Bischöfe sehen Säkularisierung als Chance

Synode geht zu Ende

Katholische Bischöfe aus aller Welt sehen in der wachsenden Säkularisierung nicht nur eine Gefahr für die Existenz der Kirchen sondern auch eine Chance für eine Erneuerung. In ihrer Abschlussbotschaft betonen die Teilnehmer der Bischofssynode im Vatikan, es sei ein dringende Aufgabe in allen Weltregionen, nicht nur in westlichen Gesellschaften den Glauben neu zu beleben. Die deutschen Bischöfe ziehen eine überwiegend positive Bilanz der Versammlung, die am Sonntag in Rom zu Ende geht.

 (DR)

Seit dem 7. Oktober haben 262 Bischöfe sowie 140 internationale Fachleute und Beobachter aus der aller Welt über das Thema "Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des Glaubens" beraten. Neuevangelisierung bedeute nicht nur, anderen das Evangelium zu verkünden. "Wir müssen zunächst uns selbst bekehren", heißt es in dem Dokument. Die Schwäche von Priestern habe die Glaubwürdigkeit der Kirche beeinträchtigt, räumen die Bischöfe vor dem Hintergrund der Missbrauchsskandale ein.



Als vorrangige Orte für moderne Missionsformen nennt die Synodenbotschaft Familien und Pfarreien. Vor allem Sonntagsgottesdiensten komme eine besondere Rolle als "Oasen des Glaubens in den Wüsten des Lebens" zu. Bei der Neuevangelisierung gehe es nicht um "neue Strategien" zu erfinden, als sei das Evangelium eine "Ware auf dem Markt der Religionen". Die Kirche dürfe nicht auf eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verzichten. "Auch in den schärfsten Formen von Atheismus erkennen wir keine Leere sondern eine Sehnsucht, eine Erwartung, die eine angemessene Antwort erfordert."



Ausdrücklich verweisen die Synodenteilnehmer in ihrer Schlussbotschaft auf Formen von Familien und Zusammenleben, die nicht kirchlichen Vorstellungen entsprechen, so etwa "Ehen ohne Trauschein" oder das Scheitern von Ehen. "All jenen möchten wir sagen, dass die Kirche sie liebt und ein einladendes Haus für alle ist", heißt es wörtlich. Sie blieben "Glieder der Kirche", auch wenn sie nicht das Bußsakrament und die Eucharistie empfangen könnten.



Die Synodenteilnehmer sprechen den Gläubigen Mut zu, entschlossen und ohne Furcht voranzugehen, trotz mancher Probleme. Die Phänomene der Globalisierung müssten ebenso wie die Probleme der Migration eine Gelegenheit sein, das Evangelium aufscheinen zu lassen. Bei einer Neuevangelisierung lasse sich die Kirche nicht von den Widersprüchen und Herausforderungen der Welt einschüchtern. Es gebe keinen Grund zu Pessimismus. "Das Böse wird nie das letzte Wort haben, weder in der Kirche noch in der Geschichte", heißt es wörtlich.



"Konzil im Kleinen"

Die Evangelisierung richte sich "nie gegen jemanden", heißt es in der Abschlussbotschaft. Befürwortet wird der Austausch mit anderen Religionen sowie mit Kultur und Wissenschaft. Insbesondere der interreligiöse Dialog trage zu Frieden bei und lehne jede Form von Fundamentalismus ab.



Die Versammlung habe deutlich gemacht, dass Evangelisierung alle Kontinente betreffe, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. "Ich habe auf dieser Synode eine hörende und lernende Kirche erlebt, die sich den Fragen und Herausforderungen der Gegenwart verantwortlich und in froher Hoffnung stellt", ergänzte Erzbischof Zollitsch. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner betonte, Neuevangelisierung sei "vor allem zunächst Selbstevangelisierung".



Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sagte, die Botschaft der Synode berühre die Menschen in der "Buntheit ihrer Lebenswege". Als "Konzil im Kleinen" bezeichnete der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst das Treffen der Bischöfe. Die Versammlung sei nicht der Versuchung zum Skeptizismus erlegen, sondern habe neue Freude am Glauben geweckt.