Bischofskonferenz sieht rechtsextreme Parteien als unwählbar

"Unvereinbar mit christlichem Menschenbild"

In bisher ungeahnter Schärfe haben sich die katholischen Bischöfe gegen die AfD und andere Rechtsextremisten positioniert. Ihr Appell richtet sich nicht nur an Christen. Das wird zum Abschluss der Vollversammlung in Augsburg deutlich.

Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz ( KNA )

Rechtsextreme Parteien sind nach Auffassung der katholischen Bischöfe Deutschlands für Christen nicht wählbar. Zum Abschluss ihres Frühjahrstreffens in Augsburg veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz am Donnerstag eine scharfe Absage an jede Form von völkischem Nationalismus.

Dieser sei unvereinbar mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild. Insbesondere in der AfD dominiere "nach mehreren Radikalisierungsschüben" inzwischen eine "völkisch-nationalistische Gesinnung". Dem Vernehmen nach wurde die Erklärung einstimmig verabschiedet.

"Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar", heißt es in dem Text. Wer rechtsextreme Parolen verbreite, insbesondere Rassismus und Antisemitismus, könne in der Kirche weder haupt- noch ehrenamtlich mitarbeiten.

Erklärung der deutschen Bischöfe - Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar

Die Bischöfe appellierten auch an die Nicht-Christen in der Gesellschaft, "die politischen Angebote von Rechtsaußen abzulehnen und zurückzuweisen". Wer Parteien wähle, die mindestens in Teilen vom Verfassungsschutz als "erwiesen rechtsextremistisch" eingeschätzt würden, stelle sich gegen die Grundwerte menschlichen Zusammenlebens und der Demokratie.

Bei Reformen mit Rom in dieselbe Richtung gehen

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sieht die Kirche in Deutschland und die katholische Weltkirche in ihren Reformbemühungen auf demselben Weg. "Die römische Weltsynode und der Synodale Weg in Deutschland gehen in dieselbe Richtung - die Entwicklung von Kirche. Wir lassen uns nicht auseinander dividieren", sagte Bischof Georg Bätzing gegenüber den Journalisten weiter.

Bätzing erläuterte, dass die Bischöfe sich ausführlich mit dem jüngsten mahnenden Brief aus Rom zum Synodalen Ausschuss in Deutschland befasst hätten. Nun gehe es darum, "alle Stränge des Handelns und Ringens um und für eine synodale Kirche in guter Weise miteinander zu verbinden". Bevor weitere Inhalte diskutiert werden, solle nun "ein gemeinsamer gangbarer Weg" gefunden werden. Bätzing kündigte Gespräche sowohl mit den zuständigen Stellen in Rom als auch mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an. Das nächste Treffen in Rom sei bereits bestätigt. Einen Termin nannte er nicht. 

Bätzing betonte, er wolle "alles dafür tun, um den Sorgen Roms zu begegnen". Der künftige Synodale Rat in Deutschland werde dem Kirchenrecht entsprechen. Es werde kein solches Gremium geben ohne römische Bewilligung. Er kündigte an, dass die künftigen Gespräche in Rom "diskret" geführt werden sollen.

Pressebericht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, anlässlich der Pressekonferenz zum Abschluss der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 22. Februar 2024 in Augsburg

Teilnehmer würden dieselben deutschen Bischöfe in ihrer Eigenschaft als Kommissionsvorsitzende sein wie im letzten Juli. Damals waren mit dem Vorsitzenden die Bischöfe Ackermann, Gerber, Meier und Overbeck in Rom gewesen und hatten mit den Spitzen der vatikanischen Kurie gesprochen. Beim neuen Gespräch werde außerdem der Mainzer Bischof Kohlgraf teilnehmen, der damals verhindert war.

Ein zentrales Thema werde die Position des Bischofsamtes sein. Synodalität wolle nicht das Bischofsamt schwächen, sondern stärken, betonte Bätzing. Das gelte auch für den Synodalen Weg in Deutschland.

Bätzing ging auch auf den Zusammenhang von innerkirchlichen Reformen und dem Mitgliederschwund der Kirchen in Deutschland ein. Er räumte ein, dass Reformen diesen Trend nicht stoppen könnten. Aber ohne Reformen werde sich die Entwicklung noch weiter beschleunigen, die Kirche drohe dann zur Sekte zu werden. Das könne "niemals der Weg der katholischen Kirche sein".

Ukraine weiter helfen

Die Deutsche Bischofskonferenz ruft zudem zur weiteren Unterstützung der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskrieges auf. Dieser Appell sei auch im Interesse eines freien und demokratischen Europas und Deutschlands, sagte Bischof Georg Bätzig weiter.

