Bischöfe erörtern mit Experten die Zukunft der Familienseelsorge

Wie von Seiten der Organisatoren zu hören ist, sollen bei der Tagung, zu der sich 127 Teilnehmer angemeldet haben, darunter zwölf Bischöfe, auch heiße Eisen nicht ausgespart werden. Dazu gehört etwa der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, die für ihre zweite Ehe um den Segen der Kirche bitten. Nicht die Doktrin selbst steht zur Debatte, wohl aber der seelsorgliche Umgang mit denen, die hinter einem hohen Ideal zurückbleiben, manchmal auch ohne eigenes Verschulden.

Kritiker werfen der katholischen Kirche bisweilen vor, weltfremd und zu wenig flexibel in diesem Bereich zu sein. In der Praxis kümmert sich jedoch ein ganzes Heer kirchlicher Fachleute um familiäre Lebenslagen aller Art. Katholische Eheberater lassen auch Paare, die sich trennen wollen, nicht allein. Das weitgehend kirchlich finanzierte Angebot ist für die Klienten sogar kostenlos. Für Alleinerziehende gibt es im Bistum Osnabrück ein eigenes Seelsorgereferat, das etwa Mütter einfühlsam begleitet, die sich mit ihren pubertierenden Kindern überfordert fühlen. In Fulda wird eine eigene Väterarbeit angeboten, mit gemeinsamen Wochenenden, bei denen es dann am Lagerfeuer um Gott und die Welt geht.

Die Haltbarkeit von Beziehungen hängt in einer Zeit, die den allzeit verfügbaren, mobilen Arbeitnehmer verlangt, entscheidend von der Kommunikationsfähigkeit ab. Die katholische Kirche hat, mit wissenschaftlicher Unterstützung, inzwischen ein ganzes Bündel höchst erfolgreicher Kurse entwickelt. Sie helfen nachweislich Familien, Sprachlosigkeit zu überwinden, der bekannteste Kurs heißt «Ein partnerschaftliches Lernprogramm», kurz EPL.

Eine einfache Möglichkeit, wie man die hohe Wertschätzung lebenslanger Partnerschaft ohne moralischen Zeigefinger zum Ausdruck bringen kann, sind eigene Gottesdienste für Ehejubilare: Der Bischof lädt ein und spendet jedem Paar einen persönlichen Segen. Ausgehend vom Erzbistum München-Freising etabliert sich dieses Angebot in immer mehr Diözesen - mit hoher Resonanz. Die Kirchen sind stets voll. Paare, die zum Teil schon mehr als 60 Jahre gemeinsam durch dick und dünn gegangen sind, freuen sich über diese Aufmerksamkeit.
Die örtlichen Zeitungen reagieren mit freundlicher Berichterstattung.

Damit Kommunionkinder und ihre Familien nicht nach ihrer ersten vollen Teilnahme an einer Eucharistiefeier wieder aus dem Gemeindeleben verschwinden, setzt beispielsweise die unterfränkische Pfarrei Kleinostheim auf Intensivvorbereitung. Ihre Kurse dauern nicht wenige Wochen, sondern ein knappes Jahr. Die Eltern werden dauerhaft einbezogen, sie treffen sich jeden Monat, in den Familien geht es mindestens einmal pro Woche um die anstehende große Feier. Die Rückmeldungen der Kinder zeigen, dass sie sich freuen, wenn die Familie zusammen über die Bedeutung des Festes spricht.

Insgesamt zehn solcher «Leuchtturmprojekte», die es bereits gibt, werden in Freising vorgestellt. Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky, Familienbischof der Deutschen Bischofskonferenz, wird die Tagung mit einem Referat einleiten. Damit es nicht beim unverbindlichen Erfahrungsaustausch bleibt, ist verabredet, am Ende konkrete Empfehlungen an die Adresse der Familienseelsorger, aber auch an die der Bischöfe zu geben. Dabei ist klar, dass gute Ideen nicht immer daran scheitern, dass sie sich noch nicht herumgesprochen haben. Mancherorts fehlt es schlicht an Geld und Personal.