Bischöfe zum Advent: Bischof Gebhard Fürst

Gedanken zu Josef

Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, erinnert in seinem Adventsimpuls an Josef, der am Rande steht und doch ganz zentral dazu gehört, wenn von den Gestalten des Advents und Weihnachten die Rede ist. Er war der "Erziehungsbrechtigte" von Jesus und doch wissen wir nicht viel von ihm. Und er hatte es nicht leicht unter den damaligen Bedingungen.

 (DR)

"Klimaschutz in der Kirche" heißt die Broschüre, die im Vorzimmer des Rottenburger Bischofs ausliegt. Sein eigener Beitrag in dem Heft trägt die Überschrift "Nicht Shareholder, sondern Treuhänder der Schöpfung". Umweltschutz gehört zu den Themen, die dem naturverbundenen Sohn einer Gärtnerfamilie besonders am Herzen liegen.

"Schöpfungsfreundliches Handeln" ist für Fürst eine direkte Konsequenz aus der Botschaft des Evangeliums. Und weil er "nicht reden, sondern handeln will", hat er im Vorjahr eine Klimainitiative in seinem Bistum gestartet. Die Solartechnik wird forciert, alle Gebäude erhalten einen Gebäudepass, und auch die Mitarbeiter sollen sich im privaten und beruflichen Umfeld umweltbewusster verhalten.

Früher, sagt Fürst, habe er als Chef der bistumseigenen Akademie Dialoge organisiert, heute wolle er als Bischof "seine Gestaltungsspielräume nutzen", nicht nur beim Umweltschutz. Jüngstes Beispiel ist, dass er den 9. November, den Gedenktag der Judenprogrome von 1938, in seinem Bistum zum kirchlichen Gedenktag gemacht hat.

Für eine "dialogische Kirche"
Fürst vertraut seinem Überzeugungsvermögen und setzt auf eine "dialogische Kirche". Er will alles andere als ein Fürstbischof sein, er will vielmehr "Menschen in ihrem Glauben stärken". Gesprächspartner bestätigen, dass Dialog für Fürst kein Reklamewort ist, sondern seiner Überzeugung entspricht. Der Bischof gilt als aufmerksamer Zuhörer und guter Vermittler. Er lacht gerne und hat Sinn für Humor. Fürst steht denn auch für "eine feierliche und festliche Liturgie, die das Leben der Menschen in den Gottesdienst hineinnimmt".

Weit über das schwäbische Bistum hinaus bekannt ist Fürst als Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Bischofskonferenz. Aktuell in der Diskussion sind Pläne für ein Kirchen-TV. Mit einem eigenen Fernsehkanal könne die Kirche "eine wichtige Ergänzung" schaffen, sagt Fürst. Zunächst will er sich um die Möglichkeiten eines Internet-Fernsehens kümmern. Innerhalb der Bischofskonferenz ist die Diskussion darüber noch unentschieden.

Fürst, der großes Interesse an Kunst und Literatur hat und gerne reist, ist auch sonst gefragt: Im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist er Geistlicher Assistent und Mitglied des Präsidiums. Ein nicht immer spannungsfreies Amt, schließlich haben nicht alle deutschen Bischöfe ein ungetrübtes Verhältnis zum ZdK. Von 2001 bis 2005 war Fürst auch Mitglied des Nationalen Ethikrats. Heute kümmert er sich in einer Unterkommission der Bischofskonferenz um die komplizierten ethischen Fragen, die sich aus den neuen Möglichkeiten der Biomedizin ergeben.

Geboren wurde Fürst in Bietigheim nördlich der Landeshauptstadt Stuttgart. In Tübingen und Wien studierte er Theologie. Auch nach der Priesterweihe 1977 setzte er seine wissenschaftliche Laufbahn fort und promovierte 1987 über "Johann Gottfried Herders hermeneutische Theorie der Sprache". Zu der Zeit leitete er bereits die Katholische Akademie. Im Jahr 2000 ernannte Papst Johannes Paul II. Fürst zum Nachfolger des heutigen Kurienkardinals Walter Kasper als Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Als sein Ziel nannte Fürst damals, den Glauben zur Sprache zu bringen. Das Ziel bleibt.