Bätzing ergänzte: "Neben der militärischen ist dabei auch wirtschaftliche und humanitäre Hilfe erforderlich. Dringend sollte eine Einigung im Streit zwischen der Ukraine und einigen EU-Staaten über die Getreide-Exporte gefunden werden."

Soldat im Stadtzentrum von Odessa. / © Francesca Volpi (KNA)
Soldat im Stadtzentrum von Odessa. / © Francesca Volpi ( KNA )

Auch die Kirche dürfe in ihrer humanitären Arbeit nicht nachlassen, betonte der Bischof. "Unsere Hilfswerke Renovabis und Caritas international leisten Großartiges bei der Versorgung von Opfern des Krieges, der frühzeitigen Behandlung von Traumata und der Versorgung der Binnenflüchtlinge im Westen der Ukraine. Spenden sind weiterhin wichtig, damit diese Arbeit uneingeschränkt fortgeführt werden kann."

Bischöfe mahnen Israel zu Verzicht auf Rafah-Einnahme 

Die Deutsche Bischofskonferenz fordert des Weiteren von Israel den Verzicht auf die geplante Einnahme der Stadt Rafah im Gazastreifen. Dort seien 1,3 Millionen Menschen zusammengepfercht.

"Unter den derzeitigen Bedingungen" solle Israel von einem Einmarsch absehen, sagte Bischof Georg Bätzing.

Bätzing fügte hinzu: "Man kann heute nicht mehr übersehen, welchen menschlichen Tribut die Militärmaßnahmen gegen Gaza fordern: Neben israelischen Soldaten und Hamas-Kämpfern sind seit Beginn der Kampfhandlungen im Gazastreifen etwa 30.000 Palästinenserinnen und Palästinenser, darunter unzählige Zivilisten, Frauen und Kinder, ums Leben gekommen." Die Bevölkerung habe kaum das Nötigste zum Überleben.

Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz ( KNA )

"Vor diesem Hintergrund bekräftigen wir unsere Position, dass Israel alles für einen wirksamen Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen tun und dafür Sorge tragen muss, die humanitäre Situation durchgreifend zu verbessern", so Bätzing. "Die Bevölkerung Gazas muss vollen Zugang zu Hilfsgütern und medizinischer Versorgung erhalten."

Zur Zukunft im Nahen Osten sagte der Bischof von Limburg: "Viele denken neu über die Zwei-Staaten-Lösung nach, für die die Päpste immer geworben haben. Auch die deutschen Bischöfe unterstützen einen neuen Anlauf zu einem international moderierten Dialog der Konfliktparteien, um endlich zu einer Lösung zu gelangen, die Freiheit und Sicherheit für Israel und Palästina und dauerhafte Stabilität für die Region des Nahen Ostens gewährleistet." Der Weg dorthin führe über Dialog.

Neues Gebet in Leichter Sprache

Die Deutsche Bischofskonferenz will Menschen mit Behinderungen künftig den Zugang zum Gottesdienst erleichtern.

Dazu hat sie nun erstmals ein Hochgebet in Leichter Sprache zur Erprobung in der liturgischen Praxis gutgeheißen. Das teilte Bischof Georg Bätzig mit.

Leichte Sprache soll möglichst vielen Menschen das Lesen und Verstehen von Texten ermöglichen. Bei der Übertragung von Texten in Leichte Sprache gelten bestimmte Regeln: So sollen kurze Hauptsätze mit nur einer inhaltlichen Aussage benutzt werden. Nebensätze, Konjunktive und Fremdwörter gilt es dagegen zu vermeiden. Kritiker der Leichten Sprache warnen vor möglicher Manipulation. Ihre Verfechter argumentieren, schon ein geringes Textverständnis könne der Zielgruppe weiterhelfen und die Scheu vor Texten nehmen.

Prüfsiegel für die sogenannte Leichte Sprache / © Friso Gentsch (dpa)
Prüfsiegel für die sogenannte Leichte Sprache / © Friso Gentsch ( dpa )

In der Vergangenheit hat sich Bätzing zufolge gezeigt, dass in der Praxis verwendete Alternativen - etwa das Hochgebet für Messfeiern mit Gehörlosen oder für Kinder - der Situation von Menschen mit geistiger Behinderung nicht gerecht werden können. "Mit dem Hochgebet in Leichter Sprache reagieren wir Bischöfe daher nun auf ein inklusions- und liturgiepastorales Erfordernis", so Bätzing. Die Bischöfe hofften, kognitiv beeinträchtigten Menschen so die aktive Teilhabe am Gottesdienst zu erleichtern oder überhaupt erst zu ermöglichen.

