Bischof und Missbrauchsopfer bei Domspatzen informieren Presse

Zwischenbericht der Aufarbeitung

Es gibt einen ersten Zwischenbericht: Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer tritt am Mittwoch erstmals gemeinsam öffentlich mit Betroffenen von Missbrauch und Misshandlung bei den Regensburger Domspatzen auf.

Regensburger Domspatzen (Domspatzen)

Auch der aktuelle Direktor des Domspatzen-Internats, Rainer Schinko, nimmt an dem von einem Münchner Rechtsanwalt moderierten Termin teil. Die Zusammensetzung der Gesprächsrunde ist im Wesentlichen mit einem Gremium identisch, das sich im Februar dieses Jahres konstituiert hat. Dem Vernehmen nach verliefen die bisherigen Treffen in konstruktiver Atmosphäre.

"System der Angst"

Bei dem weltberühmten Knabenchor kam es zwischen 1953 und 1992 in Hunderten Fällen zu körperlicher und sexueller Gewalt. Der Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber untersucht die Vorfälle seit Mai 2015. In einem Zwischenbericht sprach der unabhängige Sonderermittler im Januar von einem "System der Angst", das jahrzehntelang in den Einrichtungen der Domspatzen geherrscht habe.

Die Zahl der Prügel- und Misshandlungsfälle gab Weber damals mit 231 an, die der sexuellen Übergriffe mit 62. Auch nach dem Bericht meldeten sich mehrere Dutzend weitere ehemalige Domspatzen bei dem Juristen.

Bischof hatte wiederholt um Vergebung gebeten

Voderholzer, seit Januar 2013 Bischof von Regensburg, hat die Opfer wiederholt öffentlich um Vergebung gebeten. Dabei brachte er zugleich sein Bedauern darüber zum Ausdruck, dass frühere Versuche einer Selbstkorrektur "zu wenig wirksam" gewesen seien. Auch seien Ausmaß und Schwere der durch nichts zu rechtfertigenden Übergriffe unterschätzt worden.

Oberstes Ziel der Aufarbeitung sei, den Opfern Anerkennung, Genugtuung und so "vielleicht auch ein wenig Heilung ihrer schweren Wunden zu verschaffen". Dazu will das Bistum auch Geld in die Hand nehmen.


Quelle:
KNA