Bischof Fürst ruft Bauern und Verbraucher zu nachhaltigem Verhalten auf

Unbegrenzte Wertschöpfung erschöpft die Schöpfung

Zu nachhaltigem Verhalten in Verantwortung für die Schöpfung hat der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst Bauern und Verbraucher aufgefordert. Die Kategorie Wertschöpfung müsse auch in der Landwirtschaft "mit der moralischen Dimension der Verantwortung" hinterfragt werden, sagte er am Mittwoch bei einer Bauernkundgebung in Ellwangen. Wer Wertschöpfung unbegrenzt steigern wolle, erschöpfe sich selbst und die ihm anvertraute Schöpfung.

 (DR)

Nachhaltiges Wirtschaften der Bauern und verantwortliches Kaufverhalten der Verbraucher müssten getragen sein von Verantwortung für Umwelt, Tiere, Menschen "und vor allem auch für die Nachgeborenen", so Bischof Fürst. Der aktuelle Ressourcenverbrauch belaste die Tragfähigkeit des Planeten Erde immer mehr und begrenze die Entwicklungsmöglichkeiten künftiger Generationen. Besonders die Verbraucher rief der Bischof mit Blick auf die unter dem Druck der globalen Wirtschaftszwänge stehenden Landwirte zu konsequentem Umdenken und einem neuen Qualitätsbewusstsein auf: "Durch Lebensstil und Kaufverhalten entscheiden wir täglich selbst mit über die Chancen der Bauern und unserer ländlichen Räume."

Die Herausforderungen in der Landwirtschaft durch Globalisierung können Bischof Fürst zufolge nur gemeinsam bewältigt werden von Erzeugern, Verbrauchern, Politik, Futtermittelherstellern und Agrarforschung.

Kritik übte der Bischof an überzogenem Gewinnstreben in der Landwirtschaft, die längst nach den Regeln industrieller Massenproduktion arbeite. Eine Ausrichtung an möglichst maximaler Wertschöpfung auch auf dem Agrarsektor berge allerdings die Gefahr, dass "alles weggespart, wegrationalisiert oder wegreduziert wird, was nicht zur herrschenden ökonomischen Mentalität passt". Dann zähle nur noch, was zählt und sich rechnet, zu Lasten des Zusammenhalts im Leben der Menschen und mit der Folge fortschreitender Entsolidarisierung.

Landwirtschaft und Kirche rief der Bischof zum Miteinander auf. Gerade in Zeiten des Strukturwandels - seit 1960 hätten mehr als zwei Drittel der Agrarbetriebe in Deutschland ihre Existenz aufgegeben - habe die Kirche im Dorf einen spezifischen Auftrag, die Überschaubarkeit sowie die religiöse, soziale und kulturelle Verbundenheit mit der Dorfgemeinschaft zu fördern. So sei es auch künftig wichtig, "dass die Kirche nicht das Dorf verlässt und dass das Dorf die Kirche nicht verlässt".  Das Prinzip der Nachhaltigkeit sei für Christen nicht zuerst eine Zeitnotwendigkeit, sondern erkläre sich zutiefst aus dem Glauben an Gott als den Schöpfer.