Bischof Hinder warnt vor Hungerkrise im Jemen

Ukraine-Krieg verschärft die Lage

Der bisherige katholische "Arabien-Bischof" Paul Hinder hat davor gewarnt, dass der Krieg in der Ukraine die humanitäre Krise und den Hunger im Jemen verschärfen könnte. In dem südarabischen Kriegsland leiden Millionen Menschen.

Flüchtlingslager im Jemen / © akramalrasny (shutterstock)
Flüchtlingslager im Jemen / © akramalrasny ( shutterstock )

Das betonte Hinder in einem Interview des Nachrichtenportals Vaticannews (Montag). Ein "andauernder Krieg in der Ukraine" gefährde die Produktion weltweit, so der Bischof mit Blick auf die Versorgung der Notleidenden. Hinder warnte zudem vor einem Profitstreben bei Waffenlieferungen, die den Krieg verlängerten.

Altersbedingten Rücktritt angenommen

Am Wochenende hatte Papst Franziskus den altersbedingten Rücktritt des 80-jährigen Schweizer Kapuziners angenommen.

Bischof Paul Hinder / © Gregory A. Shemitz/CNS photo (KNA)
Bischof Paul Hinder / © Gregory A. Shemitz/CNS photo ( KNA )

Hinder war mehr als ein Jahrzehnt lang Apostolischer Vikar von Südarabien, betreute aber nach dem Tod des zuständigen Bischofs zuletzt auch Nordarabien und damit die gesamte Arabische Halbinsel. Nachfolger Hinders wird der Mailänder Weihbischof Paolo Martinelli (63), der ebenfalls dem Kapuzinerorden angehört.

Mit Blick auf den Jemen-Krieg äußerte Hinder die Hoffnung, dass der derzeitige Waffenstillstand ernsthafte Verhandlungen bringe. "Ich habe den Eindruck, dass die Parteien des Krieges ein wenig müde sind und zu der Einsicht gelangt sind, dass der Krieg nicht auf dem Schlachtfeld gewonnen werden kann." Die laufenden Verhandlungen lösten aber nicht sofort die kritischen Fragen der Gesundheitsversorgung und der Ernährung. "Es gibt auch Gruppen, die jederzeit wieder das Feuer eröffnen könnten."

Krise im Jemen: Menschen versammeln sich, um ihre täglichen Hilfsmittel zu erhalten / © Mohammed Mohammed (dpa)
Krise im Jemen: Menschen versammeln sich, um ihre täglichen Hilfsmittel zu erhalten / © Mohammed Mohammed ( dpa )

Im Jemen kämpft eine Allianz unter Führung Saudi-Arabiens gegen die schiitischen Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden. Auch westliche Mächte wie die USA und Großbritannien sind in den Konflikt involviert. "Es gibt interne Parteien, Stammesfragen, politische Interessen und wirtschaftliche Interessen", so Hinder.

Millionen Kinder vorm Verhungern

Der Jemen hat 31,9 Millionen Einwohner. Nach UN-Angaben benötigen 23,4 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Seit März 2015 soll die Zahl der Binnenvertriebenen im Land bei 4,3 Millionen liegen.

Kind im Jemen / © Mohammed Mohammed (dpa)
Kind im Jemen / © Mohammed Mohammed ( dpa )

Statistiken von April zeigen, dass 17,4 Millionen Menschen, also mehr als die Hälfte der Bevölkerung, von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind und 2,2 Millionen Kinder wahrscheinlich verhungern werden.

"Verlässliche Informationen gibt es nur über einige Teile, während die Lage für den größten Teil der Bevölkerung in Bezug auf Gesundheit, Ernährung und die Hunderttausenden, wenn nicht gar Millionen von Binnenflüchtlingen kritisch bleibt", berichtete Hinder.

Jemen - Armenhaus der arabischen Welt

Der Jemen im Süden der Arabischen Halbinsel gehört zu den ärmsten Ländern der arabischen Welt. Vier Fünftel der gut 26 Millionen Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. 2011 brachen Proteste aus, die zum Sturz des Langzeitpräsidenten Ali Abdullah Saleh führten. Seitdem kommt das Land nicht zur Ruhe. Ein Bürgerkrieg zwischen der international anerkannten sunnitischen Regierung und den schiitischen Huthi-Rebellen kostete bereits Tausende Menschen das Leben und hat die Infrastruktur des Landes weitgehend zerstört. Internationale Friedensbemühungen blieben bisher erfolglos.

Kinder im Jemen mit Essensmarken / © Hani Mohammed (dpa)
Kinder im Jemen mit Essensmarken / © Hani Mohammed ( dpa )

 

Quelle:
KNA