Bischof Dieser über den Mut zum Brückenbauen

Bischöfe im Advent

Jeden Tag ein Impuls: Die deutschen Bischöfe haben für DOMRADIO.DE ihre Gedanken zum Advent formuliert. Der Aachener Bischof Helmut Dieser ist überzeugt: Was es heute dringend braucht, ist der Mut zum Brückenbauen.

Bischof Helmut Dieser / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Helmut Dieser / © Harald Oppitz ( KNA )

Wer eine Brücke bauen will, baut von zwei Seiten aus. In der Mitte müssen sich die Brückenpfeiler treffen. Brückenbauer brauchen Mut. Sie könnten in der Mitte den Anschluss zueinander verpassen, sie könnten sogar schon beim Bauen von der Brücke herabstürzen.

Mit diesem Vergleich möchte ich den Mut beschreiben, den wir heute dringend in unserer Gesellschaft brauchen, den Mut zum Brückenbauen. Ich nehme ein Beispiel, das uns im Bistum Aachen zurzeit intensiv beschäftigt: das Ringen um den Hambacher Forst. Da werden Baumhäuser gebaut, um den Wald symbolisch zu besetzen. Da wird die Einhaltung von Verträgen gefordert, die das weitere Roden des Waldes freigeben und den Braunkohletagebau wie vereinbart vorantreiben. Dazwischen ist ein tiefer Abgrund. Und die Pfeiler der Beweggründe und der Argumente werden auf beiden Seiten immer höher. Ökologie gegen Ökonomie. Das ist der Grundkonflikt.

Emotionen und Überzeugungen prallen hart aufeinander. Gefährliche Übergriffe und beleidigende Herabwürdigungen bleiben nicht aus. Die bisherigen Weisen wie Entscheidungen, die demokratisch herbeigeführt und mit der Autorität des Staates auch durchgeführt werden, rücken in den Hintergrund. Symbolischer Aktionismus bekommt Vorfahrt. Ungeduld und Gewaltbereitschaft nehmen zu. Stress und außergewöhnliche Belastungen wachsen.

Wer hat den Mut in dieser zugespitzten Situation eine Brücke schlagen zu wollen zwischen den immer höher werdenden "Überzeugungspfeilern"? Wer kann sie wirklich so zusammenführen, dass sie sich in der Mitte treffen? Und wie kann man verhindern, dass die Brückenbauer tödlich abstürzen, weil sie von denen, die auf den jeweiligen Überzeugungspfeilern sitzen, kaum Unterstützung bekommen?

Dieses Thema ist nur ein Beispiel für viele die uns insgesamt Sorgen machen müssen um das Miteinander in unserer Gesellschaft. Ich bitte alle Beteiligten, Beleidigungen, tätliche Übergriffe und Gewalt zu unterlassen. Ich bitte alle Beteiligten darum, einander zuzuhören, auch wenn die Auffassungen stark gegensätzlich sind. Und ich danke an dieser Stelle sehr herzlich allen unseren Seelsorgerin und Seelsorgern und allen Gläubigen unserer Gemeinden im Raum Garzweiler und Hambach, die vor Ort versuchen Gesprächspartner für alle zu bleiben und zu vermitteln. Und ich danke darüber hinaus allen, die sich im Raum unserer Kirche, in der Politik vorort oder aus einem anderen Engagement heraus, als Brückenbauer verstehen und so zu handeln versuchen. Ich danke Ihnen für Ihren Mut. Gott helfe Ihnen.


Quelle:
DR