Bischof kritisiert ZDF wegen Bericht über Evangelikale

"Unverantwortlich und diffamierend"

Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl hat das ZDF aufgefordert, einen Beitrag über evangelikale Missionseinsätze in islamischen Ländern richtigzustellen. Der am Dienstag verbreitete Bericht im Magazin "Frontal 21" sei unverantwortlich und diffamierend, teilte Bohl am Donnerstagabend in Dresden mit.

 (DR)

Der christliche Medienverbund KEP hat wegen des Beitrags Programmbeschwerde beim ZDF eingelegt. Ein ZDF-Sprecher sagte, der Fernsehrat des ZDF werde sich mit der Programmbeschwerde beschäftigen.

Unter dem Titel «Sterben für Jesus - Missionieren als Abenteuer» zeigte «Frontal 21», wie evangelikale Jugendliche auf Missionseinsätze vorbereitet werden. Vor laufender Kamera hatten sich Jugendliche der Bibelschule Brake im nordrhein-westfälischen Lemgo dazu bekannt, notfalls für Jesus zu sterben.

Bohl sprach von einem «Tendenzbericht». Er begrüße es, wenn sich Jugendliche für eine gute Sache einsetzten. Mission und Entwicklung gehörten für die weltweite Arbeit der Kirchen und ihr nahe stehender Hilfsorganisationen zusammen. Es sei unverantwortlich, den «selbstlosen Einsatz» in anderen Kulturen als «bloßes Abenteuer» zu bezeichnen.

Der Redaktionsleiter von «Frontal 21», Claus Richter, rechtfertigte den Vergleich. Die von den Missionaren geäußerte Bereitschaft, für ihre Gesinnung zu sterben, sei eine «ideologische Aussage», sagte er dem epd. Damit lieferten sie islamischen Fundamentalisten Argumente für deren Aktionen, da diese in westlicher Entwicklungshilfe ohnehin einen Deckmantel für christliche Mission sähen.

Im Juni waren zwei deutsche Bibelschülerinnen aus Brake im Jemen ermordet worden. Sie waren zusammen mit einer aus Sachsen stammenden Familie entführt worden. Die Deutschen hatten sich in einem Krankenhaus engagiert. Von der Familie fehlt bislang jede Spur.

In dem ZDF-Beitrag hatte ein Sprecher von Caritas international vor christlichen Missionseinsätzen gewarnt. Die Verwechslung oder Vermischung von Hilfe und Missionierung schädige das Ansehen der Hilfsorganisationen, betonte er.

Der christliche Medienverbund KEP teilte mit, die ZDF-Reporter hätten mit versteckter Kamera in der von der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM) betriebenen Akademie für Weltmission in Korntal gefilmt. Die Reporter hätten zuvor gar nicht angefragt, ob sie in der Akademie filmen dürften. Der Geschäftsführer des KEP, Wolfgang Baake, warf dem Sender vor, die Aufnahmen seien «manipuliert». Die Reporter hätten ein Klischee bedienen wollen, «das evangelikale Mission in die Nähe von muslimischen, gewaltbereiten Fundamentalisten rückt».