Bischof Bätzing wirbt für anderes Verhältnis zur Zeit

"Ostern ist die Quelle"

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, wirbt für einen anderen Umgang mit der Zeit. Ein alternatives Zeitverständnis findet der Limburger Bischof in der Bibel und im Kirchenjahr.

Bischof Bätzing wirbt für einen anderen Umgang mit der Zeit / © Min C. Chiu (shutterstock)
Bischof Bätzing wirbt für einen anderen Umgang mit der Zeit / © Min C. Chiu ( shutterstock )

Die Gegenwart sei geprägt von Erfahrungen der Beschleunigung und Entfremdung sowie einer stetig zunehmenden Liste von Anforderungen, sagte der Limburger Bischof am Samstag in Nürnberg bei einer Bibelarbeit des Deutschen Evangelischen Kirchentags.

"Je älter ich werde und je mehr Lebenserfahrung ich sammeln darf, umso mehr zweifle ich, dass unser Leben - zumal ein gläubiges Leben - als eine simple Abfolge auf einem gerichteten Zeitstrahl zutreffend beschrieben werden kann."

Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz ( KNA )

Zeitverständnis der Bibel

Dem entgegen stellte Bätzing das Zeitverständnis der Bibel. Die Auferstehung Jesu, sein Leben und die Gottesherrschaft lägen nicht zurück in ferner Vergangenheit.

"Ostern ist die Quelle. Und aus dieser Quelle entspringt immer neu unser künftiges Leben. Jeder neue Tag, jede Stunde und jedes unserer Jahre schöpfen daraus ihre Lebendigkeit", so der Bischof. "Die Beziehung zu Christus verändert und schafft eine neue Realität, einen neuen Raum."

Das Phänomen der "Gegenwartsschrumpfung", so Bätzing mit einer Formulierung des Soziologen Hartmut Rosa, brauche "Resonanzerfahrung und Räume hierfür, wo ein 'In-Beziehung-Treten' geschieht". Religion ziele nach Auffassung Rosas im Kern darauf ab, solche Räume bereitzustellen. Dazu zähle auch das Zeitkonzept des Kirchenjahres, das sich alljährlich wiederhole.

Bätzing schloss mit den Worten: "Ja, Resonanz, wörtlich eine Beziehung zwischen zwei schwingungsfähigen Systemen, das finde ich ein sehr passendes Bild für das Reich Gottes, das mitten unter uns ist."

Deutscher Evangelischer Kirchentag

Der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) ist eine Großveranstaltung protestantischer Laien. Sie laden alle zwei Jahre in eine andere Stadt ein. Dort stehen Gottesdienste, Bibelarbeiten, Diskussionen, Konzerte und Feste auf dem Programm.

Der erste DEKT fand 1949 in Hannover statt. Seit 1959 wechseln sich die Treffen in der Regel im Zweijahresrhythmus mit den Katholikentagen ab. Rechtsträger ist der "Verein zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages" mit Sitz in Fulda.

Evangelischer Kirchentag in Dortmund / © Benito Barajas (epd)
Evangelischer Kirchentag in Dortmund / © Benito Barajas ( epd )
Quelle:
KNA