Bischöfe hoffen auf neue Impulse für EU-Verfassung

"Einigung Europas ist ein Wunder"

Zum Auftakt der deutschen EU-Präsidentschaft hoffen katholische Bischöfe auf neue Impulse für eine EU-Verfassung.
Auch der Deutsche Städtetag begrüßte am Dienstag die Ankündigung der Bundesregierung, den EU-Verfassungsprozess voranbringen zu wollen. Als ein Wunder bezeichnete der Mainzer Kardinal Karl Lehmann die Einigung Europas in der EU. Der ehemals zerstrittene Kontinent habe im Rahmen der vor 50 Jahren begründeten Europäischen Union eine erstaunliche Einheit gefunden, so Lehmann.

 (DR)

Im Zeitalter der Globalisierung wären die einzelnen Nationalstaaten ohne diese Gemeinschaft zur Ohnmacht verurteilt, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Europaidee neu beleben
Die europäischen Länder haben Lehmann zufolge derzeit die Chance, die Europaidee neu zu beleben. Insbesondere die deutsche EU-Ratspräsidentschaft könne in diese Richtung genutzt werden.

Lehmann erinnerte daran, dass die Stimmung gegenüber Europa immer wieder Phasen der Ernüchterung durchgemacht habe. So sei Europa zeitweilig zum Inbegriff von Bürokratie und Technokratie schlechthin geworden. Jetzt biete sich unter anderem die Gelegenheit, eine europäische Verfassung neu zur Diskussion zu bringen, so der Kardinal.

Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick rief die Bundesregierung auf, sich in den kommenden sechs Monaten gezielt für die Verabschiedung der EU-Verfassung einzusetzen. Das Dokument sollte einen Gottesbezug enthalten und auf die christlichen Wurzeln Europas hinweisen, erklärte Schick, der Vorsitzender der Weltkirchenkommission der Deutschen Bischofskonferenz ist, in Nürnberg. Erst auf dem Boden des Evangeliums werde die EU zu einer Gemeinschaft, in der die Würde des Menschen ganz oben stehe. Dadurch könnten die Menschenrechte gewahrt sowie für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung weltweit eingestanden werden.

Städtetag fordert mehr Bürgernähe
Der Präsident des Deutschen Städtetages, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, sagte in Berlin, ein Verfassungsvertrag wäre ein Meilenstein auf dem Weg zu einem Europa der Bürger. Die Europäische Union habe in den vergangenen Jahren unter ihrer Bürgerferne gelitten. "Um eine größere Akzeptanz zu erreichen, braucht Europa die bürgernächste Ebene, also starke Städte, zumal 80 Prozent der Menschen in Europa in Städten und Ballungsräumen leben."