Bischöfe zum Advent: Georg Kardinal Sterzinsky, Erzbistum Berlin

"Von Menschen und Göttern"

Jeden Tag im Advent ein Bischofswort. Heute von Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky aus dem Erzbistum Berlin: "Worauf warten Christen im Advent? Auf die Ankunft des Erlösers, wird mancher spontan antworten. So steht es im Katechismus und den liturgischen Büchern und so ist es auch richtig. Aber ...

 (DR)

sind wir erlösungsbedürftig, dass wir auf einen Erlöser warten? Und wie soll man sich diesen Erlöser vorstellen? Brauchen wir ihn wirklich, müssten wir uns nicht selbst mehr anstrengen, um unsere Probleme zu lösen? In diesen Tagen kommt ein Film in die deutschen Kinos, der uns in der Frage nach der Erlösungsbedürftigkeit weiter helfen kann. Zugleich zeigt dieser Film, in zwar schlichter, aber eindringlicher Weise auf, was es heißt, all seine Hoffnung auf Christus den Erlöser der Menschen zu setzen. "Von Menschen und Göttern" lautet der Titel des Films. Ich empfehle ihn Ihrer besonderen Aufmerksamkeit.

In Frankreich hat er in kurzer Zeit mehr als drei Millionen Zuschauer begeistert. Er wurde bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet. Der Film erzählt die Geschichte von neun Mönchen, die in einem kleinen Kloster in den Bergen Algeriens friedlich ein asketisches Leben führen, nur ihrem Glauben und der Hilfe anderer hingegeben. Aus den unwegsamen Berghängen vor den Klostermauern, haben sie blühende Gärten geschaffen. Die Menschen aus den umliegenden Dörfern finden bei ihnen stets Hilfe. In medizinischen Fragen wie in anderen Nöten. Doch dann geraten die Ordensleute zwischen die Fronten. Islamistische Rebellen, im Kampf gegen die Regierung, bringen Gewalt und Zerstörung in die Region. Die Mönche spüren, dass der Terror vor ihrem Kloster nicht Halt machen wird. Ihr christlicher Glaube kann sie in große Gefahr bringen. Man legt ihnen nahe, das Kloster zu verlassen, doch sie zögern. Die gemeinsamen Jahre haben sie nicht nur zu einer Gebetsgemeinschaft gemacht. Sie sind Freunde, eine Familie mit einer bleibenden Aufgabe geworden. Die Menschen ihrer Umgebung verlassen sich auf sie und ihre Hilfe. Die Mönche diskutieren, zweifeln, kämpfen mit sich, schließlich entscheiden sie, dass sie gerade in der Gefährdung bleiben wollen. Jetzt und hier, an diesem Ort werden sie am meisten gebraucht, ungeachtet der Gefahr der sie sich persönlich aussetzen.

Der Film hat kein "happy end". Die Mönche kommen, unter wohl für immer ungeklärten Umständen, ums Leben. Unwillkürlich will man meinen, nichts deutet hier darauf hin, dass Warten auf eine Erlösung aus dem Elend zum gewünschten Erfolg führt. Es kommt kein Erlöser, dennoch sagt der Film viel über Advent und Weihnachten. Er zeigt dass Solidarität mit den Armen wahre Größe ist und dem Leben Sinn gibt. Wir erleben in dem Film Menschen, die aus einem tiefen Glauben heraus mit ihrer Angst und ihrer Unsicherheit ringen. Und den Weg der Solidarität mit den Mitmenschen gehen, auch wenn es schier unmenschliche Kraft kostet und sogar die Hingabe des eigenen Lebens einschließt. So kann man die Botschaft von der Geburt des Erlösers zu Weihnachten auch verstehen, Gott zeigt einen Weg auf, wie das Elend der Menschen ertragen und überwunden werden kann. Ich wünsche Ihnen nachdenkliche und besinnliche Tage des Advents.

Ihr Kardinal Georg Sterzinsky,

Erzbistum Berlin"