Bischof besucht Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung

Plädoyer für mehr Werte in Europa

Europa muss sich nach den Worten von Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst wieder mehr seiner Wurzeln vergewissern und sich diese ureigenen Kraftquellen neu erschließen. Beim Diözesantag des Verbandes "Gemeinschaft der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung" (KKV) am Samstag in Limburg machte der Bischof deutlich, dass Europa mehr braucht als eine gemeinsame Währung und Wirtschaft.

 (DR)

"Wir brauchen in Europa die moralische und geistliche Dimension", konkretisierte der Bischof. Die Überzeugung eines Schöpfergottes habe die Idee der Menschenrechte, der Gleichheit aller Menschen vor dem Recht und die Erkenntnis der Unantastbarkeit der Würde. Dies müsse in politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Debatten wieder mehr zur Sprache gebracht werden. Der Blick in die Geschichte Europas zeige, dass die Menschen nach den Erfahrungen zweier Weltkriege beseelt waren von der Idee, Trennungen zu überwinden und ein neues Miteinander aufzubauen. Wirtschaftlicher Erfolg allein, stifte keinen sozialen Zusammenhalt. Es brauche in Europa eine Übereinstimmung der Werte, die im Recht und im Leben ihren Ausdruck finden.



Bischof Tebartz-van Elst blickte in seinem Vortrag auch auf die aktuelle wirtschaftliche Situation und machte deutlich, dass es jetzt darum gehe, sich in der Krise zu bewähren, um nicht gegenüber anderen Akteuren an politischer Legitimität zu verlieren. Nach Auffassung des Bischofs ist eine moderne Wirtschaft ohne Kredite und Schulden nicht denkbar. "Schulden sind nicht unbedingt etwas Schlechtes und auch der viel diskutierte Rettungsschirm stellt nicht einfach eine naive Milchmädchenrechnung dar", so Tebartz-van Elst. Bei entsprechender Haushaltsdisziplin könne der Rettungsschirm mittelfristig durchaus zur Sanierung der misslichen Lage führen. Ökonomie sei allerdings nie aus sich heraus sinnstiftend, sondern müsse immer einen dienenden Charakter haben. Auch wirtschaftlicher Erfolg sei kein Selbstzweck, sondern "soll die größtmögliche Teilhabe und Teilnahme aller am wirtschaftlichen sozialen Leben ermöglichen". Konsum allein oder reiner Kapitalismus könnten dies nicht schaffen. "Den Herausforderungen unserer Zeit kann nur aus einer vergewisserten Identität begegnet werden. Nur von einem festen Fundament aus können wir Geduld, Hoffnung, Kraft, Zuversicht und nicht zuletzt auch Langmut mit den Unzulänglichkeiten der eigenen Bemühungen entwickeln", sagte der Bischof. Die Wirtschaft sei auf Voraussetzungen angewiesen, die sie selbst nicht hervorbringen kann. Es brauche eine Marktwirtschaft, die auf einen allgemeinen Wohlstand zielt und dadurch sozialverträglich ist.



Der Bischof nutzte den Diözesantag des KKV, um den Mitgliedern für ihr Engagement im Verband zu danken. "Sie wagen sich in die Gesellschaft hinein und geben durch Ihr Leben und Ihr Wirken anderen Orientierung", so Tebartz-van Elst. Im Verband gebe es den Mut, für Überzeugungen und Werte einzustehen. Kraft für dieses Zeugnis könne aus dem Gebet gewonnen werden. "Wer aufhört zu beten, verliert den Glauben", sagte der Bischof. Der Dialog mit Gott sei auch die Kraftquelle dafür, sich als Christ und Christin in gesellschaftliche Debatten und Diskussionen einzumischen und für Werte einzutreten.



Weitere Gedanken zum Thema finden sich im neuen Buch von Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst. Es erscheint in Kürze in der zweiten Auflage: Werte wahren - Gesellschaft gestalten: Plädoyer für eine Politik mit christlichem Profil. Verlag: Butzon & Bercker, ISBN: 3766613901.



Quelle: Bistum Limburg