Bischof Ackermann fordert offenen Umgang mit Missbrauchsfällen

Heiligkeit statt Scheinheiligkeit

Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fälle sexuellen Missbrauchs, Bischof Stephan Ackermann, rät der katholischen Kirche zu einem offenen Umgang mit den Missbrauchsfällen. "Wo die Wahrheit verschwiegen wird, degeneriert die Heiligkeit zur Scheinheiligkeit."

 (DR)

Ackermann hielt am Donnerstagabend eine Festrede beim Jahresempfang der Griechisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland. Die Aufdeckungen zahlreicher Missbrauchsfälle «haben uns mit einer dunklen Seite der katholische Kirche konfrontiert», sagte Ackermann, der über das Thema «Heiligkeit und Sündigkeit der Kirche» sprach.

Seine Kirche stehe vor der Herausforderung einer selbstkritischen Sicht auf die jüngste Kirchengeschichte. Der Bischof widersprach Äußerungen, Einzelne könnten zwar Verfehlungen begehen, die Kirche als «heilige Institution» bleibe davon aber unberührt.

«Wenn Menschen, die im Namen der Kirche reden und handeln, sich sündig machen, betrifft das die ganze Kirche», betonte Ackermann. Es gebe «auch eine strukturelle Sünde der Kirche». Ackermann warnte davor, mit dieser Sicht persönliche Verantwortung auf eine abstrakte Ebene abzuschieben. «Wirkliche Verantwortung liegt immer bei der Person», betonte er.

Für den Metropoliten der Griechisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland, Augoustinos, betrifft das Missbrauchsthema alle christlichen Kirchen. Er hoffe, dass die derzeitige Vertrauenskrise dazu führe, dass die Kirchen «spirituell weiter zusammenwachsen». Der 2. Ökumenische Kirchentag in München sei bereits ein «eindrucksvoller Brückenschlag zwischen den Konfessionen gewesen». Die Schritte der Ökumene müssten nun mutig fortgesetzt werden, riet der griechisch-orthodoxe Metropolit von Deutschland.