Bischof Müller für "Null-Toleranz" bei pädophilen Priestern

"Die Verantwortung trägt der Täter"

Im kirchlichen Umgang mit pädophilen Priestern plädiert der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller für "Null-Toleranz". Vor dem Hintergrund eines wegen vermutlich wiederholten Kindesmissbrauchs in Untersuchungshaft sitzenden Priesters meldete er am Freitag vor Journalisten in Regensburg Gesprächsbedarf in der Deutschen Bischofskonferenz an. Er sei dafür, einen Priester, der eine solche Tat begangen habe, ein für allemal von der Ausübung seines Priesteramtes auszuschließen.

 (DR)

Kinderfreie Zonen gebe es in der Seelsorge nicht, so Müller.
Zugleich gab er zu bedenken, dass eine Wiederholungsgefahr niemals absolut ausgeschlossen werden könne. Eine lebenslange Sicherungsverwahrung wäre nicht vereinbar mit dem Resozialisierungsgedanken und dem rechtsstaatlichen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit.

Kirche zahlte kein Schweigegeld
Die Mutter eines von dem Geistlichen im Jahr 1999 missbrauchten Jungen dementierte am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Oberehring bei Regensburg entsprechende Medienberichte. Sie betonte, es sei der Wunsch der Familie gewesen, von einer Anzeige Abstand zu nehmen, um das Kind zu schützen.

Zugleich sagte die Mutter, sie habe gehofft, die Diözese werde den Mann künftig nicht mehr mit einer ähnlichen Aufgabe betrauen. Das Ordinariat Regensburg habe einen Fehler begangen, als es den Geistlichen erneut in der Pfarrseelsorge eingesetzt habe, so die Mutter des Opfers.

Bischof Müller lehnte persönliche Konsequenzen aus dem Fall oder eine Entschuldigung für etwaige Versäumnisse auf wiederholte Nachfragen ab. "Die Verantwortung für die Tat trägt der Täter." Der Bischof verwies darauf, dass der erste Übergriff des Geistlichen auf ein Kind 1999 und dessen Verurteilung 2000 in die Amtszeit seines Vorgängers gefallen seien. Zugleich rechtfertigte der Bischof das Vorgehen der damals Verantwortlichen.

Zweite Chance "wohlbegründet"
Dass der Priester in der Gemeindeseelsorge eine zweite Chance erhalten habe, sei eine "wohlbegründete Entscheidung" gewesen. Viele Pfarrangehörige hätten sich den allgemein beliebten Geistlichen als Pfarrer gewünscht. Auch habe es nie Beschwerden gegeben.

Der vom Gericht bestellte Therapeut habe in seinem siebenseitigen Abschlussgutachten nach einer vierjährigen Therapie 2003 jegliche Wiederholungsgefahr ausgeschlossen. Nach dem Gutachten sei die Tat von 1999 nicht auf eine pädophile Fixierung, sondern auf ein "einmaliges, regressives Verhalten" zurückzuführen. Die Bischöfe müssten nun darüber reden, wie Gutachten tragfähiger gemacht werden und Gefahren im Vorfeld besser abgeschätzt werden könnten.

Entschieden wies Müller einen Generalverdacht gegen Priester zurück. Alle seine Diözesanseelsorger hätten sein vollstes Vertrauen. "Ich werde in keiner Weise akzeptieren, dass wir unser Bistum mit einem Kontrollsystem überziehen."

Der Bischof betonte, seine ganze Sorge gelte den Opfern. Er wolle "zum nächstmöglichen Termin" in die Gemeinden Riekofen und Schönach fahren und mit den Betroffenen reden. "Wir versprechen ihnen jegliche erdenkliche Hilfe." Auf Wunsch des neuen Pfarrer war der Bischof nicht zu dessen Amtseinsetzung nach Riekofen gefahren. Der Nachfolger des beschuldigten Priesters ist seit Sonntag im Amt.