Bischof Oster sieht deutsche Theologie auf absteigendem Ast

"Der Letzte mit Weltgeltung"

Passaus Bischof Stefan Oster sieht die Theologie in Deutschland nach dem Tod von Benedikt XVI. im Abstieg. In Deutschland werde zu wenig verstanden, was Kirche-Sein bedeute und entsprechend skeptisch sei der Blick Roms auf Reformen.

Bischof Stefan Oster / © Maria Irl (KNA)
Bischof Stefan Oster / © Maria Irl ( KNA )

"Was die Theologie angeht, lebt man eher noch von einigen großen Gestalten - Joseph Ratzinger war vielleicht der letzte von ihnen mit Weltgeltung", sagte Oster den Zeitungen der Mediengruppe Bayern in ihren Ausgaben des Freitags. "Aber solche Zeiten sind nun auch vorbei. Theologisch spielt die Musik heute eher in anderen Ländern."

(ARCHIV) Der Passauer Bischof Stefan Oster gemeinsam mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. am 17. September 2014 im Vatikan.
(ARCHIV) Der Passauer Bischof Stefan Oster gemeinsam mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. am 17. September 2014 im Vatikan.

Oster betonte zudem, dass es nicht die deutsche Kirche gebe, sondern die katholische Kirche in Deutschland. "Wir sind keine Sonderwelt." Der Bischof ergänzte: "Andererseits ist es so, dass wir mit zu den reichsten Kirchen der Welt gehören. Vieles in der Weltkirche wird mitfinanziert aus Deutschland. Insofern ist Einfluss da."

Rom blickt skeptisch auf Deutschland

Über den gestorbenen früheren Papst Benedikt XVI. sagte Oster weiter: "Einerseits hat er das Papsttum insofern entzaubert, als dass jetzt klar ist: Ein Papst muss nicht im Amt sterben. Andererseits ist er damit auch sehr im Heute: Auch Bischöfe sind früher im Amt gestorben - und heute ist längst klar, dass sie mit 75 ihren Rücktritt einreichen müssen."

Auf die Frage, ob man die Kirche in Deutschland in Rom skeptisch beobachte, antwortete Oster: "Natürlich, das hören wir ja allenthalben. Da fragt man sich, wo die Reise hingeht und ob die sich irgendwie selbstständig machen in Deutschland." Der Bischof fügte an, seine Wahrnehmung sei: "In Deutschland wird vielleicht zu wenig gesehen, was Kirche-Sein in der Tiefe bedeutet."

Die wichtigsten Leitlinien des Denkens von Joseph Ratzinger

Benedikt XVI. war der erste Papst der Neuzeit, der freiwillig sein Amt abgab. Dabei berief er sich auf sein Gewissen - obwohl er dieser Instanz stets misstraute und theologisch ganz andere Schwerpunkte setzte. Wie wohl kein Papst vor ihm ist Benedikt XVI. auch auf dem Stuhl Petri ein Theologe geblieben.

Bereits als junger Wissenschaftler gehörte er zu den führenden deutschen Dogmatik-Professoren, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) prägten. Später entfremdete er sich immer mehr von seinen Kollegen.

Papst em. Benedikt XVI. am Schreibtisch / © Osservatore Romano/Romano Siciliani (KNA)
Papst em. Benedikt XVI. am Schreibtisch / © Osservatore Romano/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA