Bischöfe zum Advent: Bischof Norbert Trelle

Das Licht, das im Dunkeln leuchtet

Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle erinnert in seinem Adentsimpuls an den deutschen Dichter Jochen Klepper, der unter den Nationalsozialisten zu leiden hatte, weil er mit einer Jüdin verheiratet war: "Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern. Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein."

 (DR)

In seinem großen Bücherschrank finden sich Werke über die biblischen Patriarchen neben einem EDV-Lehrbuch zu PowerPoint 2002. Der Computer-Flachbildschirm von Samsung unter einem einfachen Holzkreuz - für den Kölner Weihbischof Norbert Trelle keine Gegensätze. Im Gespräch mit dem ernannten 70. Bischof von Hildesheim merkt man schnell: Der neue Oberhirte bringt eine große Portion Pragmatismus mit.

Wenn Trelle so etwas wie ein Lebensmotto hat, dann ist es "Leben und leben lassen". Diesen Grundsatz, den man oft den Rheinländern nachsagt, hat der Katholik Trelle im evangelischen Kassel gelernt. Im Kriegsjahr 1942 als jüngstes von vier Kindern geboren war er dort nach dem Krieg einer von drei Katholiken in der Klasse. Viele Kirchen waren zerstört und die Konfessionen rückten zusammen. So feierten die Katholiken jahrelang ihre Gottesdienste in einer evangelischen Kirche. Für Familie Trelle hieß das am Sonntag: aufstehen um 5.30 Uhr. "Wir hatten nur einen Wasserhahn, das dauerte, bis jeder seine Zähne geputzt hat" erinnert sich der Bischof. Die Katholiken mussten rechtzeitig vor dem evangelischen Gottesdienst fertig sein. Das einzige, was den Ministranten Norbert am evangelischen Gotteshaus störte: Weihrauch war verboten. "Das roch den Protestanten vielleicht zu katholisch" lacht Trelle. Es hielt ihn aber nicht davon ab, in dem evangelischen Gotteshaus sogar zur Erstkommunion zu gehen. Leben und leben lassen! Nicht im Sinne von Gleichgültigkeit, sondern im Anerkennen und Akzeptieren von Unterschieden.

1958 wechselte die Familie aus beruflichen Gründen, der Vater war Architekt, von Kassel nach Bonn. Dort machte Norbert Trelle 1962 sein Abitur und hätte sich gut vorstellen können, danach Ingenieur zu werden. Doch da gab es einen Onkel Eduard, Bruder seiner Mutter. Der war Pfarrer im süddeutschen Jagsttal, wo Norbert Trelle oft zu Gast war. Er habe ihm den Weg zum Priestertum geebnet und die entscheidenden Fragen gestellt, sagt der Bischof rückblickend: Was gibt dem Leben Grenzenlosigkeit? Was gibt dem Leben Fülle? Die Antwort suchte und fand Trelle in seinem Theologiestudium in Bonn und Innsbruck. Einen leichten Hang zur Technik hat der Geistliche aber behalten und sich über die Jahre gute Computerkenntnisse angeeignet. "Wenn im Kölner Domkapitel die Rede von EDV ist, schauen immer alle auf Weihbischof Woelki und mich", schmunzelt Trelle. Das Arbeiten am Bildschirm ist dem Weihbischof wie das Surfen im Internet längst zur Selbstverständlichkeit geworden.

Nach dem Theologiestudium, das er erstaunlich schnell durchzog, hätte der gute Student Trelle eine Doktorarbeit schreiben können. Ihn zog es aber eher in die Seelsorge. In verschiedenen Gemeinden des Kölner Erzbistums sammelte er Erfahrung in der Pastoral - und in der Ökumene. 14 Jahre war Trelle in Wuppertal-Barmen tätig, einer evangelischen Hochburg. Dort stand er in einem fruchtbaren theologischen Austausch mit den evangelischen Kollegen. 1992 wurde Norbert Trelle zum Weihbischof von Köln und Titularbischof von Egnazia im heutigen Tunesien ernannt und betreut heute im Erzbistum den Pastoralbezirk Süd. Als Wahlspruch wählte der Weihbischof "Grundstein ist Jesus Christus" (1 Kor 3,11). Sein Bischofswappen zeigt das schwarze Balkenkreuz des Erzbistums Köln und einen roten Rost, der an das Martyrium des Wuppertaler Stadtpatrons Laurentius erinnert.

Längst ist der Weihbischof zu einem Rheinländer geworden, dessen Herz für den FC Köln schlägt. Wenn es sein muss, steckt der Bischof bei der schwarzen Madonna in der Kölner Kupfergasse eine Kerze für die Kicker an, mit wechselndem Erfolg. Entspannung sucht und findet der Bischof auch in der Musik, bei langen Spaziergängen in den Wäldern um Köln und vor allem in seiner kleinen Privatkapelle. Als Stadtdechant von Wuppertal hat Trelle oft in die Pedale getreten - was im Bergischen Land eine echte körperliche Herausforderung ist. Die sucht der 62-Jährige auch heute noch manchmal beim Wandern in den Bergen. Aber auch der Ostsee kann Trelle viele Reize abgewinnen.

Von seiner Wahl zum Bischof von Hildesheim hat Trelle durch einen Anruf des Hildesheimer Diözesanadministrators Weihbischof Hans-Georg Koitz erfahren. Überraschung, leichtes Zagen, aber vor allem Freude war dabei, als der Gewählte "Ja" sagte. In seiner neuen Aufgabe wird der Bischof seine große Stärke ausspielen können: Das Zuhören. "Man sagt mir nach, dass ich immer auch ein bisschen in die Rolle des anderen schlüpfe" beschreibt sich Trelle selbst: "Mein Motto dabei ist: Sei ein Stück des anderen, gib dich selbst dabei nicht auf." Hat der neue Bischof auch Schwächen? Das seien die Kehrseiten seiner Stärken, antwortet der Bischof ganz offen: "Manchmal glaube ich, ich müsste schneller handeln. Und obwohl ich ein guter Zuhörer bin, treibt mich manchmal die Ungeduld."

Nachdem Trelle am 17. Januar in Hannover vor dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff den vorgeschriebenen Treueeid abgelegt hat, führt ihn der Hamburger Erzbischof Werner Thissen am 11. Februar in einem feierlichen Gottesdienst im Hildesheimer Dom in sein Amt ein. Dann wird Norbert Trelle ein Bistum in Besitz nehmen, das er schon als Junge mit dem Fahrrad von Kassel aus besuchte. In seinem neuen Bistum möchte der Oberhirte gerne auf eine Gemeinschaft von glaubenden Menschen treffen, "die sich verbunden wissen im Gebet". Denn auch diesen Grundsatz pflegt der ernannte 70. Bischof von Hildesheim: "Dem Gebet soll nichts vorgezogen werden!"

(Quelle: Pressemeldung der Bischöflichen Pressestelle zur Einführung von Bischof Norbert Trelle)