss die Sache angehen und ihnen würdige Lebensumstände bieten, auch was ihre Religionsausübung betrifft", so Bizzeti. Es brauche zudem auch pastorale und liturgische Angebote für die Geflüchteten in ihren jeweiligen Sprachen.

Die Möglichkeiten des Bischofs im Engagement für die Betroffenen seien beschränkt, sagte er. Das liege auch daran, dass die katholische Kirche in der Türkei "keine juridische Persönlichkeit" habe und deswegen auch nicht autonom handeln könne.

Ankara nicht alleinlassen

Der für Anatolien zuständige Bischof hob im Interview die Großzügigkeit der Türkei bei der Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten hervor. Zugleich mahnte er den Westen: "Man darf Ankara nicht mit dem Schicksal von Millionen von Flüchtlingen alleinlassen. Das ist ein Problem, das alle betrifft und das man sich nicht vom Hals schaffen kann, indem man die Türkei dafür bezahlt, dass sie die Flüchtlinge behält."

Im Vikariat Anatolien mit Sitz in Iskenderun leben wenig mehr als 3.000 katholische Gläubige. Für die Seelsorge stehen Bischofsvikar Bizzeti zehn Priester und acht Ordensfrauen zur Seite.

Christen in der Türkei

Zwar ist die türkische Verfassung seit der Staatsgründung durch Kemal Atatürk offiziell laizistisch. Religiöse Minderheiten außerhalb des sunnitischen Islam hatten aber immer wieder unter Diskriminierungen zu leiden. Sie erhalten beispielsweise keine finanziellen Zuwendungen von der staatlichen Religionsbehörde.

Holzkreuz in der Hand / © PKStockphoto (shutterstock)
Quelle:
KNA