Bischof em. Joachim Wanke in Erfurt verabschiedet

"Stück Kirchengeschichte endet"

Nach über 31 Amtsjahren hat das Bistum Erfurt seinen Altbischof Joachim Wanke feierlich in den Ruhestand verabschiedet.
An dem Festakt am Mittwoch im Theater von Thüringens Landeshauptstadt nahmen über 25 Bischöfe und Weihbischöfe teil, unter ihnen der Botschafter von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Jean-Claude Perisset.

 (DR)

Im Namen der Deutschen Bischofskonferenz dankte deren stellvertretender Vorsitzender, Bischof Norbert Trelle, dem 71-jährigen Wanke für seinen Bischofsdienst. Sein Rücktritt sei "ein Verlust für die ganze Kirche in Deutschland", betonte der Hildesheimer Bischof. Mit seinem Wirken habe Wanke dem bischöflichen Amt "viel Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft" gegeben.

Trelle hob Wankes 14-jähriges Engagement an der Spitze der Pastoralkommission in der Bischofskonferenz hervor. Zudem habe er die Anliegen der ostdeutschen Bistümer "kraftvoll und überzeugend" in das Gremium der deutschen Bischöfe eingebracht und dabei auch Blockaden überwunden. "Oft hat durch eine humorvolle Wortmeldung aus einem drohenden Gegeneinander ein fruchtbares Miteinander werden können", dankte Trelle dem Altbischof.

Wie Trelle verwies auch der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker auf Wankes hilfreiche "Impulse zum missionarischen Auftrag der Kirche". Beckers Dank im Namen der Kirchenprovinz Paderborn, der auch das Bistum Erfurt angehört, überbrachte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen, der ihm seinerseits für "herzliche Mitbrüderlichkeit" dankte.

Großes ökumenisches Engagement
Die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann würdigte Wankes "großes ökumenisches Engagement" unter anderem als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland. Gemeinsam mit Protestanten habe er die Stimme der Christen in die politischen Debatten eingebracht.

Der Erfurter Caritasdirektor Bruno Heller dankte dem Altbischof im Namen der benachteiligten Menschen "für Mut machenden Zuspruch und sensible Anteilnahme". Dabei erinnerte er an Wankes traditionellen Besuch am Heiligen Abend in der Suppenküche der Landeshauptstadt. Der Vorsitzende des Katholikenrats, Alois Wolf, würdigte Wankes gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Laienvertretung.

In seinem Festvortrag hob der Erfurter Kirchenhistoriker Josef Pilvousek Wankes "klugen und mutigen" Kurswechsel hervor, schon in der DDR-Zeit "eine falsche Binnenkirchlichkeit und Ghettomentalität aufzugeben". Er habe die Christen zum Dienst für die Welt ermutigt, ohne dass es dem SED-Regime deshalb gelungen sei, die katholische Kirche zu instrumentalisieren.

In einem Festgottesdienst im Erfurter Dom hob Weihbischof Reinhard Hauke die "wohlwollende Begleitung" neuer pastoraler Projekte durch Wanke hervor. So hatte Hauke als Dompfarrer "Feiern der Lebenswende" für nichtgetaufte Jugendliche als Alternative zur atheistischen "Jugendweihe" begründet. Jetzt leitet Hauke das Bistum Erfurt übergangsweise bis zum Amtsantritt eines neuen Bischofs.

Ein Brückenbauer
Spitzenvertreter von Staat und Kirche hatten Wanke bereits vorige Woche in Thüringens Landeshauptstadt feierlich verabschiedet. Der Festakt fand im Kaisersaal beim diesjährigen Elisabeth-Empfang des Bistums Erfurt für Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur in Thüringen statt.

Thüringens früherer Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) würdigte Wankes besondere Verdienste als Bischof schon zu Zeiten der DDR. Der Bischof habe die Distanz der katholischen Kirche zum sozialistischen Staat nicht in Frage gestellt. "Aber er setzte neue Akzente und bewies Mut und Tapferkeit", betonte Vogel. Wanke sei ein Brückenbauer nicht nur zwischen den Konfessionen, sondern auch zwischen Christen und Nichtchristen geworden. "Er appellierte an die Katholiken, im Land zu bleiben und die DDR nicht zu verlassen, und scheute den Vorwurf, dadurch das System zu stabilisieren, nicht."

Nach dem Ende der DDR habe der Bischof den Westdeutschen die Befindlichkeit der ostdeutschen Katholiken erklärt. "Gerade dadurch hat er entscheidend dazu beigetragen, dass wir mehr voneinander erfahren haben und uns besser kennenlernten, unsere westdeutsche und ostdeutsche Biografie austauschten", sagte Vogel. In einem Gottesdienst in der Schottenkirche hatte zuvor auch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hervorgehoben, Wanke habe sich nach der deutschen Einigung immer wieder auch in die gesamtdeutsche Bischofskonferenz eingebracht, besonders als langjähriger Vorsitzender der Pastoralkommission.