Bischöfe wollen Dialogprozess für Kirche voranbringen

Aber nicht auf den Barrikaden

Die katholischen Bischöfe Deutschlands haben ihre Bereitschaft zu Reformen bekräftigt und am Donnerstag einen Rahmen für den Dialogprozess in der Kirche in Deutschland vorgestellt. In einem gemeinsamen Brief wollen sich die Bischöfe in den kommenden Tagen an die Gemeinden wenden. Darin warnen sie zugleich vor der Gefahr, "dass wir uns in unserer Kirche so zerstreiten, dass Brücken abgebrochen und bestehende Einheit aufgegeben werden. Auf Barrikaden lässt sich bekanntlich schlecht miteinander reden."

 (DR)

Wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zum Ende der Frühjahrsvollversammlung in Paderborn mitteilte, soll es bis zum Jahr 2015 eine Reihe kirchlicher Kongresse, Großveranstaltungen und Dialogmöglichkeiten geben, die sich mit Glauben und Kirche in der modernen Gesellschaft befassen. Dabei wollen die Bischöfe die kommenden Jahre jeweils unter ein Jahresthema stellen, das sich mit grundlegenden Aufgaben der Kirche befasst.



Konkret soll es in diesem Jahr um die Frage gehen "Im Heute glauben:  Wo stehen wir?". Eine Auftaktveranstaltung ist für den 8. und 9. Juli in Mannheim vorgesehen. 2012 wird sich der Gesprächsprozess mit dem Thema "Unsere Verantwortung in der freien Gesellschaft"

(Diakonia) befassen, 2013 soll die Feier des Gottesdienstes (Liturgia) unter dem Motto "Die Verehrung Gottes heute" im Mittelpunkt stehen. 2014 geht es um das Glaubenszeugnis (Martyria) unter dem Leitwort "Den Glauben bezeugen in der Welt von heute". Im Jahr 2015 soll der Dialogprozess seinen Abschluss finden.



Die Bischöfe planen zu jedem Jahresthema ein mehrtätiges Treffen. Darüber hinaus sollen mehrere Großveranstaltungen in den Dialogprozess einbezogen werden: der Papstbesuch im September, der Nationale Eucharistische Kongress in Köln im Jahr 2013 sowie die beiden Katholikentage 2012 und 2014. Bereits im November hatten sich Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) auf zwei Arbeitsprojekte geeinigt, die sich mit dem "Zusammenwirken von Priestern und Laien in der Kirche" sowie der "Präsenz der Kirche in Gesellschaft und Staat" befassen. Auch dazu soll es mehrere Veranstaltungen geben.



Mit Blick auf einen großen Vertrauensverlust der katholischen Kirche in der Gesellschaft hatte die Bischofskonferenz im vergangenen September einen bundesweiten Dialog- und Reflexionsprozess beschlossen. Er solle sowohl auf Ebene der Bischofskonferenz als auch zwischen Bischöfen und Laien, in Bistümern, Gemeinden und Verbänden stattfinden. Zollitsch hatte in einem sehr selbstkritischen Vortrag auf eine große Distanz zwischen "normalen" Gläubigen und den Bischöfen hingewiesen und betont, dass die Vertrauenskrise der Kirche durch den Missbrauchsskandal zwar beschleunigt, aber nicht erst verursacht worden sei. Zentrales Thema müsse die Weitergabe des Glaubens in der heutigen Welt sein. Es dürfe keine Diskussionsverbote geben, auch "heiße Eisen" wie der Zölibat, Fragen der kirchlichen Sexualmoral oder die Situation von wiederverheirateten Geschiedenen und konfessionsverschiedenen Familien sollten innerhalb des Dialogprozesses eine Rolle spielen.



Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte dazu, auf Ebene der Bischöfe würden "lehramtlich geklärte Themen" wie das Priestertum der Frau, die Priesterweihe erprobter verheirateter Männer (viri probati) und die Frage der Homosexualität nicht zum Thema gemacht. Hintergrund der Dialoginitiative ist auch der 40. Jahrestag des Beginns der Würzburger Synode der westdeutschen Bistümer (1972-1975) und der 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965).