Bischöfe lassen Grundtext zu Sexualmoral scheitern

Paukenschlag beim Synodalen Weg

Zum Auftakt der vierten Vollversammlung scheiterte am Donnerstagabend gleich der erste grundlegende Text zur katholischen Sexualmoral. Das Papier erreicht nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit bei den Bischöfen.

Gleichgeschlechtliche Trauung in evangelischer Kirche  / © Wolfram Kastl (dpa)
Gleichgeschlechtliche Trauung in evangelischer Kirche / © Wolfram Kastl ( dpa )

Das Dokument zur katholischen Sexualmoral erreichte zwar die erforderliche Zweidrittelmehrheit aller anwesenden Synodalen, jedoch erhielt es bei den Bischöfen keine Zweidrittelmehrheit, sondern scheiterte knapp mit einer Bischofsmehrheit von rund 61 Prozent. 33 Bischöfe stimmten für den Text, 21 dagegen, drei enthielten sich.

Vorangegangen war eine lebhafte, teils kontroverse Debatte, in der einige Bischöfe vor einem Bruch mit kirchlichen Lehre und dem christlichen Menschenbild gewarnt hatten. Erstmals hat damit ein Papier des Synodalen Wegs keine Zustimmung gefunden. Die Co-Präsidentin des Reformprojekts, Irme Stetter-Karp, hatte zuvor gesagt, es wäre "dramatisch", wenn einer der anstehenden Grundtexte durchfiele.

Proteste im Saal

Nach dem Scheitern kam es im Versammlungssaal zu einer Spontanen Protestkundgebung. Einzelne Synodale zogen aus der Versammlung aus.

Synodalpräsident Bätzing sprach von einer "krisenhaften Situation" und nannte die Abstimmung enttäuschend. Zugleich wies er darauf hin, dass die Abstimmung gemäß dem Statut zustande gekommen sei. Er rief die Synodalen auf, zusammenzubleiben und weiterzumachen.

Auch ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp zeigte sich tief enttäuscht von dem Ergebnis. Wenn sich dies bei anderen Texten wiederholen würde, stünde man "vor einem Scherbenhaufen".

Segen Gottes auch für homosexuelle Partnerschaften

Der 30 Seiten umfassende Grundtext sah Reformbedarf etwa bei der Frage der Verhütung. In der christlichen Ehe müsse nicht bei jedem Geschlechtsverkehr die Offenheit für Nachwuchs "biologisch realisiert" werden.

Betont wird, dass sich homosexuelle Partnerschaften sowie wiederverheiratete Geschiedene "unter dem ausdrücklich von der Kirche zugesprochenen Segen Gottes gestellt sehen können". Überdies sei die Anerkennung der Gleichwertigkeit und Legitimität nicht-heterosexueller Orientierungen "dringend geboten".

Das Papier erteilt sogenannten Konversionstherapien für Homosexuelle eine deutliche Absage. Ferner setzt es sich mit der Situation nicht-binärer Menschen auseinander.

Neuakzentuierung der Sexualmoral war Schlüsselthema

Überdies formuliert der Text eine Vergebungsbitte: "Alle Menschen, die unter den Auswirkungen kirchlicher Sexuallehre gelitten haben, bitten wir von Herzen um Vergebung." Verbunden damit ist die Selbstverpflichtung, "für eine Veränderung der Lehre und der Praxis der Kirche im Umgang mit menschlicher Sexualität Sorge zu tragen".

Der Text sieht an mehreren Stellen eine Neuakzentuierung der katholischen Sexuallehre vor und geht dabei über die bestehenden Lehren der Kirche hinaus.

Die Forderung nach einer Sexualmoral, die der Lebenswirklichkeit im 21. Jahrhundert entspricht, war von Anfang an ein Schlüsselthema im Reformprojekt des Synodalen Wegs.

Quelle:
KNA