Bischof: Katholische Laien stärker an Seelsorge beteiligen

Tiefgreifende Reformen

Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hat sich für tiefgreifende Reformen in der Seelsorge ausgesprochen. Die Ehrenamtlichen in der Seelsorge müssten mehr Verantwortung erhalten und übernehmen, sagte der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz am Wochenende in Erfurt. "Die Katholische Kirche in Deutschland wird eine Kirche der Ehrenamtlichkeit sein, oder sie wird nicht mehr sein", betonte er.

 (DR)

Die gewohnte Gemeindepastoral wird laut Wanke an Intensität verlieren. Kirchliche Schulen, Kindergärten und Sozialeinrichtungen seien als «Knotenpunkte der Pastoral» zu stärken, weil viele Menschen solche Brücken zur Kirche eher beträten als Sakralbauten und Pfarrhäuser. Einrichtungen wie Ordenshäuser und Großereignisse wie Wallfahrten sollten zu spirituellen «Leuchttürmen» in der Mediengesellschaft werden.

Der Bischof äußerte Verständnis für Trauer über den Verlust vertrauter seelsorglicher Möglichkeiten und Gewohnheiten. Dies dürfe aber nicht zum beherrschenden Grundgefühl werden. Fragen wie der Einsatz von hauptamtlichem Personal, die richtige Gemeindegröße und die Verwendung von Finanzmitteln dürften das Gespräch in einem Bistum nicht allein bestimmen. Sie müssten eingebettet sein in ein Nachdenken darüber, wozu Kirche eigentlich da sei.

Wanke sprach bei einer Jubiläumstagung zum 60-jährigen Bestehen der katholischen Wochenzeitschrift «Christ in der Gegenwart». Die Publikation gebe durch ihre Berichterstattung und Kommentierung Orientierung und wichtige Durchblicke, so der Bischof. Die Zeitschrift erscheint seit 1948 in Freiburg/Breisgau und nimmt zu Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft aus christlicher Perspektive Stellung.

Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) hob bei dem Festakt die Bedeutung einer christlichen Glaubensbasis in der Politik hervor. In der Gesellschaft seien früher klare Wertmaßstäbe etwa über den Lebensschutz ins Rutschen gekommen. Als Beispiel nannte er die gewachsene gesellschaftliche Akzeptanz der Abtreibung.