Bischofskonferenz stellt neues Friedenswort vor

Zwischen Pazifismus und harter Realität

In der Sicherheitsdebatte warnen die Bischöfe vor einem neuen Wettrüsten. Der Einsatz von Militär sei zur Selbstverteidigung als letztes Mittel möglich und unter Umständen geboten, habe aber Grenzen, heißt es im neuen Friedenswort.

Das Friedenswort wurde während der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz von Bischof Georg Bätzing, Bischof Bertram Meier und Prof. Dr. Heinz-Günther Stobbe vorgestellt. Der Text steht in der Tradition der friedensethischen Grundlagentexte „Gerechtigkeit schafft Frieden“ (1983) und „Gerechter Friede“ (2000). / © Marko Orlovic (DBK)
Das Friedenswort wurde während der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz von Bischof Georg Bätzing, Bischof Bertram Meier und Prof. Dr. Heinz-Günther Stobbe vorgestellt. Der Text steht in der Tradition der friedensethischen Grundlagentexte „Gerechtigkeit schafft Frieden“ (1983) und „Gerechter Friede“ (2000). / © Marko Orlovic ( DBK )

Wie der steigenden Kriegsgefahr trotzen? Wie viel Gewalt ist zur Selbstverteidigung erlaubt? Ist der Schutz mit Atomwaffen zulässig? Darüber gibt es kontroverse Diskussionen auch in der katholischen Kirche. Das neue Friedenswort dazu wurde am Mittwoch bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Augsburg vorgestellt. 

Am Vortag hatten die Bischöfe den Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, empfangen.

In dem 175 Seiten langen Text räumen die Bischöfe ein, dass angesichts neuer Bedrohungen auch deutsche Soldaten für die Landesverteidigung angemessen ausgestattet werden müssten. Zugleich fordern sie "die Bundesregierung auf, im Rahmen der NATO einen Prozess anzustoßen und gemeinsam mit den Bündnispartnern Lösungen zu finden, wie die vermutlich auf absehbare Zeit erforderliche Abschreckung ohne Nuklearwaffen gewährleistet werden kann".

Sorge vor Putin

Im Pressegespräch machten die Autoren deutlich, dass es hier um eine langfristige Aufgabe gehe. Der Münsteraner Friedensforscher Heinz-Günther Stobbe sagte, für den Moment sei er froh über den atomaren Schutzschirm, "weil ich nicht sicher bin, was sich im Kopf des russischen Diktators abspielt". Dadurch werde eine "gewisse Hemmschwelle" geschaffen, von der man aber auf Dauer wegkommen müsse.

Es sei ein "Irrwitz", dass es heute kaum noch einen internationalen Vertrag gebe, der die atomare Aufrüstung stoppe.

Ulrich Pöner vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz wies darauf hin, dass Franziskus als erster Papst sogar den Besitz von Atomwaffen als ethisch inakzeptabel bezeichnet habe. "Wir sind da etwas vorsichtiger." Es könne Jahrzehnte dauern, "bis wir aus dieser Mega-Zerstörungsgefahr herauskommen".

"Wir sind nicht blauäugig"

Friede dürfe nicht primär in militärischen Kategorien gedacht werden, er beruhe auf gerechten Beziehungen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. "Wir bleiben auch jetzt dabei, dass Friede dauerhaft nur wachsen kann, wenn die Gewaltverhältnisse ausgetrocknet und die Gewaltpotenziale eingehegt werden. Aber wir sind nicht blauäugig." Weltkirche-Bischof Bertram Meier sagte: "Wir brauchen eine Politik der Gewaltminimierung."

Das Friedenswort wurde in einer Pressekonferenz während der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz von Bischof Georg Bätzing, Bischof Bertram Meier (im Bild) und Prof. Dr. Heinz-Günther Stobbe vorgestellt.  / © Marko Orlovic (DBK)
Das Friedenswort wurde in einer Pressekonferenz während der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz von Bischof Georg Bätzing, Bischof Bertram Meier (im Bild) und Prof. Dr. Heinz-Günther Stobbe vorgestellt. / © Marko Orlovic ( DBK )

Stobbe sagte, zur Legitimität militärischer Gewalt gebe es keine einfachen Handlungsanweisungen. Das zeige sich gerade im Gazastreifen, wo das Urteil nicht leicht falle, was noch verhältnismäßig sei.

Der Text trägt den Titel "Friede diesem Haus". Die Bischöfe verstehen ihn laut Bätzing als Beitrag zu einer notwendigen "gründlichen Debatte über den Frieden". Zugleich handelt es sich um eine aktualisierte Fortschreibung des im Jahr 2000 veröffentlichten Grundsatzpapiers "Gerechter Friede".

Das neue Friedenswort "Friede diesem Haus"

Das neue Friedenswort der Bischöfe -  Gewalt überwinden und doch nicht auf Wehrhaftigkeit verzichten 

Die deutschen Bischöfe reden bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Augsburg nicht nur über innerkirchliche Fragen. Mit einem 175-Seiten-Papier nehmen sie Stellung zur Sicherheitspolitik: Warum Aufrüstung unvermeidlich ist, aber dennoch an Irrsinn grenzt.

Das Friedenswort wurde während der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Der Text steht in der Tradition der friedensethischen Grundlagentexte "Gerechtigkeit schafft Frieden" (1983) und "Gerechter Friede" (2000). / © Marko Orlovic (DBK)
Das Friedenswort wurde während der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Der Text steht in der Tradition der friedensethischen Grundlagentexte "Gerechtigkeit schafft Frieden" (1983) und "Gerechter Friede" (2000). / © Marko Orlovic ( DBK )

 

Quelle:
KNA