Bischof Reinelt zum Evangelischen Kirchentag in Dresden

"Starke Signale für die Ökumene"

In den 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 1. bis 5. Juni ist auch der katholische Bischof von Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, eingebunden. In einem Interview sagte Reinelt, er freue sich auf einen vitalen Dialog mit allen Besuchern. Zudem wünsche er sich, dass von der Großveranstaltung Impulse für die weitgehend kirchenferne Region ausgehen.

Autor/in:
Birgit Wilke
 (DR)

KNA: Herr Bischof, erstmals findet in Dresden ein Evangelischer Kirchentag statt. Ein Grund zur Freude auch für Katholiken?

Reinelt: Auf jeden Fall. Wir freuen uns mit den evangelischen Christen, denn dieses Land braucht Signale, um aufzuwachen aus einer Lethargie, die noch stark durch die DDR geprägt ist, aber auch aus einem konsumorientierten Denken, das sicher dem westlichen Einfluss geschuldet ist. 75 Prozent der Bevölkerung sind hier in der Region immer noch ohne jede Kirchenbindung.



KNA: Welche Impulse können vom Kirchentag ausgehen?

Reinelt: Er kann für die Kirchen werben, da stimme ich dem evangelischen Landesbischof Jochen Bohl zu. Warum auch nicht? Wir haben den Menschen doch etwas Wichtiges zu geben. Die junge Generation erwartet auf die immer wieder neu zu stellende Frage nach dem Sinn des Lebens plausible Antworten. Gerade die konfessionell nicht gebundenen Menschen stellen diese Fragen. Da können wir als Christen Zeugnis geben, und ich bin gespannt auf einen vitalen Dialog.



Sehr gefreut habe ich mich auch über die Wahl des Mottos "...da wird auch Dein Herz sein". Ich sehe bei solchen Veranstaltungen ansonsten oft die Gefahr, die christlichen Themen zu säkularisieren. Mit dem diesjährigen Motto gehen wir ganz an den Kern unserer Botschaft.



KNA: Ist Dresden für den Kirchentag, zu dem 110.000 Besucher erwartet werden, auch logistisch gerüstet?

Reinelt: Ja, Dresden ist bestens vorbereitet. Es wurden mit 12.000 Schlafplätzen so viele Privatquartiere gefunden wie noch nie zuvor bei einem Kirchentag. Auch was den Transport mit öffentlichen Verkehrsmitteln angeht, ist viel getan worden. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen!



KNA: Im Vorfeld dieser Großveranstaltung hat die Kirchentags-Präsidentin Katrin Göring-Eckardt gesagt, dass dieser Kirchentag vermutlich der am stärksten ökumenisch geprägte ist. Beim Durchblättern des Programms mit insgesamt 2.300 Veranstaltungen hat man nicht diesen Eindruck...

Reinelt: Das sehe ich ein bisschen anders. Ich habe schon den Eindruck, dass das stimmt und sich die Veranstalter sehr um die Ökumene bemühen. Und es gibt starke Signale. Meines Wissens ist es noch nie vorgekommen, dass bei einem Evangelischen Kirchentag der katholische Ortsbischof die Predigt im Fußballstadion hält. Beim ökumenischen Gottesdienst an Christi Himmelfahrt ist das der Fall. Zudem stehe ich bei einer der Eröffnungsfeiern mit auf der Altarinsel.

Beim Gottesdienst auf den Elbwiesen sind im Hintergrund sowohl die evangelische Frauenkirche als auch die katholische Hofkirche zu sehen - ein tolles Bild. Mir kommt es so vor, als sei ich bei den Veranstaltungen stärker engagiert als 1994 beim Katholikentag in Dresden, wo ich natürlich intensiv in die Planung und Organisation eingebunden war.



KNA: Sie sprachen bereits den Katholikentag an, der hier vor 17 Jahren stattfand. Was verbinden Sie mit dieser Veranstaltung?

Reinelt: Es war - relativ kurz nach der Wiedervereinigung - auf jeden Fall ein Fest der Freude und des Zusammenhalts. Es war für uns Katholiken eine großartige Erfahrung, wie wohl sich auch die Westdeutschen bei uns gefühlt haben. Es war eine Geschwisterlichkeit auf der Ebene der Kirche zu spüren.