Bischof: Illegale Migration gehört zu globalisierter Welt - Monat der Weltmission startet am Sonntag

Kein "vorübergehendes" Problem

Das Internationale Katholische Missionswerk missio hat der Politik vorgeworfen, das Thema Migration zu vernachlässigen. Deren vielfältige und globale Dimension komme in der deutschen Tagespolitik kaum vor, sagte der Präsident von missio München, Pater Eric Englert, am Mittwoch in Berlin.
Unter dem Leitwort "Mach den Raum deines Zeltes weit" begeht missio im Oktober den Monat der Weltmission. Den bundesweiten Auftakt bildet am Sonntag ein feierlicher Gottesdienst mit dem Berliner Kardinal Georg Sterzinsky und Bischöfen anderer Kontinente in der Hauptstadt.

 (DR)

Illegale Migration darf nach Auffassung der Deutschen Bischofskonferenz nicht als vorübergehendes Problem wahrgenommen werden. Sie gehöre vielmehr zur gegenwärtigen Welt, die durch die Spannung von Globalisierung und nationalen Grenzkontrollen gekennzeichnet sei, sagte der Vorsitzende der Migrationskommission der Bischofskonferenz, Weihbischof Josef Voß, am Mittwoch in Berlin bei einer «missio»-Fachtagung zu Perspektiven internationaler Migration. Es sei unbefriedigend, dass der «komplexen Problematik der ökonomisch bedingten Migration» nur das politische Asyl als Aufnahmegrund gegenüberstehe. «Die Hoffnung auf Teilhabe am Wohlstand ist keineswegs ein unlauteres Motiv, sie gehört zu jedem Menschen», fügte der Münsteraner Weihbischof hinzu.

Globalisierung dürfe nicht nur ökonomisch gesehen werden, betonte Voß. Wenn schon von Globalisierung gesprochen werde, dann müsse die Menschheit auch als «gemeinsame Menschheitsfamilie» betrachtet werden. Einem Recht auf Auswanderung müsse dann auch ein Recht auf Einwanderung in Länder entsprechen, die eine «größere Last tragen» könnten als ihre Herkunftsländer. Begrenzung von Einwanderung sei nur dann moralisch gerechtfertigt, so Voß, wenn sich die reichen Staaten auch an der Beseitigung der Ursachen beteiligten, die den Migrationsdruck auslösten. Dazu gehöre auch der Aufbau gerechter demokratischer Strukturen in den Entwicklungsländern und der Kampf gegen Korruption.

Der Integrationsbeauftragte des Berliner Senats, Günter Piening, rief in seinem Grußwort dazu auf, Integrationspolitik stärker als transnationale Aufgabe wahrzunehmen. Die «Regelungswut der Nationalstaaten» könne auf Dauer nicht funktionieren, meinte Piening. Vielmehr gelte es, etwa bei der Integration in den Arbeitsmarkt die Anerkennung von Qualifikationen der Migranten zu verbessern oder ein tertiäres Bildungssystem zu entwickeln, das auch bestimmte Teilqualifikationen vermittle. Auch die Zulassung von doppelten Staatsbürgerschaften trüge einer transnationalen Migration besser Rechnung, sagte Piening weiter. Nötig sei zudem eine «neue Willkommenskultur», die auch mehrfache Zugehörigkeiten akzeptiere.

Die Integrations-Staatsministerin der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), würdigte in einem schriftlichen Grußwort das Engagement der Kirchen und ihrer Wohlfahrtverbände für Flüchtlinge. Die Organisationen bekämpften die Ursachen von Flucht und Vertreibung, leisteten den Betroffenen Beistand und berieten auch die Politik.
Böhmer erinnerte an die humanitäre Tradition Deutschlands und Europas. Diese gebiete es, Menschen in existenzieller Not beizustehen. Zugleich sei die internationale Migration aber ein Problem, das die Staatengemeinschaft nur gemeinsam lösen könne.

Nach UN-Angaben waren 2007 rund 42 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, davon 26 Millionen als Binnenflüchtlinge. In Afrika gab es demnach 15 Millionen Flüchtlinge, darunter 12,7 Millionen in ihrem eigenen Land.