Bischofstreffen beginnt mit Erklärung zur Flüchtlingshilfe

Europa am Scheideweg

Mit einer eindringlichen Mahnung zur Flüchtlingshilfe haben die Bischöfe ihre traditionelle Herbstvollversammlung in Fulda begonnen. Europa stehe am Scheidewege, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Marx.

Kardinal Marx / © Arne Dedert (dpa)
Kardinal Marx / © Arne Dedert ( dpa )

Kardinal Reinhard Marx forderte die europäischen Länder zu Solidarität in der Flüchtlingsfrage auf. Die Flüchtlingsproblematik könne sogar die Herausforderungen nach der Deutschen Einheit übertreffen, sagte Marx zum Auftakt der Herbst-Vollversammlung der Bischofskonferenz am Montag in Fulda. Europa stehe am Scheideweg für den inneren Zusammenhalt. Zugleich seien die derzeitigen Fluchtbewegungen und Wanderungen eine Herausforderung für die gesamte Welt.

Größere Herausforderung als Deutsche Einheit

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz appellierte an die Politik, den Bürgern ehrlich zu sagen, vor welchen Herausforderungen das Land stehe. Weder die politischen Umstände im Nahen und Mittleren Osten noch die extrem ungleichen Lebensverhältnisse zwischen armen und reichen Ländern seien von heute auf morgen zu überwinden.

Das politische Handeln in Europa müsse zuallererst darauf gerichtet sein, das Leben der Flüchtlinge zu retten. "Jeder, der sich der europäischen Grenze nähert, muss sicher sein, dass er keine Angst um Leib und Leben haben muss", sagte der Münchner Erzbischof. Zugleich müsse jeder Flüchtling Anspruch auf ein faires rechtliches Verfahren und eine menschenwürdige Behandlung haben.

Kirche will langfristig bei Integration helfen

Zur Rolle der Kirche sagte Marx, sie engagiere sich schon lange in der Flüchtlingshilfe - etwa über die Beratungsdienste der Caritas. Diözesen, Gemeinden und Ordensgemeinschaften seien aber zu verstärkter Hilfe auch bei der langfristigen Integration bereit. Dabei gebe es eine gute Zusammenarbeit mit den evangelischen Kirchen und dem Staat.

Die katholische Kirche werde weiterhin sehr gründlich prüfen, was sie an Räumen zur Verfügung stellen könne, um Flüchtlinge unterzubringen, versprach Marx. Die Bischöfe hätten nochmals alle Gemeinden dazu aufgefordert, und vor Ort gebe es schon sehr viel konkrete Hilfe "in großartiger Weise".

Marx verweist auf Papstenzyklika

Marx würdigte in diesem Zusammenhang noch einmal die Enzyklika "Laudato si" des Papstes. Sie mache darauf aufmerksam, dass Fluchtbewegungen auch mit Klimaveränderungen und Fragen des Lebensstils zusammenhingen. Die Kirche müsse sich deshalb die Frage stellen, welches Fortschrittsmodell weltweit nachhaltig gelebt werden könne.

Die Deutsche Bischofskonferenz findet bis Donnerstag in Fulda statt. An den ersten beiden Tagen sind Beratungen der 65 Bischöfe mit Experten aus der Flüchtlingsarbeit geplant, sagte Marx. Er kündigte zudem eine Stellungnahme der Bischofskonferenz zur Flüchtlingsfrage an. Auf dem Programm stehen auch die Vorbereitungen auf die Familiensynode im Oktober im Vatikan. Dabei geht es unter anderem um die Vorstellungen der Kirche zu Ehe und Sexualität.


Quelle:
DR , epd