Bischof von Limburg Franz-Peter Tebartz-van Elst zu Finanzkrise

"Wer so denkt, hat nichts gelernt"

Der Limburger Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst warnt davor, mit Blick auf steigende Aktienkurse an den Finanzmärkten wieder zur alten Tagesordnung überzugehen. "Wer so denkt, hat nichts gelernt. Krisen können heilsam sein, wo sie zum Umdenken bewegen", erklärte der Bischof von Limburg im "Wort zum Sonntag" des Südwestrundfunks am Sonntag.

 (DR)

Der Bischof sagte: "Wo Menschen an den Finanzmärkten wie Frankfurt merken, dass eine Lebensphilosophie, die ausschließlich auf Gewinnmaximierung angelegt war, wie ein Kartenhaus zusammenbricht, kommt die Frage nach den Fundamenten, die ein gerechtes Miteinander tragen, neu in den Blick." Franz-Peter Tebartz-van Elst lobte in seiner Rundfunkansprache die Sozialenzyklika "Caritas in veritate" (Liebe in der Wahrheit) von Papst Benedikt XVI. Das Papstschreiben sei ein Aufruf zur "Besinnung auf das, was Menschen wirklich trägt".

Die Bibel wolle Christen für eine Umkehr gewinnen, die wachsam wahrnehme, "dass der Markt nicht alleine das Mittel ist, allen Völkern eine menschenwürdige Zukunft zu schaffen." Die Enzyklika von Papst Benedikt XVI. verdeutliche, dass für die Suche nach Wegen aus der Krise und nach Lösungen für eine gerechtere Globalisierung eine "tiefgreifende kulturelle Erneuerung und Wiederentdeckung von Grundwerten" nötig sei.

Der gesamte Radiobeitrag des Bischofs ist im Wortlaut nachlesbar im Internet unter www.bistumlimburg.de.

Stellungnahme zur Enzyklika
"Papst Benedikt XVI. verdeutlicht die besonderen Herausforderungen der augenblicklichen wirtschaftlichen Krise. Der Heilige Vater ermutigt uns, aus dem Geist des Evangeliums eine gerechte Wirtschafts- und Finanzordnung zu entwickeln. Nicht nur mit Blick auf die Bankenmetropole Frankfurt freuen wir uns im Bistum Limburg mit unseren Partnern in der Weltkirche sehr über diese wegweisende Enzyklika des Heiligen Vaters",hatte der Bischof von Limburg in einer ersten Stellungnahme zur Enzyklika (am 7.7.) erklärt.

Auch am Finanzmarkt in Frankfurt ist nach Auffassung des Bischofs die Gefahr spürbar, im Vertrauen auf die Selbstregulierungskräfte der Märkte bereits das Ende der Krise auszurufen. Nach einer scheinbaren Erholung der Aktienmärkte gebe es die Neigung zu alten Gewohnheiten zurückzukehren: So könnten nun mit Staatshilfen gestützte Investment-Banken zunächst wieder satte Renditen erzielen, während viele Unternehmen ums Überleben kämpfen und die Arbeitslosigkeit steigt. Die Enzyklika des Papstes kann in dieser Situation nach Ansicht von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst entscheidende Anregungen für eine gerechtere Gestaltung der Wirtschaftssysteme und der internationalen Zusammenarbeit geben.

Mit Blick auf die zurzeit diskutierten Konzepte, welche neuen Regeln und Institutionen benötigt werden, um die Wirtschaft auf dem Globus zukunftsfähig zu machen, verweist der Bischof von Limburg auf dieEnzyklika von Papst Benedikt XVI.: Der Papst zeige, wie der Weg der Solidarisierung mit den armen Ländern zugleich ein Projekt zur Lösung der augenblicklichen Krise darstellen könne. Solidarisch ausgerichtete Finanzierungspläne könnten die armen Länder wirtschaftlich unterstützen und so dazu beigetragen, die Produktionskapazitäten der reichen Länder trotz der Krise auszulasten.