Bischöfe rücken von "multireligiösen Feiern" ab

Gemeinsam, aber nicht miteinander

Die katholische Kirche lehnt gemeinsame Gebetsfeiern mit Muslimen weiterhin ab. Die Deutsche Bischofskonferenz legte am Mittwoch in Fulda dazu die überarbeitete Fassung einer Arbeitshilfe vor. Anders als bei der ersten Ausgabe von 2002 ist darin nicht mehr von "multireligiösen Feiern" die Rede. Nun heißt es "Leitlinien für das Gebet bei Treffen von Christen, Juden und Muslimen". Ein Gebet sei jedoch "im Beisein des anderen und jeder für sich aus seiner Tradition heraus" möglich, erklärte Kardinal Lehmann.

Jude, Christ und Muslim beim Gebet: Jeder für sich (KNA)
Jude, Christ und Muslim beim Gebet: Jeder für sich / ( KNA )

Der Vorsitzende der Glaubenskommission der Bischöfe, Kardinal Karl Lehmann, nannte die Überarbeitung notwendig. Der Begriff multireligiös sei «ein Kunstbegriff» und habe die Vorstellung geweckt, dass es ein Miteinander der Religionen im Gebet gebe.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, betont im Vorwort, «dass wir nur in wirklichem Respekt voreinander und in Kenntnis der Verschiedenheiten im Beisein des Anderen beten können». Zollitsch verwies ausdrücklich darauf, dass alle Kommissionen und weiteren Gremien der Bischofskonferenz an der Überarbeitung der Handreichung beteiligt gewesen seien.

Verschiedene Gottesbilder
Die von 48 auf 72 Seiten angewachsene Handreichung hebt stärker als bislang die verschiedenen Gottesbilder sowie die unterschiedlichen Vorstellungen vom Gebet bei Christen, Juden und Muslimen hervor. Das Dokument arbeitet heraus, dass Christentum und Judentum einander näher stehen als Christentum und Islam. Das gemeinsame Gebet von Christen und Juden wird als «grundsätzlich nicht ausgeschlossen» bezeichnet, zugleich wird vor Vereinnahmungen gewarnt.

In den Dialog von Christen und Muslimen könne lediglich «das Gebet in Gegenwart des anderen» einbezogen werden. Generell empfiehlt das Papier für Gebetstreffen in Anwesenheit von Angehörigen mehrerer Religionen, darauf zu achten, «dass die Unterschiede zwischen den Vertretern der christlichen Konfessionen und der anderen beteiligten Religionen von den Mitfeiernden wahrgenommen werden.»

Lehmann betonte, die 1986 beim Gebetstreffen der Religionen in Assisi von Papst Johannes Paul II. formulierte Aussage, nicht gemeinsam, sondern nur im Beisein des anderen und aus der jeweils eigenen Tradition heraus zu beten, sei weiterhin Grundlage des Textes. Der Kardinal berichtete, dass kaum ein Papier in den vergangenen Jahren innerhalb der Bischofskonferenz so oft und intensiv debattiert worden sei wie diese Handreichung. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die veränderten Formulierungen nicht zu neuen Kontroversen mit Juden oder Muslimen in Deutschland führen werden. Er erwarte nicht, «dass es Probleme gibt, die länger andauern». Im Zuge der Verabschiedung des Textes habe es keine Kontakte zu diesem Thema mit Vertretern der jüdischen Gemeinschaft oder des Islam in Deutschland gegeben. Es gehe den Bischöfen um eine notwendige «Unterscheidung der Geister» im interreligiösen Dialog.

Bereits vor der Veröffentlichung der ersten Fassung der Arbeitshilfe im Jahr 2002 hatte es in der Bischofskonferenz Debatten um diese Positionsbestimmung gegeben. Die Diskussion hielt auch nach der Veröffentlichung an. Unter anderem gab es nach Lehmanns Worten einen Brief der damals von Kardinal Joseph Ratzinger geleiteten Römischen Glaubenskongregation, der den deutschen Bischöfen eine Präzisierung nahelegte. Im November 2006 legte der Kölner Kardinal Joachim Meisner eine Richtlinie für sein Erzbistum vor, nach der es an Schulen keine multireligiösen Feiern geben solle.