Bischof Meier ermutigt Religionen zu gemeinsamem Widerstand gegen Hass

"Wenn die eigene Religiosität brüchig wird, droht die Ablehnung des Anderen"

Der Vorsitzende der Kommission für den Interreligiösen Dialog, Bischof Bertram Meier, verweist auf dessen Bedeutung in Krisenzeiten. Gelungene Beispiele im Kampf gegen menschenfeindliche Ideologien sieht er vor allem an der Basis.

Bertram Meier, Bischof von Augsburg / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Bertram Meier, Bischof von Augsburg / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der bei den katholischen deutschen Bischöfen für den interreligiösen Dialog zuständige Bischof Bertram Meier hat die Religionen zum Widerstand gegen Hass aufgerufen. "Lassen Sie uns gemeinsam gegen jegliche menschenfeindliche Ideologien aufstehen!", sagte Meier am Freitag vor Vertretern von Christen und Muslimen in Hamburg. "Machen wir in unserer Gesellschaft gelebte Geschwisterlichkeit erfahrbar, seien wir miteinander solidarisch!"

Meier mahnte, die Welt werde von Krisen erschüttert, Spaltungen vertieften sich. "Auch Vorbehalte und Widerstände gegen den Dialog zwischen den Religionen brechen sich Bahn." Manche hielten Religion an sich für das Problem, andere wiederum verschanzten sich in der Wagenburg ihrer eigenen religiösen Identität. Ebenso seien politische Instrumentalisierungen und weltliche Machtspiele geeignet, den Geist des Dialogs zu gefährden. "Gerade dann, wenn die eigene Religiosität brüchig wird, droht sich die Ablehnung des Anderen zu verfestigen."

Wegweisende Konzilserklärung wird 60

Meier äußerte sich beim Jahresempfang der Deutschen Bischofskonferenz für die Partnerinnen und Partner im christlich-islamischen Dialog. Dieser findet seit 2018 jährlich an wechselnden Orten statt. Der Augsburger Bischof Meier ist Vorsitzender der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Bischofskonferenz.

Meier erinnerte an die Erklärung "Nostra aetate", die vor 60 Jahren vom Zweiten Vatikanischen Konzil verabschiedet wurde und das Verhältnis der katholischen Kirche zu anderen Religionen neu definierte. Mit der Erklärung sei ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen katholischen Christen und Muslimen aufgeschlagen worden. Aus ihr lasse sich noch heute Grundlegendes für die Dialogarbeit lernen.

Meier lobt "Graswurzel-Dialog"

Mit Blick auf die Entwicklung des interreligiösen Dialogs in Deutschland sagte Meier: "In Kirchengemeinden, aber auch in kirchlichen Wohlfahrtsverbänden und Bildungseinrichtungen hat sich über die Jahre ein vielfältiger Dialog des Lebens entwickelt." Oft seien es gerade die "Graswurzel-Bewegungen", die den Dialog lebendig hielten, betonte er und dankte allen Engagierten.

Im Zentrum des Abends stand ein Gespräch zwischen der früheren Bundesbildungsministerin und Botschafterin im Vatikan, Annette Schavan (CDU), und der Islamwissenschaftlerin Armina Omerika. Imam Mounib Doukali vom Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg (Schura) sprach ein Grußwort.

Interreligiöser Dialog

Der interreligiöse Dialog ist der katholischen Kirche ein wichtiges Anliegen. Sie versteht darunter alle positiven Beziehungen mit Personen und Gemeinschaften anderen Glaubens, um sich gegenseitig zu verstehen und einander zu bereichern. Im Dialog geben die Gläubigen Zeugnis von der Wahrheit ihres Glaubens im Respekt vor der religiösen Überzeugung des Anderen. So gehören Dialog und Verkündigung zusammen.

Der interreligiöse Dialog wird auf unterschiedlichen Ebenen vollzogen:

Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto (shutterstock)
Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto ( shutterstock )
Quelle:
KNA