Bischöfe für raschen Ausstieg aus Atomenergie

"Der Schöpfung verpflichtet"

Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben ihre Forderung nach einem raschen Atomausstieg erneuert. Aus ethischer Sicht sei die Nutzung der Kernenergie "wegen der ungeklärten Entsorgung, der Möglichkeit großflächiger Katastrophen und terroristischer Anschläge" nicht vertretbar, heißt es in einem am Donnerstag in Bonn veröffentlichten Papier.

 (DR)

Die 52-seitige "Arbeitshilfe" mit dem Titel "Der Schöpfung verpflichtet" wurde von einer Expertengruppe unter Federführung der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Bischofskonferenz erarbeitet. Vorsitzender ist der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der auch Mitglied der von der Bundesregierung einberufenen Ethikkommission zur Atomenergie ist. Sie will am Montag ihren Abschlussbericht vorlegen.



Für "neue, global verantwortbare und zukunftsverträgliche Wohlstandsmodelle"

Die Bischöfe sprechen sich unter anderem für die Entwicklung "neuer, global verantwortbarer und zukunftsverträglicher Wohlstandsmodelle" aus. Umweltschutzaspekte und ein sparsamer Verbrauch von Rohstoffen müssten stärker berücksichtigt werden. Hier müssten die Industrienationen vorangehen. "Denn sie haben sich durch eine Abwälzung der Energiekosten auf die Umwelt entwickelt und stoßen immer noch den größten Anteil an Treibhausgasen aus."



Den Emissionshandel mit CO2-Zertifikaten halten die Verfasser des Papiers vor diesem Hintergrund für ein "wichtiges Instrument". Vorauszusetzen dafür seien jedoch funktionierende Märkte und die Zusicherung, dass die Transferzahlungen für Emissionsrechte den Ländern zukommen, die kleinere Mengen des klimaschädlichen Gases ausstoßen.



"Sozial und wirtschaftlich gerechte" Energiewende

Die Energiepolitik der Zukunft muss nach Ansicht der Bischöfe geprägt sein "von einer Reduzierung des Energieverbrauchs, einer Steigerung der Effizienz und dem Ausbau und der Suche nach alternativen nachhaltigen Energieformen". Die Politik stehe vor der Aufgabe, diese Energiewende "sozial und wirtschaftlich gerecht" zu gestalten und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.



Auf Deutschland bezogen sieht das Papier Einsparpotenziale im Energieverbrauch unter anderem im Bereich von Heizung und Wärmedämmung sowie bei der Nutzung von Auto und Flugzeug. Zurückhaltend äußern sich die Bischöfe hinsichtlich einer stärkeren Nutzung von Bioenergie. Deren Ausbau habe in den vergangenen zehn Jahren zu "höchst ambivalenten Folgen" geführt. Als Beispiel nennen die Bischöfe gestiegene Getreidepreise durch Biosprit.