Bischöfe wollen Seligsprechung von Theologe Henri de Lubac

Vordenker und Kardinal

Frankreichs Bischöfe wollen den Seligsprechungsprozess für Kardinal Henri de Lubac eröffnen. Das teilten sie zum Abschluss ihrer Vollversammlung in Lourdes mit. Der Jesuit gehörte zu den Vordenkern
der sogenannten Nouvelle Theologie.

Grotte in Lourdes / © Spirit Stock (shutterstock)

Der Jesuit De Lubac hat die Theologie des 20. Jahrhunderts erheblich mitgeprägt. Geboren 1896 in Cambrai, trat er 1913 mit 17 Jahren in den Jesuitenorden ein. De Lubac verbrachte sein Noviziat auf der Insel Jersey, da die Gesellschaft Jesu seit 1904 in Frankreich verboten war. An der Front im Ersten Weltkrieg wurde er 1917 schwer am Kopf verletzt. Aus seiner Erfahrung in den Schützengräben blieb ihm sein Leben lang eine eindrückliche Erinnerung an den Dialog mit ungläubigen Kameraden.

Professor mit Lehrverbot

1927 zum Priester geweiht, wurde de Lubac Professor für Fundamentaltheologie in Lyon. 1938 erschien sein erstes Buch, "Catholicisme"; bald darauf folgten weitere Werke, darunter "Surnaturel" (1946). Im Anschluss an diese Arbeit und im Zuge der Papst-Enzyklika Humani generis, in der Pius XII. die "Neue Theologie" verurteilte, erhielt der Jesuit 1950 ein Lehrverbot. Die folgenden zehn Jahre nutzte er, um seine theologischen Forschungsgebiete weiterzuentwickeln.

Gunst Roms zurückerlangt

1960 erhielt er die Gunst Roms zurück, als er von Papst Johannes XXIII. in die theologische Vorbereitungskommission für das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) berufen wurde. Später wirkte er an der Ausarbeitung einiger der wichtigsten Texte des Konzils mit: den Konstitutionen über die Offenbarung (Dei Verbum), über die Kirche (Lumen Gentium) und über die Kirche in der Welt (Gaudium et Spes).

1983 ernannte Johannes Paul II. de Lubac zum Kardinal. Der Jesuit starb im September 1991 hochbetagt in Paris.

Seligsprechung

Bei einer Seligsprechung stellt die katholische Kirche durch Urteil des Papstes fest, dass ein gestorbener Mensch vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat und Christus in besonderer Weise nachgefolgt ist. Daraus ergibt sich die offizielle Empfehlung, diese Person als Vorbild und Fürsprecher bei Gott anzunehmen. Selige werden im Gegensatz zu Heiligen nur regional verehrt. Der Seligsprechung kann aber eine Heiligsprechung und damit die weltweite Verehrung der betreffenden Person folgen.

Unterlagen zum Seligsprechungsverfahren / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Unterlagen zum Seligsprechungsverfahren / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA