Bischof Krämer fordert von Kirchen ein Zeichen gegen Rechts

"Vor Gott sind alle Menschen gleich"

Die katholische Kirche muss nach Ansicht des Rottenburger Bischofs Klaus Krämer vehement Flagge gegenüber rechtsextremistischen Haltungen zeigen. Die Kirche dürfe sich nicht aus politischen Fragen heraushalten.

Bischof Klaus Krämer / © Nico Kurth (KNA)
Bischof Klaus Krämer / © Nico Kurth ( KNA )

Vielmehr müsse sie "ihre Stimme erheben und sich einmischen, wo immer uns menschenfeindliches Denken gegenüber bestimmten Gruppen begegnet", erklärte Krämer am Donnerstag in Rottenburg.

Anlass war, dass der als NS-Gegner bekannte und aus seiner Diözese vertriebene frühere Rottenburger Bischof Joannes Baptista Sproll (1870-1949) vor 80 Jahren - im Juni 1945 - aus dem Exil zurückkehrte.

Sproll habe "früh den antichristlichen Charakter der NS-Ideologie erkannt und sich nicht gescheut, sich ihr offen entgegenzustellen", betonte Krämer.

Sprolls Handeln "Mahnung für uns"

Sprolls Handeln sei "für uns heute Mahnung und Ermutigung zugleich", unterstrich der seit Dezember 2024 amtierende Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. "Wir stehen gegen Abgrenzung und Spaltung", sagte Krämer und betonte: "Vor Gott sind alle Menschen gleich." Die katholische Kirche in Württemberg stehe "fest an der Seite derer, die sich in unserer Gesellschaft für Freiheit, Gerechtigkeit und für die Würde aller Menschen einsetzen“.

Bischof Johannes Baptista Sproll / © KNA-Bild (KNA)
Bischof Johannes Baptista Sproll / © KNA-Bild ( KNA )

Krämer verwies auf die im Februar 2024 veröffentlichte Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Titel "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar". Darin hatten die katholischen Bischöfe ausdrücklich die AfD genannt und damit erstmals eine im Bundestag vertretene Partei als nicht wählbar für Christen charakterisiert. In der Partei dominiere nach mehreren Radikalisierungsschüben inzwischen eine völkisch-nationalistische Gesinnung.

Nazis hetzten gegen Sproll

Sproll hatte früh die Ideologie der Nazis kritisiert. 1938 boykottierte er die Volksabstimmung, in der über den "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich abgestimmt wurde. Diese Volksabstimmung war mit einer vorgezogenen Neuwahl des Reichstages verbunden. "Jeder, der in der Volksabstimmung dem Anschluss Österreichs zustimmte, wählte automatisch die NSDAP", erläuterte das Bistum. Die Nazis starteten daraufhin Hetzkampagnen gegen Sproll.

Sein Amtssitz wurde mehrfach verwüstet, er wurde aus der Diözese verbannt.

Nach einer Odyssee durch mehrere Städte fand Sproll zunächst Zuflucht im Benediktinerkloster Sankt Ottilien, ab Januar 1941 lebte er im Exil im Heilbad Krumbad in der Diözese Augsburg. Nach siebenjähriger Verbannung kehrte der "Bekennerbischof" nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Juni 1945 schwer krank nach Rottenburg zurück, wo er 1949 starb.

Bistum Rottenburg-Stuttgart

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart ist mit rund 1,57 Millionen Katholiken Deutschlands drittgrößtes Bistum. Es umfasst Württemberg. Während das früher zum Habsburgerreich zählende Oberschwaben bis heute katholisch geprägt ist, ist in und um Stuttgart traditionell der Protestantismus stark.

Diözese Rottenburg-Stuttgart (dpa)
Diözese Rottenburg-Stuttgart / ( dpa )
Quelle:
KNA