Der Text ist laut Mitteilung in Zusammenarbeit des Beirats für Inklusive Pastoral der Pastoralkommission und der Liturgiekommission der Bischofskonferenz entstanden. Er basiere auf dem Hochgebet II des Messbuchs. Die Publikation für den gottesdienstlichen Gebrauch erfolge durch das Deutsche Liturgische Institut in Trier.

Neue Internetseite zum Heiligen Jahr soll Pilger-Infos bündeln

Die Deutsche Bischofskonferenz plant weiter eine eigene Internetseite zum Heiligen Jahr 2025. Diese werde alle Informationen zu dem Wallfahrtsereignis unter dem Leitwort "Pilger der Hoffnung" zusammenfassen, kündigte Bischof Georg Bätzing an. Die Seite wird demnach die Adresse www.heiligesjahr2025.de haben.

Auf der Homepage sollen Grundlagentexte zum Heiligen Jahr, Gebete und liturgische Hilfen, die Heilig-Jahr-Hymne in deutscher Sprache und weitere Materialien stehen, wie es weiter hieß.

Am 9. Mai erfolgt die Einberufungsbulle des Heiligen Jahres durch Papst Franziskus. "Letztlich steht erst dann der exakte, auch zeitliche Fahrplan für das Heilige Jahr fest", so Bätzing. Und weiter: "Ich hoffe sehr, dass das Heilige Jahr neben der Konzentration auf Rom auch an anderen Orten gefeiert wird, so wie es der Papst für das Außerordentliche Heilige Jahr 2015/2016 angeregt hatte, als es 'Heilige Pforten' an Wallfahrtsorten und den Kathedralkirchen weltweit gab."

Pilger gehen durch die Heilige Pforte (Archiv) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Pilger gehen durch die Heilige Pforte (Archiv) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Zum im Rahmen des Heiligen Jahres angedachten Spezialprogramm "Jubiläum der Jugend" (28. Juli bis 3. August 2025) sagte Bätzing, Vorbereitungspläne der Bischofskonferenz dazu stünden noch aus. Er ergänzte: "Dieses Jubiläum liegt in der Verantwortung des römischen Dikasteriums für die Evangelisierung und soll in Form und Gestalt in Anlehnung an den Weltjugendtag in Rom im Jahr 2000 ausgerichtet werden, obschon es sich hierbei formal nicht um einen zusätzlichen weiteren Weltjugendtag handelt."

Das Heilige Jahr ist ein Jubiläumsjahr in der katholischen Kirche. Es wird regulär alle 25 Jahre begangen. Biblisches Vorbild ist das Jubeljahr (Levitikus 25), ein alle 50 Jahre begangenes Erlassjahr.

Das erste Heilige Jahr wurde 1300 von Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) ausgerufen. Ursprünglich als Jahrhundertereignis gedacht, wurde es zunächst im Abstand von 50 und dann 33 Jahren wiederholt.

Der Rhythmus von 25 Jahren besteht seit 1470. Im Jubeljahr 2000 kamen rund 25 Millionen Pilger und Besucher nach Rom.

Katholische Bischöfe benennen erstmals Queer-Beauftragten

Die Deutsche Bischofskonferenz hat auch erstmals einen Beauftragten für die queere Pastoral benannt. Das Amt übernimmt der Essener Weihbischof Ludger Schepers, wie der Konferenzvorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing, mitteilte. Bätzing sagte, in den meisten Bistümern gebe es bereits entsprechende Beauftragte. Daher ziehe man nun als Bischofskonferenz nach.

Weihbischof Ludger Schepers / © Julia Steinbrecht (KNA)
Weihbischof Ludger Schepers / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Mit dem englischen Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Rollenbildern übereinstimmt. Unter ihnen sind Personen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung die wohl größte Gruppe.                                                   

Information der Redaktion: Dieser Artikel wir weiter ergänzt, Stand 22.02.24, 15:32 Uhr

Völkischer Nationalismus und Christentum sind laut Bischofskonferenz unvereinbar

Rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien, die gegen Migranten, Muslime oder Juden hetzen, sind nach Auffassung der katholischen Bischöfe für Christen nicht wählbar. Das geht aus einer am Donnerstag in Augsburg veröffentlichten Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz hervor. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert zentrale Passagen des Textes, der auch im Hinblick auf die anstehenden Wahlen im Jahr 2024 formuliert ist.

Hinweisschild zu einem Wahllokal / © Matthias Bein (dpa)
Hinweisschild zu einem Wahllokal / © Matthias Bein ( dpa )
Quelle:
KNA