Bischof Gerber ruft in Istanbul zum Brückenbau zwischen Kulturen auf

"Triggerpunkte" und Versöhnung

Das türkische Istanbul ist ein Bindeglied zwischen Kulturen und Religionen. Was das im Alltag bedeutet, erlebt die dortige deutsche Gemeinde seit 40 Jahren. Der Bischof aus Fulda, Michael Gerber, hat sie zum Patronatsfest besucht.

Bischof Dr. Michael Gerber (m.) feierte den Gottesdienst zum 40. Patronatsfest der deutschsprachigen katholischen Gemeinde St. Paul im europäischen Teil der pulsierenden Millionenstadt Istanbul am Bosporus.  / © privat (privat)
Bischof Dr. Michael Gerber (m.) feierte den Gottesdienst zum 40. Patronatsfest der deutschsprachigen katholischen Gemeinde St. Paul im europäischen Teil der pulsierenden Millionenstadt Istanbul am Bosporus. / © privat ( privat )

Auf den Spuren des Apostels Paulus hat der Bischof von Fulda, Michael Gerber, in Istanbul dazu aufgefordert, Brücken zu bauen, zwischen Kulturen, Religionen und Menschen. Gerber besuchte die deutschsprachige Gemeinde in Istanbul anlässlich ihres 40. Patronatsfests am Sonntag. Wie das Bistum Fulda vorab mitteilte, würdigte er die historische und spirituelle Bedeutung der Stadt Istanbul als Brücke zwischen Orient und Okzident. Er habe in einer Predigt vor einer Fragmentierung und Polarisierung der Gesellschaften gewarnt und eine globale Sicht angemahnt.

Bischof Dr. Michael Gerber (m.) feierte den Gottesdienst zum 40. Patronatsfest der deutschsprachigen katholischen Gemeinde St. Paul im europäischen Teil der pulsierenden Millionenstadt Istanbul am Bosporus.  / © privat (privat)
Bischof Dr. Michael Gerber (m.) feierte den Gottesdienst zum 40. Patronatsfest der deutschsprachigen katholischen Gemeinde St. Paul im europäischen Teil der pulsierenden Millionenstadt Istanbul am Bosporus. / © privat ( privat )

"Die universale Dynamik des Evangeliums stellt uns die Frage: Wie hast du auch jene im Blick, die jenseits deiner Grenzen leben?", so der Bischof demnach. Gerber, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, bezeichnete die Sorge um das Klima und um die Menschen in Kriegs- und Krisengebieten als christliche Verantwortung, die aus einer globalen Perspektive wahrgenommen werden müsse. "Das Christentum verträgt keine Beschränkung der Dimensionen von Raum und Zeit", sagte er laut Redemanuskript.

Die eigenen "Triggerpunkte" kennen

Ausgehend vom Heiligen Paulus, dem Patron der deutschsprachigen Gemeinde in Istanbul, betonte Gerber, in gespaltenen Gesellschaften und einer ideologisch zerrissenen Welt brauche es für Versöhnung und Frieden "Akteure, die ehrlich um eigene biografische Brüche wissen". Es brauche Menschen, "die ihre Triggerpunkte kennen und die wissen, wo dies zu einseitigen Wahrnehmungen und zu kompensatorischen Handlungen führen kann, die anderen schweren Schaden zufügen".

Beim Pfarrfest kam Bischof Dr. Michael Gerber mit Besuchern der deutschsprachigen katholischen Gemeinde St. Paul in Istanbul ins Gespräch.  / © privat (privat)
Beim Pfarrfest kam Bischof Dr. Michael Gerber mit Besuchern der deutschsprachigen katholischen Gemeinde St. Paul in Istanbul ins Gespräch. / © privat ( privat )

Als "Triggerpunkte" werden individuelle Reizthemen bezeichnet, welche Menschen emotional stark bewegen. Bischof Gerber traf laut Bistumsangaben während seiner Türkeireise unter anderem auch mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., zusammen. Er ist zugleich auch das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie.

Michael Gerber

Dr. Michael Gerber wurde am 15. Januar 1970 in Oberkirch geboren. Nach Studien in Freiburg im Breisgau und in Rom wurde er am 11. Mai 1997 zum Priester für die Erzdiözese Freiburg geweiht. Danach war er zwei Jahre als Vikar in Malsch bei Ettlingen und weitere zwei Jahre als priesterlicher Mitarbeiter an der Katholischen Hochschulgemeinde PH/Littenweiler tätig.

Michael Gerber, Bischof von Fulda. / © Silas Stein (dpa)
Michael Gerber, Bischof von Fulda. / © Silas Stein ( dpa )
Quelle:
KNA