Bischof Wiesemann: WJT-Termin bereitet süddeutschen Pilgern Probleme

Zu knapp vor Ferien

Bischof Wiesemann hofft, dass sich die deutschen Weltjugendtagspilger von dem lebendigen Gemeindeleben in Polen anstecken lassen. Im domradio.de-Interview blickt der Jugendbischof auf den Stand der Vorbereitungen.

Jugendliche mit Bischof Wiesemann (Mitte) / © Romano Siciliani (KNA)
Jugendliche mit Bischof Wiesemann (Mitte) / © Romano Siciliani ( KNA )

domradio.de: Wie bereitet sich die Deutsche Bischofkonferenz auf das Großereignis, den Weltjugendtag in Krakau, vor?

Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Speyer): Die Vorbereitung ist ein langer Weg. Wir sind schon im letzten Jahr nach Krakau und Auschwitz gefahren und haben die geschichtlichen Orte mit dem Bewusstsein, welches wir als Deutsche haben, wenn wir nach Polen kommen, besucht. Wir haben die Stätten des Weltjugendtages in Krakau angeschaut und die Vernetzung vorangetrieben.

domradio.de: Jetzt sind wir auf der Zielgeraden. Was muss jetzt noch gemacht werden?

Bischof Wiesemann: Momentan geht es noch um die Katechesen der einzelnen Bischöfe. Wir schauen, wo die deutschen Jugendlichen zu den Katechesen zusammenkommen werden und welcher Bischof dort hingehen kann. Es gibt dazu bereits Vorgaben aus Rom, aber wir schauen noch einmal untereinander. Meist wollen die Bischöfe auch die Jugendlichen aus ihrer Diözese besuchen. Ansonsten hoffen wir darauf, dass alles gut geht und dass es ein großartiges Glaubens- und Begegnungsfest für junge Menschen wird.

domradio.de: Am 26. Juli startet der Weltjugendtag in Krakau und vorher gibt es die Tage der Begegnung vom 22. bis 25. Juli, die für Kölner Jugendliche in Breslau stattfinden werden. Inwiefern sind denn diese Tage eine gute Vorbereitung auf das, was dann kommt? 

Bischof Wiesemann: Die Tage der Begegnung gibt es natürlich nicht nur in Breslau, sondern in ganz Polen. Nach Polen hat die katholische Kirche in Deutschland vielfältige Kontakte, so dass sich Gruppen dort teilweise auch in Partnerdiözesen engagieren. Diese Tage der Begegnung sind ganz wichtig, damit der Weltjugendtag nicht nur ein Event wird, wo Millionen von jungen Menschen aus aller Welt zusammenkommen, um mit dem Papst den Glauben zu feiern. Es finden auch ganz konkret Begegnungen unter Jugendlichen und ihren Kulturen in den Gemeinden statt. Ich habe häufig erlebt, dass gerade die Tage der Begegnung deutliche Spuren hinterlassen. Die Jugendlichen erleben in Polen wie lebendig die Gottesdienste und das örtliche Gemeindeleben sind.

domradio.de: Herr Bischof, es haben sich zwischen 17.000 und 20.000 Deutsche angemeldet. Hat die Kirche denn bei diesen Anmeldungen noch Nachholbedarf oder sind Sie mit diesen Zahlen zufrieden?

Bischof Wiesemann: Es können natürlich immer mehr sein (lacht), aber es ist doch toll, dass sich junge Leute auf den Weg machen. Wir haben ein bisschen Problematik mit dem Datum. Ganz Süddeutschland, Bayern, Baden-Württemberg haben immer erst im August Sommerferien. Der Weltjugendtag ist knapp davor. Die Studenten, die ja auch eine wichtige Gruppe des Weltjugendtages sind, haben häufig noch Prüfungen und können ganz schwer abschätzen, ab wann sie wirklich Ferien haben. Vielleicht werden sich manche noch kurzfristig entscheiden, nach Polen zu fahren.

domradio.de: Was wird uns Deutschen denn speziell in Polen vor Augen geführt, also was erfahren wir von der Spiritualität der polnischen Gastgeber?

Bischof Wiesemann: Der Weltjugendtag steht unter dem großen Thema des Heiligen Jahres, des Jahres der Barmherzigkeit. Da ist Schwester Faustyna mit der Botschaft des barmherzigen Jesus, da ist natürlich Johannes Paul II., der besonders in Polen bis heute eine ganz ausstrahlende heilige Figur ist. Ich glaube, darüber hinaus ist der Weltjugendtag geprägt von der Spiritualität der Jugendlichen, die aus der ganzen Welt kommen. Da ist diese Bereicherung miteinander. Das Miteinander ist auch ein wunderbares Zeichen dafür, was es heißt, katholisch zu sein, Weltkirche zu sein.

domradio.de: Als Höhepunkt wird Papst Franziskus am 27. Juli in Krakau erwartet und natürlich für Freude sorgen. Welche Chance bietet sich denn für ein Hilfswerk wie Renovabis, wenn es vor Ort ist?

Bischof Wiesemann: Natürlich wird deutlich, dass Renovabis sehr viel tut, gerade für die jungen Menschen im Osten Europas zum Beispiel mit der Pfingstaktion in diesem Jahr. Ich denke, es ist für Renovabis wichtig zu zeigen, welche Projekte sie vor Ort haben, aber eben auch Vernetzungen weiterzutreiben.

domradio.de: Wenn Sie sich den vergangenen Weltjugendtag in Rio bewusst vor Augen führen: Was wird ähnlich sein in Krakau und was total anders?

Bischof Wiesemann: Die beiden Weltjugendtage zu vergleichen, ist schwierig. Was ich mir auf jeden Fall erhoffe, ist dass das Wetter mitspielt. In Rio hatten wir ein Problem mit dem vielen Regen, so dass der große Abschlussgottesdienst gar nicht auf der vorgesehenen Fläche außerhalb Rios hat stattfinden können. So sind wir direkt an der Copacabana geblieben, was ein tolles Erlebnis war. Es war ein gigantisches Glaubensfest. Krakau ist eine deutlich kleinere Stadt als Rio, aber sie hat einen unglaublich großen Charme. Die Veranstaltungsorte liegen nah beieinander und sind gut erreichbar. Ich kann mir vorstellen, dass der Weltjugendtag zu einem ganz bewegendem großen Glaubensfest für viele junge Menschen wird. Ich hoffe, dass so ein großer Funke wie damals von Rio dieses Jahr von Krakau ausgeht. 

domradio.de: Worauf freuen Sie sich an meisten?

Bischof Wiesemann: Für mich waren zwei Dinge immer sehr bewegend: Neben den vielen Begegnungen mit jungen Menschen in den Katechesen, habe ich mich meistens am Kreuzweg unter die jungen Menschen begeben. In Rio habe ich mich zum Beispiel mit ein paar Jugendlichen an der Copacabana in den Sand gesetzt. Es war unglaublich bewegend, wie innig sie dabei waren. Für mich war die Vigilfeier am Abend mit dem Element der Anbetung, der Stille auch immer besonders bewegend: So viele junge Menschen und dann eine innerlich gesammelte Stille, eine innere Ausrichtung zum Glauben. Das bewegt mich.

Das Interview führte Bernd Knopp.


Quelle:
DR