Bischof Huber: Arbeitslosigkeit gefährdet Zusammenhalt

Höchste Priorität

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, warnt vor den gesellschaftlichen Folgen steigender Arbeitslosigkeit. Der Verlust von Arbeit habe sowohl für die Betroffenen wie auch für den Zusammenhalt in der Gesellschaft gravierende Folgen, sagte Huber am Samstag in Würzburg vor der EKD-Synode. Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen müssten höchste Priorität haben.

 (DR)

Indirekt kritisierte Huber Aussagen der SPD-Bundespräsidentenkandidatin Gesine Schwan: Trotz der Gefahren sei «das Einfordern sozialer Verantwortung wichtiger als die Ankündigung sozialer Unruhen», sagte der Berliner Bischof laut Redemanuskript in seinem Bericht an die in Würzburg neu konstituierte 11. EKD-Synode.

Als Konsequenz aus der Wirtschaftskrise forderte Huber, die Märkte stärker zu regulieren. «Eine politisch und sozial gebändigte Marktwirtschaft braucht neue Regelungen und neue Instrumente, wenn sie dem Gebot der Nachhaltigkeit genügen soll», sagte der Bischof. Noch sei offen, wie die internationalen Finanzmärkte in Zukunft geregelt werden sollen. Nach Ansicht Hubers stellt eine planwirtschaftliche Alternative allerdings keinen Ausweg aus den «Auswüchsen des Turbokapitalismus» dar.

«Eine bewusste politische Gestaltung der Marktwirtschaft ist nötig», sagte Huber. Die wirtschaftliche Ordnung müsse sich «konsequent an den Prinzipien der Nachhaltigkeit und an den Lebenschancen der kommenden Generationen» orientieren. Das habe im vergangenen Jahr bereits die EKD-Denkschrift über unternehmerisches Handeln herausgestellt.

Nach Worten Hubers hat ein «Geist des Habenwollens» den Weg in die Wirtschafts- und Finanzkrise bereitet. «Er verlockt zu einem Wettrennen um die günstigsten Angebote und die schnellsten Erträge», sagte der Berliner Landesbischof, über dessen Nachfolge im EKD-Ratsvorsitz das auf sechs Jahre gewählte Kirchenparlament im Oktober entscheidet.

«Wenn wir auf die wirtschaftliche Krise mit einem Geist der Solidarität, der Zuwendung und der Nachhaltigkeit reagieren, dann zeigt sich in der Krise wirklich eine Chance», sagte Huber. Das setze Umdenken voraus, so dass aus der «frohen Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt» wirklich ein «freier, dankbarer Dienst an Gottes Geschöpfen» wird. «Nichts ist dringlicher», sagte Huber.