Bischof Overbeck fordert mehr Engagement der Kirchen für Europa

"Wir sind als Kirche oft zu harmlos"

Der Brexit steht kurz bevor, Europa sorgt sich um Nordirland. Nach Aussage des Essener Bischofs Overbeck müsse von Kirchen eine deutlichere Wirkung ausgehen. Es brauche gegenseitige Toleranz, um die europäische Idee weiterzuverfolgen. 

Europawahl im Mai / © Olivier Hoslet (dpa)
Europawahl im Mai / © Olivier Hoslet ( dpa )

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hält einen stärkeren Einsatz der Kirchen für ein gemeinsames Europa für notwendig. "Wir sind als Kirche oft zu harmlos, wenn es darum geht, die Wirkmächtigkeit des europäischen Projektes hervorzuheben und die gesellschaftlichen Fragen nach kultureller Identität und sozialer Solidarität aufzugreifen", sagte er am Dienstagabend in Mühlheim an der Ruhr.

Aussagekräftiger Wahlaufruf schwierig

Der Ruhrbischof räumte ein, dass es selbst auf Ebene der EU-Bischofskommission COMECE schwierig sei, mit Blick auf die Europawahl im Mai einen aussagekräftigen Wahlaufruf zu formulieren. Themen wie die Ausgestaltung von Rechtsstaatlichkeit, Ökumene und Religionsfreiheit, würden von den Bischöfen zum Teil sehr unterschiedlich gesehen. Nach Auffassung des katholischen Sozialbischofs kann das europäische Projekt nicht ohne gegenseitige Toleranz funktionieren.

Overbeck äußerte sich bei einer Podiumsdiskussion mit dem Europaabgeordneten Elmar Brok (CDU) und dem ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD) in der Katholischen Akademie "Die Wolfsburg". Eingeladen hatte der Sozial- und Wirtschaftsrat des Bistums Essen.

Bevorstehende Wahl sei Schicksalswahl

Die beiden Europapolitiker stimmten darin überein, dass die bevorstehende Wahl angesichts der Herausforderungen, vor der die Europäische Union stehe, eine Schicksalswahl sei. Mit Blick auf die wachsende Unterstützung für rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien sagte Brok: "Ich habe geglaubt, dass die Systemdebatte gelaufen ist und ich in meinem politischen Leben Demokratie und Rechtsstaat nicht mehr verteidigen muss. Aber ich habe mich von der politischen Realität eines Besseren belehren lassen müssen."

Schulz rief zum Kampf für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auf: "Die Zeit der Gemütlichkeit, in der man ein paar Extremisten an den politischen Rändern einfach so mitlaufen lassen konnte, sind vorbei", so der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat.


Screenshot: Overbeck / © domradio.de (DR)
Screenshot: Overbeck / © domradio.de ( DR )
Quelle:
KNA