Bischof Dröge erinnert an Pfarrer Harald Poelchau

Mehr Hilfsbereitschaft gefordert

Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge hat dazu aufgerufen, auf die Hilfsbedürftigkeit von Menschen im eigenen Umfeld zu achten. Es gehöre Mut dazu, immer wieder zu fragen, wie man helfen könne, so Dröge in seiner rbb-Rundfunkkolumne.

 (DR)

Als Beispiel gelungener Achtsamkeit nannte Dröge den Berliner Gefängnispfarrer und Widerstandskämpfer Harald Poelchau (1903-1972). Poelchau habe während der NS-Zeit als Mitglied der Bekennenden Kirche Kontakte zwischen politisch Inhaftierten und ihren Angehörigen ermöglicht und versucht, Haftbedingungen zu lindern, erklärte Dröge am Samstag im RBB-Hörfunk. Zudem habe er zum Tode Verurteilte auf ihrem Weg zur Hinrichtung begleitet: "Für Tausend Inhaftierte war der Pfarrer da in den letzten Tagen und Minuten ihres Lebens."

Poelchau war von 1933 bis 1945 und von 1949 bis 1951 evangelischer Gefängnisseelsorger im Strafgefängnis Berlin-Tegel. An ihn erinnert in der Justizvollzugsanstalt Tegel seit Freitag eine Skulptur. Am 5. Oktober wäre er 115 Jahre alt geworden.

Unermüdlicher Einsatz

Der Widerstandskämpfer habe Briefe und Nachrichten für die politisch Inhaftierten aus dem oder in das Gefängnis geschmuggelt, sagte Dröge weiter, unter anderem für Dietrich Bonhoeffer und Helmut James Graf von Moltke: "Gemeinsam mit seiner Ehefrau Dorothee vermittelte er jüdischen Mitbürgern illegale Unterkünfte, um sie vor dem Abtransport ins Konzentrationslager zu bewahren."

Poelchau sei ein Mann gewesen, so Dröge weiter, "der Wege fand, obwohl es schwer war". Das bringe auch die Skulptur in der JVA Tegel auf den Punkt. Sie zeigt einen Mann, der im Begriff ist, durch eine Mauer zu gehen. Zu dem Denkmal gehört ein Spiegel auf dem die Frage steht: "Was braucht es, einem anderen zu helfen?"

Mauern überwinden

Diese Frage, so Dröge weiter, "der sich Harald Poelchau damals so mutig und glaubwürdig stellte", habe nichts von ihrer Aktualität verloren. Die Erinnerung an Harald Poelchau zeige: "Es gibt oft einen Weg. Manchmal braucht es Mut dazu. Und Menschen, die an unserer Seite sind."

Das Denkmal symbolisiert den Pfarrer, wie er mit einer Aktentasche - in der er Briefe und Lebensmittel für die Inhaftierten versteckte - durch die Gefängnismauer geht. Am Sonntag wird zu Ehren von Poelchau in der Anstaltskirche der JVA ein Festgottesdienst mit Propst Christian Stäblein gefeiert.


Markus Dröge / © Jürgen Blume (epd)
Markus Dröge / © Jürgen Blume ( epd )
Quelle:
KNA , epd