Bischöfe sehen Protesten bei Papstbesuch gelassen entgegen

Glaubensfest in den Startlöchern

Normalerweise stellen sich im Haus der Bundespressekonferenz Politiker den Fragen der Hauptstadtkorrespondenten, an diesem Mittwoch war das anders. Vor der blauen Wand nahm Erzbischof Zollitsch mit seinen Kollegen Platz, um über den bevorstehenden Papstbesuch in Deutschland zu reden. Die Journalisten interessierten vor allem die Kosten und die Gegenproteste.

 (DR)

Gelassen sehen die Bischöfe den geplanten Protesten entgegen. Sie gehörten auch zu einer funktionierenden Demokratie, sagte der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki. Das Recht gelte auch für Bundestagsabgeordnete, die der Rede des Papstes im Bundestag fernbleiben wollten. Woelki betonte, er wünsche sich jedoch, dass sie dem Papst zunächst zuhörten und sich dann mit den Inhalten kritisch auseinandersetzten. Zudem verwies der Erzbischof darauf, dass Benedikt XVI. auf Einladung des Bundestagspräsidenten im Reichstag spreche.



Zollitsch bedauert Fernbleiben einiger Abgeordneter

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erklärte, er bedauere das Fernbleiben einiger Abgeordneter bei der Papstrede. Er respektiere jedoch, wenn sie dadurch ihre Meinung kundtun wollten. Auch der Papst sei auf Proteste eingestellt und wisse, damit umzugehen. Einige Abgeordnete der Linkspartei, der SPD und der Grünen haben angekündigt, den Bundestag bei der Papstrede am 22. September zu verlassen.

Protest am Brandenburger Tor untersagt

Die Berliner Versammlungsbehörde hat am Mittwoch eine geplante Anti-Papst-Kundgebung am Brandenburger Tor untersagt. Eine Protestveranstaltung an diesem Ort würde die öffentliche Sicherheit "unmittelbar" gefährden, hieß es zur Begründung. Stattdessen soll die Auftaktkundgebung des geplanten Protestzuges jetzt am Potsdamer Platz stattfinden und damit in größerer Entfernung zum Reichstagsgebäude.



Die Deutsche Bischofskonferenz verteidigte wiederholt die Kosten für den Papstbesuch. "Es soll ein Glaubensfest für möglichst viele Gläubige werden, und das kostet Geld", sagte Erzbischof Zollitsch.  Das Ereignis solle auch durch die Medien weltweit übertragen werden. Er betonte, wegen der auf rund 30 Millionen Euro geschätzten Kosten werde es zu keiner Kürzung bei den Hilfen für Entwicklungsländer kommen.



Fonds für Hilfen in den Ländern Ostafrikas

Zudem kündigte Zollitsch an, die Bischofskonferenz werde anlässlich der Deutschlandvisite einen Fonds für Hilfen in den Ländern Ostafrikas auflegen. Der "Benedikt-Ostafrika-Fonds" solle dort den Notleidenden zugute kommen, ihnen Chancen auf Bildung und Hoffnung auf Arbeit geben. Der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, erklärte, dem Papst sei keine bestimmte Summe versprochen worden. Es liege in der Verantwortung der Bistümer, wie sie die Mittel für den Fonds aufbringen. So könnten sie eine entsprechende Kollekte abhalten oder Fundraising-Aktionen durchführen. Papst Benedikt XVI. kommt vom 22. bis zum 25. September nach Deutschland. Er besucht Berlin, Erfurt, das Eichsfeld und Freiburg.



"Das ist eine kräfteraubende, eine hingebungsvolle Reise eines Mannes, der in globaler Verantwortung sein Heimatland besucht", beschrieb der Generalkoordinator des Papstbesuches, Pater Hans Langendörfer bereits am Dienstagabend die Reise. Langendörfer, der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz ist, warnte vor überzogenen Erwartungen an das Treffen von Papst Benedikt XVI. mit der Evangelischen Kirche in Deutschland. Am 23. September in Erfurt sei "nichts Grundstürzendes" im Sinne eines neuen Kirchenverständnisses oder einer neuen Position zum Abendmahl der reformatorischen Kirchen zu erwarten. Viele offene Fragen seien nur in langwierigen Prozessen zu beantworten.



Langendörfer verwies auf die Deutschlandvisite von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1980. Damals wurde eine Gemeinsame Ökumenische Kommission gegründet, in deren Auftrag ein Arbeitskreis über gegenseitige Lehrverurteilungen der Kirchen im 16. Jahrhundert beriet. Er kam zu dem Ergebnis, dass die damaligen Verurteilungen der je anderen Konfession den heutigen Partner nicht mehr treffen.



Spekulationen über mögliches Treffen mit Missbrauchsopfern

Unklar blieb, ob der Papst während seines Aufenthalts in Deutschland vom 22. bis 25. September ein Treffen mit Missbrauchsopfern plant. Hierzu habe er keine Informationen, sagte der Generalkoordinator der Papstreise, Hans Langendörfer. Eine Begegnung mit Opfern sexuellen Missbrauchs, wie es sie beispielsweise in Großbritannien gegeben habe, sei gleichwohl "auch in unserem Land durchaus denkbar", fügte er hinzu.



Der Erfurter Bischof Joachim Wanke nannte den Besuch des Papstes in Ostdeutschland "ein Jahrtausendereignis". Mit Verweis auf die schwierige Lage der katholischen Kirche in den neuen Bundesländern sagte er: "Ich erwarte ein Wort der Anerkennung und der Ermunterung." Zugleich appellierte Wanke an die evangelische Kirche, in den Bemühungen um die Ökumene nicht nachzulassen. Es gebe eine "gegenseitige Bringschuld", betonte er.



250.000 Gläubige für Gottesdienste angemeldet

Nach Angaben des Generalkoordinators der Papstreise, Hans Langendörfer, meldeten sich bislang 250.000 Gläubige für die Gottesdienste mit Benedikt XVI. an. Darunter seien mehr als 6.000 Pilger aus dem Ausland, sagte er. Langendörfer zufolge wird der Besuch des Papstes die katholische Kirche 25 bis 30 Millionen Euro kosten.